Lob für die „tolle Atmosphäre“: die neue Werkstatt der Behindertenstiftung. Foto: Horst Rudel

Die Behindertenwerkstatt Linsenhofen hat ihr neues Werkstattgebäude in Besitz genommen. Das vier Millionen Euro teure Haus bietet 90 Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz

Frickenhausen - Sie haben allen Grund zu Feiern. Am Wochenende eröffnete die neue Werkstatt des Vereins der Behindertenförderung Linsenhofen nach fast zwei Jahren Bauzeit. In der neuen Werkstatt finden rund neunzig Menschen mit geistigen, körperlichen oder psychischen Einschränkungen einen Arbeitsplatz. Außerdem werden in dem Gebäude 18 Betreuungsplätze für Menschen angeboten, die eine intensive Pflege benötigen.

Im lichtdurchfluteten Erdgeschoss betreibt die Behindertenförderungeine Kantine, die auch von Mitarbeitern der umliegenden Firmen genutzt werden kann. „Wir sind gespannt, wie das Angebot angenommen wird“, sagt der Geschäftsführer der Behindertenförderung Linsenhofen Thomas Fick. Besonders freut er sich darüber, dass in der Küche neue und anspruchsvolle Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entstanden sind. „Wir haben dort ein neues Arbeitsfeld aufgemacht.“

Namensschilder an den Stühlen

Das Tageslicht kommt über einen Lichthof durch das zweistöckige Gebäude vom Dach bis ins Erdgeschoss. „Das hat uns schon beim Entwurf begeistert, es schafft eine tolle Atmosphäre“, sagt Fick. Im ersten Stockwerk befindet sich einer der Werkstattbereiche. Dort wird verpackt, geklebt, gelötet und konfektioniert. Einer, der hier nun seinen neuen Arbeitsplatz hat, ist Günter Kolbinger aus Neckartenzlingen. Er freut sich über das neue Gebäude und die neue Einrichtung. „Jeder hat einen neuen Stuhl mit seinem Namen darauf“, erklärt er. Kolbingers Kollege, der Werkstattrat Mario Werner, arbeitet am zweiten Standort der Behindertenförderung, in der Werkstatt in Oberboihingen. Die neue Werkstatt in Frickenhausen sei sehr schön geworden, findet er.

Zu tun haben Kolbinger, Werner und ihre Kollegen genug, die Auftragsbücher der Werkstatt sind prall gefüllt. Die gute Auftragslage der Industrie mache sich auch bei der Behindertenwerkstatt bemerkbar, berichtet der Geschäftsführer Fick. In den Jahren 2015 und 2016 hätten die Werkstätten die Millionengrenze beim Umsatz überschritten. Und im laufenden Jahr sehe es danach aus, als ob dies wieder gelinge.

Schulungsraum rundet das Angebot ab

Neben den Arbeitsplätzen gibt es auch einen modernen Schulungsraum mit höhenverstellbaren Tischen und einem Beamer. Im Förder- und Betreuungsbereich werden 18 Plätze in drei Gruppen angeboten. Dort gibt es ein Pflegebad mit Deckenlift und einen sogenannten „Snoezeleraum“, wo die Menschen mit beruhigender Musik und Lichteffekten Entspannung finden können. Im zweiten Obergeschoss sind die Büros der Verwaltung und einige Technikräume eingerichtet.

Die neue Werkstatt ersetzt die bisherige Behindertenwerkstatt in Linsenhofen. Der Verein sei vor der Frage gestanden, ob der Brandschutz des Gebäudes erneuert oder ob eine neue Werkstatt gebaut werden soll. Die Sanierung der alten Werkstatt hätte bis zu 1,5 Millionen Euro gekostet. Der Neubau habe nun mit vier Millionen Euro zu Buche geschlagen. Für einen Neubau habe gesprochen, dass eine Renovierung des alten Hauses bei laufendem Betreib schwierig geworden wäre. Außerdem befand sich die Werkstatt in einem Wohngebiet, was für die Logistik nicht ideal gewesen sei.

Das alte Gebäude soll abgerissen werden. An den Platz soll ein Wohnheim mit 25 Plätzen gebaut werden, dass das bisherige Wohnheim in Linsenhofen ersetzen soll.