Plan und Muster: Das Erweiterungsgebäude für das Museum soll an einem Teil des Erdgeschosses eine Fassade aus rostendem Stahlblech erhalten. Foto: factum/Bach

Der Erweiterungsbau des Stadtmuseums bekommt zwei Veranstaltungsräume – und eine Fassade mit Stahl. Dass diese rostet, ist Absicht.

Gerlingen - E r soll markant werden, der bereits beschlossene Erweiterungsbau des Gerlinger Stadtmuseums, aber dennoch in die Umgebung passen. Gleich daneben steht das Alte Schulhaus von 1818, ein paar Meter weiter die Petruskirche aus dem 16. Jahrhundert. Angesichts dieser Nachbarn war der Denkmalschutzbehörde die vorgesehene Glasfassade des Erweiterungsbaus zu markant. Auf die Bitte der Behörde hin hat der Architekt Christian Haag seinen Entwurf nochmals überarbeitet. Jetzt soll das Haus eine Fassade mit Stahlplatten im Erdgeschoss als Sockel und verputzten Wänden an den Obergeschossen erhalten. Von dieser Lösung sind der Planer wie die Stadträte des Technischen Ausschusses und die Gerlinger Verwaltungsspitze begeistert.

Nun auch ein Aufzug vorgesehen

Auch im Inneren hat die Umplanung Folgen. Das neue Haus erhält vier Geschosse: Im ersten Untergeschoss und im Erdgeschoss sind zwei Veranstaltungsräume, etwa 60 und gut 40 Quadratmeter groß. Der Veranstaltungsraum im Erdgeschoss ist nun direkt zum Museumsplatz hin orientiert. Daneben ist eine Küche vorgesehen, von der aus auch der Hof gut erreicht werden kann – bei Veranstaltungen nicht unwichtig. Im ersten Stock sind die Büros der Mitarbeiter, im zweiten noch Depotflächen. Durch das ganze Haus führt ein Aufzug, der im ersten Entwurf nicht vorgesehen war. Dessen Kosten seien durch Einsparungen bei der Fassade wieder hereingekommen, berichtete Haag.

Über die „freundlichen und höflichen“ Einwände des Denkmalamtes sei er im ersten Moment nicht glücklich gewesen, sagte der Architekt. „Ich habe die Glasfassade gut gefunden, sonst hätte ich sie nicht vorgeschlagen.“ Er habe dann aber nochmals gut eine Woche investiert, um den jetzigen Entwurf auszuarbeiten.

Bei Regen kann sich Rostwasser bilden

Dieser sieht ein Fassade vor mit großen Glasfenstern des Veranstaltungsraumes und daneben, entlang der Christophstraße, sogenannte Corten-Stahlplatten. Deren Oberfläche ist so vorbehandelt, dass sie rosten kann. Bei Regen werde dann Rostwasser ablaufen, so Haag, im Hof ist dafür eine Entwässerungsrinne vorgesehen. Auf der Straße sei das „kein Problem“. Der Ergänzungsbau werde „ein eigenständiges städtisches Gebäude, in dem Nutzungen für das Museum enthalten sind“. Mit anderen Worten: Die Veranstaltungsräume sind so geplant, dass sie auch unabhängig vom Museum genutzt werden können. So werde das Stadtmuseum zum „Haus der Begegnung“, sagte der Bürgermeister Georg Brenner.

Den Stadträten gefiel die vorgeschlagene Kombilösung für die Fassade, nicht nur Martin Nufer und den Freien Wählern. Es entstehe eine „gute Eingangssituation für die Innenstadt“, sagte Rolf Schneider (Grüne). Für die CDU-Stadträtin Irmgard Schopf verfalle man allerdings „von einem Extrem ins andere, zuerst Glashaus, dann Rostfassade mit Brühe, die runterläuft“. Brigitte Fink (SPD) meinte, man brauche zunächst den Ergänzungsbau, um dann das Haupthaus sanieren zu können.

Der Planungskalender

April 2014
:Erste Überlegungen im Technischen Ausschuss, was bei einer Sanierung des Alten Schulhauses, in dem das Stadtmuseum seit den achtziger Jahren untergebracht ist, alles ansteht – zum Beispiel Barrierefreiheit. Kommendes Jahr wird das Haus 200 Jahre alt.

Oktober 2015:
Das Stadtmuseum erhält die Auszeichnung „vorbildliches Heimatmuseum“, zusammen mit dem Filderstadt-Museum und dem Haus der Geschichte in Waiblingen.

Dezember 2016
: Der Gemeinderat beschließt einen Erweiterungsbau an der Christophstraße.

Juni 2017:
Die überarbeitete Planung wird vorgestellt, der Gemeinderat soll Ende des Monats den Baubeschluss fassen.

2019:
Fertigstellung des Erweiterungsbaus im Lauf des Jahres. Dann Planung der Sanierung des Haupthauses.