Ein breiter Sockel mit den Funktionsabteilungen und ein aufgesetzter schmaler Bettentrakt – so soll die neue Klinik am Eichert aussehen. Foto: Arcass Planungsgesellschaft

Der Neubau der Göppinger Klinik am Eichert soll der große Wurf werden und zugleich die bisherigen „kleinen Mängel“ abstellen. Im Detail wurde bei der die Planung „von innen nach außen“ vieles berücksichtigt.

Göppingen - Als es im Jahr 2011, zu Beginn der Planungen für den Neubau der Göppinger Klinik am Eichert, seitens der Verantwortlichen geheißen hatte, das Projekt würde „von innen nach außen“ entwickelt, konnten sich wohl nur die wenigsten Leute etwas darunter vorstellen. Nachdem nun allerdings die Entwurfsplanung für das 360 Millionen Euro teure Projekt vorliegt, wird deutlich, dass dieses Vorgehen, das zahlreiche Umplanungen auffing, offenkundig funktioniert hat. So führte der umfangreiche Beteiligungsprozess, in den nicht zuletzt auch die Ärzte und das Pflegepersonal eingebunden waren, dazu, dass die Punkte, die in der bestehenden Klinik immer wieder zu Kritik geführt haben, künftig keine Rolle mehr spielen dürften.

Diese waren und sind in dem vor 38 Jahren eröffneten Krankenhaus vor allem durch die räumliche Struktur bedingt und machen dem Personal das Arbeiten schwer, aber auch den Patienten ihren Aufenthalt teilweise recht unkomfortabel. Anhand einiger Beispiele – und ohne den Blick erneut auf das große Ganze zu richten – soll hier deutlich gemacht werden, wie aus diesen Fehlern gelernt wurde und dass die Vorschläge der Praktiker ihren Niederschlag fanden, wenn der Neubau, wie vorgesehen, in sechs Jahren in Betrieb geht.

Patientenzimmer Bis jetzt ist es den Pflegekräften in den Zwei-Bett-Zimmern nicht möglich, das hintere Bett am vorderen vorbeizuschieben, ohne dieses vorher leicht querzustellen. In Zukunft wird dieses Problem nicht mehr auftreten, da die Zimmer in der neuen Klinik 4,5 Quadratmeter größer sind. Ausprobiert wurde dies vom Personal bereits vor einigen Jahren, wo in einer leer stehenden Fabrikhalle in Süßen der vorgesehene Grundriss einer Station für praktische Probeläufe originalgetreu nachgebaut worden war.

Nasszelle Der Bad- und Toilettenbereich in den Zimmern wird im Neubau ebenfalls etwas größer ausfallen. Bisher ist es nicht nur für Patienten, die von ihrer Bewegungsfähigkeit her eingeschränkt oder an Infusionen angeschlossen sind, schwer bis unmöglich, sich in dem winzigen Raum zwischen Klo und Dusche zu drehen. Auch die Duschwanne ist derart hoch, dass sie noch nicht einmal den Begriff „barrierearm“ verdient. Viel zu schmal ist auch die Tür zu der Nasszelle. All das wird im Neubau anders, was auf dann zur Verfügung stehenden vier Quadratmetern ebenfalls im praktisch ausprobiert wurde.

Frischluft Ein stetiger Anlass zur Klage von Patienten und ihren Angehörigen sind die Fenster in der jetzigen Klinik am Eichert, die sich nicht öffnen lassen. Frische Luft in den Zimmern ist deshalb Mangelware. In Zukunft wird das anders sein, weil in den Zimmern großflächige und zu öffnende Fenster eingebaut werden. Verzichtet wurde indes auf eine Vollklimatisierung, was von Außenstehenden bereits kritisiert wurde. Die Verantwortlichen sehen darin allerdings kein Problem. Selbstverständlich seien die Operationssäle und weitere Funktionseinheiten klimatisiert, sagt Ingo Hüttner, der medizinische Geschäftsführer der Alb Fils Kliniken. Sein für den kaufmännischen Bereich zuständiger Kollege Wolfgang Schmid ergänzt: „Durch die sogenannte Betonkernaktivierung steigt die Temperatur aber auch in den Zimmern der neuen Klinik selbst bei hohen Außentemperaturen nicht über 25 Grad.“

Tageslicht Vor allem die Ärzte und das Pflegepersonal müssen ihrer Arbeit – übertrieben formuliert – bislang in „Dunkelkammern“ nachgehen. Die Stations- und Stützpunktzimmer sind in den einzelnen Stockwerken als Mittelblock angeordnet. Tageslicht gibt es nicht. Das wird sich ändern. Zwar werden die künftigen Doppelstationen mit ihren zweimal 38 Betten ebenfalls aus ihrem „Zentrum“ heraus versorgt. Von innen her bringen jedoch große Lichthöfe natürliche Helligkeit. Durch die Anordnung sind zudem kurze Wege für die Beschäftigten gewährleistet. Ein neues Essens- und Warentransportsystem sowie eine Rohrpost sollen unnötige und zeitraubende Botengänge überdies verringern.

Begegnungsverkehr Auf den Wegen in die Untersuchungs- und Funktionsräume kreuzen sich bis jetzt noch die Wege der Patienten und Besucher, was für beide Seiten oft nicht allzu angenehm ist. Dies wird im Neubau der Klinik am Eichert nicht mehr der Fall sein, da in den entsprechenden Etagen ein separater Erschließungsflur eingeplant ist. Auch in den Aufzügen kann ein „Begegnungsverkehr“ verhindert werden, weil das Pflegepersonal mittels einer Chipkarte die Möglichkeit hat, Patiententransporte vorrangig abzuwickeln.

Die Höhe des Zuschusses könnte Ende des Jahres feststehen

Anfang August ist der Förderantrag für den Neubau der Göppinger Klinik am Eichert beim baden-württembergischen Sozialministerium eingereicht worden. Die Behörde stehe, wie ein Sprecherin erklärt, dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber. So sei bereits eine Planungsrate in Höhe von acht Millionen Euro gewährt sowie das Raum- und Funktionsprogramm zwischen den Alb-Fils-Kliniken und dem Ministerium abgestimmt worden. Zurzeit werde der Förderantrag geprüft, weshalb es für weitere Auskünfte noch zu früh sei.

Sollte diese Prüfung positiv ausfallen, wird das Ministerium eine Aufnahme in das Jahreskrankenhausbauprogramm vorschlagen und den Landeskrankenhausausschuss um Zustimmung bitten. Anschließend ist ein Ministerratsbeschluss erforderlich. Zuletzt wurde das Krankenhausbauprogramm stets Ende des Jahres vom Kabinett beschlossen.