Im Erdgeschoss des neuen Flughafen-Parkhauses P 14, in dem seit November geparkt werden kann, entsteht im Moment der neue Stuttgarter Fernomnibus-Bahnhof. Foto: Flughafen Stuttgart GmbH

Am 26. Januar sollte der neue Stuttgarter Fernomnibus-Bahnhof am Flughafen endlich in Betrieb gehen. Aber auch daraus wird nichts. Der Auftakt wurde auf Frühjahr 2016 verschoben. Jetzt peilt Flughafenchef Walter Schoefer einen Termin „Anfang April“ an. Aber es gibt immer noch Unwägbarkeiten.

Stuttgart - Ursprünglich war der Start mit dem neuen Stuttgarter Fernomnibus-Bahnhof einmal für Ende Oktober 2015 geplant gewesen, dann musste Flughafenchef Walter Schoefer den Termin auf den 26. Januar vertagen, schließlich auf Frühjahr 2016. Inzwischen hofft Schoefer, dass es Anfang April klappen kann, wie er vor wenigen Tagen sagte. Doch da scheint es noch Unwägbarkeiten zu geben. Am Tag von Schoefers Ankündigung vermeldete die Berliner Firma PSI Transcom GmbH erst den Eingang des Auftrages für das Herzstück des Busbahnhofs: für das Dispositionssystem. Die Auftragnehmerin spricht davon, dass das Stuttgart Airport Busterminal (SAB) „voraussichtlich im April 2016 in Betrieb gehen wird“.

Als Dispositionssystem wird die Anlage bezeichnet, die die absehbaren Busankunftszeiten verarbeitet, die Belegung der Bussteige ermittelt und die Abfahrtszeiten für die Busfahrgäste anzeigt. Es ist, wenn man so will, der Lotse schlechthin für Busfahrer und Busfahrgäste. Die Anlage, deren Lieferung und Einbau jetzt vergeben wurde, heißt PSI traffic. Das Personal, das sie bedient, wird die Dauer des Busstopps am Bussteig verlängern oder Busstopps an andere Haltestellen verlegen können. Das Ergebnis wird den Busfahrern vor dem SAB und den Fahrgästen im SAB jeweils automatisch angezeigt.

Im Schnitt 220 Ankünfte und Abfahrten pro Werktag

Das muss ein vergleichsweise flexibles, gut zu steuerndes System sein, weil Verspätungen der Fernbusse auf den oftmals verstopften Autobahnen nicht unüblich sind. Und im Fall des Stuttgarter Fernbusbahnhofes, der wegen seiner Ansiedlung beim Flughafen dort unter dem Namen Stuttgart Airport Busterminal (SAB) firmiert, geht es immerhin um durchschnittlich 220 Ankünfte und Abfahrten von Bussen pro Werktag, an Spitzentagen um einiges mehr. Außerdem soll das System noch mehr als 200 Abfahrten von Verkehrsmitteln des öffentlichen Personennahverkehrs anzeigen. Das ist für Fernbusnutzer bedeutsam, die nach der Ankunft am Flughafen mit der S-Bahn oder einem örtlichen Linienbus weiterreisen wollen.

Der SAB wird auch nicht nur von klassischen Fernbussen angefahren werden, sondern außerdem von Regionalbussen und von sogenanntem Gelegenheits- und Flughafen-Zubringerverkehr. Sie stoppen an einer der 18 überdachten Haltestellen.

Ausschreibung aufgehoben

Der Auftrag ist für die Firma PSI, ein Unternehmen in Berlin mit rund 1700 Mitarbeitern, nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Flughafenchef Schoefer, der den SAB-Bau im Auftrag und auf Kosten der Stadt Stuttgart übernommen hat, musste das erste Ausschreibungsverfahren „wegen Unwirtschaftlichkeit“ aufheben und ein neues Verfahren einleiten. Es seien nämlich nur unwirtschaftliche Angebote mit Summen von mehr als einer Million Euro eingegangen, sagte Schoefer. Gerechnet hatte er mit Kosten für das Dispositionssystem von etwa 500 000 Euro.

Vor der zweiten Ausschreibung suchte die FSG Kontakt zu Fernbusbahnhof-Betreibern in Berlin und in anderen Großstädten. „Wir haben vor der neuen Ausschreibung technisch nachgesteuert“, sagte Schoefer. Jetzt bewege man sich mit der Auftragssumme „finanziell etwa im Plan“. Doch die Zeit ist Schoefer davongelaufen.

Neue Verschiebung, neue Unannehmlichkeiten

Manche Fernbusbetreiber klagen über die Verzögerungen. Die allererste Verschiebung vom 30. Oktober bis zum 26. Januar hatten sie nach Schoefers Aussage leicht weggesteckt, weil sie die Umstellung selbst gern nach dem Jahreswechsel vollziehen wollten. Nun aber, heißt es bei der Firma Mein Fernbus, sind die Fahrpläne hinfällig, die man auf den 26. Januar eingestellt hatte. Wenn der Betrieb nun im April beginne, folge schon kurze Zeit später, nämlich im Mai, die Umstellung des gesamten Fahrplans von Mein Fernbus auf die Sommersaison.

Auch die Stadt Stuttgart muss sich umstellen und die provisorischen Fernbusbahnhöfe in Zuffenhausen und Obertürkheim länger betreiben als geplant. Ginge es nach den Verantwortlichen bei Mein Fernbus, würde der Stuttgarter Norden allerdings gar nicht vom Fernbusnetz abgehängt werden.

Stadt Stuttgart schießt knapp fünf Millionen Euro zu

Firmenchef Torben Greve hatte schon im November 2014 im Interview mit unserer Zeitung dafür plädiert, im nördlichen Stuttgart eine Haltestelle für die in der Nähe verlaufenden Fernbuslinien aufrechtzuerhalten, damit Fahrgäste mit einem Ziel in diesem Gebiet nicht umständlich zum Flughafen und von dort mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückfahren müssen. An dieser Haltung hat sich seither nichts geändert.

Sowohl die provisorischen Fernbusbahnhöfe wie auch der Neubau am Flughafen wurden notwendig, weil der Neubau des Stuttgarter Hauptbahnhofes dem angestammten Fernomnibus-Bahnhof am Mittleren Schlossgarten ein Ende gemacht hatte. Nach schwieriger Standortsuche entschieden die Stadtverwaltung und die Stadträte, dass der neue Fernbusbahnhof im Erdgeschoss des neuen Flughafen-Parkhauses P 14 entstehen solle. Die Parkplätze in dem Neubau, der rund 35 Millionen Euro kostet, sind seit Ende November in Betrieb, der Busbahnhof nicht. Für dessen Bau schießt die Stadt knapp fünf Millionen Euro zu. Dazu kommen noch Zahlungen für den Betrieb.