Maribel Verdú als böse Schweigermutter Foto: Verleih

Der Regisseur Pablo Berger hat das Märchen der Gebrüder Grimm von Neid, Hass und Rache nach Sevilla verlegt – als Schwarzweiß-Stummfilm.

Die erste heilige Kommunion ist in Spanien ein großer Tag, Carmencita ist gekleidet wie eine Braut. Doch sie hat Kummer, wieder kommt ihr Vater Antonio nicht. Was sie nicht weiß: Er verunglückte als Torero, was Carmencitas Frühgeburt auslöste und zum Tod ihrer Mutter führte, einer bildschönen Flamencosängerin. Der Vater – nun querschnittsgelähmt – geriet ins gesellschaftliche Abseits und verlor sein Vermögen.

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Um das Erstkommunion-Kind zu trösten, tanzt Großmutter Dona Concha, im Patio des herrschaftlichen Anwesens Flamenco. Die Spitzen ihrer schwarzen Robe, die Eleganz des graziösen Frauenkörpers, das Lichtspiel, die kraftvoll andalusische, aber nicht auftrumpfende Musik: Dieser Moment mit Ángela Molina ist nur eines von vielen vollkommenen Leinwanderlebnissen, mit denen Regisseur Pablo Berger sein Publikum beschenkt.

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Betörende Bilder in Schwarzweiß hat er mit seinem 540-köpfigen Filmteam geschaffen, die alte Geschichte der Gebrüder Grimm von Neid, Hass und Rache in Sevilla neu aufgelegt. Surreal und von unbeschreiblicher Noblesse bringt sich Maribel Verdú als böse Stiefmutter ein. Macarena Garcia, eine grandiose Entdeckung, spielt das erwachsene Schneewittchen, das selbst Karriere in der Stierkampfarena macht. Die Rollen der Zwerge hat Berger an kleinwüchsige Toreros delegiert, die im Varieté der 1920er hätten auftreten können. Bildunterschriften sind das einzige Zugeständnis an die Sprache, es dominiert die Musik.

Bergers Epos ist von präziser, moderner Machart und eine brilliante Hommage an die Ära des Stummfilms. Kino, sagt Berger, ist Zauber. Wie Recht er hat.

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