Im Neonazi-Prozess hat ein Angeklagter ein Geständnis abgelegt Foto: dpa

Im Prozess gegen vier mutmaßliche Neonazis aus Göppingen hat ein Angeklagter ein Geständnis abgelegt.

Stuttgart - Ein Aktivist der Göppinger Antifa hat offenbar versucht, sich bei den Autonomen Nationalisten einzuschleusen. „Er hat uns mit Veranstaltungsterminen der Linken versorgt, damit wir dort stören können“, sagte Daniel R. am Donnerstag vor der Staatsschutzkammer des Stuttgarter Landgerichts. Dort muss sich der ehemalige Landesvorsitzende der Partei Die Rechte zusammen mit drei ehemaligen Gesinnungsgenossen unter anderem wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verantworten. R. will wie sein Mitangeklagter Stephan H. ein Geständnis ablegen, die beiden anderen schweigen .

Die Autonomen Nationalisten, die über fünf Jahre in Göppingen für Ärger sorgten, waren Ende 2014 von Innenminister Reinhold Gall (SPD) verboten worden. Die Gruppe verhielt sich bei ihren Treffen konspirativ. „Nicht jeder durfte da hinkommen“, so R. Bei den Zusammenkünften, an denen offenbar bis zu zwölf Personen teilnahmen, seien Aktionen gegen Linke besprochen und Demonstrationen geplant worden. Ansonsten skizzierte der 23-Jährige die Wochenendbeschäftigung so: „Trinken, Aufkleber verkleben, auf Veranstaltungen fahren.“ Auch Partys seien gefeiert worden. Sie dienten nicht zuletzt der Finanzierung der Aktivitäten. Später habe man einen freiwilligen Monatsbeitrag von 20 Euro vereinbart. Das Gericht könnte darin einen Beleg für eine kriminelle Vereinigung sehen.

Alkohol war laut R. schon bei der Gründung der Autonomen Nationalisten im Jahr 2009 im Spiel. Nach einer durchzechten Nacht auf dem Cannstatter Wasen sei er um 6.30 Uhr in Göppingen angekommen. Dort habe er den ihm bis dahin unbekannten mitangeklagten Manuel G. kennengelernt, der als intellektueller Kopf der Gruppe gilt. Den weiteren Vormittag habe man in einer Kneipe zugebracht. Dort habe G. erzählt, dass er in Göppingen eine nationale Kameradschaft aufbauen wolle. Die Internetseite der Autonomen Nationalisten gab es da schon, Mitglieder noch nicht. G. und R. waren die ersten. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.