Atomkraft-Gegner ziehen mit Transparenten in Richtung Atomkraftwerk Neckarwestheim. Foto: dpa

Ein Jahr nach der Katastrophe in Japan gingen in Neckarwestheim Tausende auf die Straße.

Neckarwestheim - Am Jahrestag der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima haben tausende Atomkraftgegner rund um das Kernkraftwerk Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) für einen schnellen Atomausstieg demonstriert. Viele von ihnen trugen Fahnen mit der roten Sonne und der Aufschrift „Atomkraft - Nein danke“ sowie Transparente, auf denen Forderungen nach einer sofortigen Abschaltung der Atomkraftwerke zu lesen waren. Die Umweltschutzorganisation BUND, die zu dem Protest am Sonntag aufgerufen hatte, zählte rund 5000 Teilnehmer, die Polizei 1000.

Auf ihrem Weg vom Bahnhof in Kirchheim am Neckar (Kreis Ludwigsburg) aus gedachten die Demonstranten zunächst der Opfer in Japan mit einem Schweigemarsch, schwarze Bänder wehten am Straßenrand. Sie legten zudem mehrere hundert gefaltete Papierkraniche nieder, Symbol der japanischen Antiatomkraftbewegung.

Bei einer Kundgebung vor dem Kernkraftwerk bekräftigten die Redner die Forderung der Anti-Atomkraft-Bewegung. „Wir müssen die Verwendung dieser Technologie stoppen und den Weg der Energiewende konsequenter gehen“, sagte Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Sie forderte von der Landesregierung vor allem bei der Energieeffizienz und Einsparung mehr zu tun und rasch ein Konzept für eine erfolgreiche Energiewende vorzulegen.

Kritik an der Bundesregierung übte Valentin Hollain von der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar. Die Bundesregierung bremse den Ausbau erneuerbarer Energiequellen systematisch aus, sagte Hollain.

Bundesweit haben am Sonntag meherere zehntausend Menschen demonstriert

Der in Deutschland lebende japanische Physiker Koji Mochizuki berichtete über die aktuelle Situation in Fukushima und die Veränderung in der japanischen Gesellschaft. „Es zeigt sich, dass die Bürgerinnen und Bürger in Japan immer kritischer zur Atomenergie stehen.“ Herbert Würth, der für die lokalen Bürgerinitiativen sprach, erinnerte daran, dass im Radius von 20 Kilometern um Neckarwestheim mit rund 850.000 Einwohnern zehn Mal so viele Menschen leben wie in der Region Fukushima. Den Weiterbetrieb des Meilers Neckarwestheim sowie von acht weiteren in ganz Deutschland für die kommende Dekade bezeichnete er als „politischen Kniefall vor den Energiekonzernen“.

Bundesweit haben am Sonntag mehrere zehntausend Menschen unter dem Motto „Fukushima mahnt: Atomanlagen jetzt abschalten!“ demonstriert. Kundgebungen gab es neben Neckarwestheim an fünf weiteren Standorten, unter anderem in der Region um die Atommülllager Asse und Schacht Konrad. Zu einer Aktion im Schweizer Kanton Bern an der Grenze wollten auch viele Menschen aus Südbaden anreisen. Das dortige Atomkraftwerk Beznau I ist das älteste in Europa.

Bereits am Samstag hatten mehrere hundert Demonstranten aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz die sofortige Schließung des ältesten französischen Atomkraftwerks Fessenheim im Elsass verlangt. Die Region gilt als erdbebengefährdet.