Aktuell wird in der Region Stuttgart nur der Ausbau von 13 Schleusen bis Heilbronn geplant. Foto: dpa

Zwei Schleusen im Ballungsraum werden von Herbst an saniert. Angekündigter Ausbau nicht mal geplant.

Stuttgart - Aus Unterlagen des Verbands Region Stuttgart geht hervor, dass im Ballungsraum in den kommenden Jahren lediglich Sanierungen der maroden Bauwerke in Besigheim, Hessigheim und Remseck-Aldingen (alle Kreis Ludwigsburg) anstehen.

Aktuell passen Güterschiffe von höchstens 105 Metern Länge und knapp zwölf Metern Breite durch die Neckarschleusen. Weil auf dem Rhein inzwischen aber vorzugsweise Schiffe mit 135 Metern unterwegs sind, haben sich Bund und Land Baden-Württemberg vor rund fünf Jahren darauf verständigt, auch den Neckar quasi fit für die Rhein-Schifffahrt zu machen. Stand 2008 sollte das etwa 183 Millionen Euro kosten. Da auch die jeweiligen zweiten Kammern, die ihre Länge behalten sollen, nach gut 50 Jahren Dienst bröckeln und ihre Tore klemmen, und zudem Wehre und Ufer saniert werden sollen, könnten insgesamt sogar rund 650 Millionen Euro aus Berlin in den Neckar fließen.

Da das für den Bund viel Geld ist und die Wasserstraßen auch andernorts in die Jahre kommen, hat das Bundesverkehrsministerium vor einem Jahr begonnen, die deutschen Wasserwege in sieben Kategorien zu unterscheiden. Flott vorangetrieben werden soll zunächst einmal der Ausbau der ersten Kategorie. Der Neckar jedoch liegt von der Mündung bis Heilbronn in der zweiten, bis Stuttgart in der dritten und bis Plochingen in der vierten Kategorie.

Bedeutung des Neckars nimmt ab

„Mit der vorgeschlagenen Einstufung nimmt die bundesweite Bedeutung des Neckars als Wasserstraße ab“, heißt es in der Beratungsunterlage des regionalen Verkehrsausschusses, der an diesem Mittwoch in Stuttgart tagt. Entsprechend unwahrscheinlich wird die Verlängerung aller Schleusen bis zum Endpunkt des schiffbaren Neckars in Plochingen (Kreis Esslingen), die vor vier Jahren noch bis 2025 Wirklichkeit werden sollte. Landesverkehrsminister Winfried Hermann wirbelte vergangenes Jahr Staub auf, weil er unter diesen Vorzeichen die Priorität bis Heilbronn unterstrich, anstatt für den ganzen Neckar zu kämpfen. Inzwischen drängen ihn die eigene Fraktion und die von Regierungspartner SPD dazu, auf alle Schleusen bis Plochingen zu pochen.

Der Verkehrsausschuss des Bundestages hat dem Ministerium allerdings aufgegeben, die Kategorisierung zu überarbeiten. Der neue Vorschlag soll nach Auskunft des Amtes für Neckarausbau in Heidelberg bis zum Sommer fertig sein, der Gesetzerlass noch in diesem Jahr erfolgen. Wie den Regionalräten nun aber mitgeteilt wird, darf die Heidelberger Behörde bis dahin nur die Verlängerung der Schleusen zwischen Mannheim und Heilbronn planen. Für die Schleusen bis Stuttgart und Plochingen fehlt sozusagen der Auftrag aus der Hauptstadt.

Auch Sanierungen verspätet

Der obere schiffbare Neckar beschäftigt die Heidelberger gerade nur, weil einige besonders marode Schleusen bald saniert werden sollen. Allerdings wird es auch bei diesen später als gedacht. Im Hebewerk von Hessigheim (Kreis Ludwigsburg), das im Sommer 2010 schon einmal tagelang ausgefallen war, sollten die Arbeiten eigentlich 2011 beginnen. Inzwischen ist von Herbst 2012 die Rede – betreffend die linke Kammer. Die rechte folgt frühestens im Jahr 2018. In der Schleuse Besigheim, die dieses Jahr an die Reihe kommen sollte, wird der Baubeginn nun auf 2014 terminiert. Tatsächlich noch dieses Jahr soll es vor den Toren der Landeshauptstadt in Remseck-Aldingen losgehen.

Der Ausbau, heißt es aus Heidelberg, könne erst „in einem zweiten, zeitlich noch nicht absehbaren Schritt“ geplant werden – falls das Bundesministerium die 13 Schleusen am oberen Neckar entsprechend einstuft. Die Regionalräte, die schon zwei Resolutionen für die Binnenwasserstraße Neckar verabschiedet haben, werden nicht amüsiert sein.