Wasen-Beschicker fürchten Klagen von Anwohnern im Neckarpark wegen Lärms vom Festgelände.

Stuttgart -  Das alte Güterbahnhofsgelände in Bad Cannstatt bietet viele Möglichkeiten für eine künftige Bebauung - und genauso viele Streitpunkte. Zuletzt war man sich im Gemeinderat uneinig. Das bürgerliche Lager wünscht sich eher gewerbliche Nutzung, die öko-soziale Mehrheit setzt stärker auf Wohnbebauung. Bis zu 700 Wohnungen könnten entstehen. Der Knackpunkt: Sie müssten vor Lärm geschützt werden. Angrenzend trägt der VfB Stuttgart seine Spiele aus, auch Konzerte und Feste auf dem Areal mit Tausenden Besuchern verursachen Krach. In der Stadtverwaltung betrachtet man dieses Problem allerdings als lösbar.

Keine Konzerte mehr auf dem Wasen?

Jetzt aber melden sich die Vertreter der Wasenbeschicker zu Wort. Sie fürchten um die Öffnungszeiten von Volksfest und Frühlingsfest, falls es tatsächlich zu ausgiebigem Wohnungsbau kommen sollte. "Die Planung vieler Wohnungen am Güterbahnhof sehen wir sehr kritisch", sagt Joachim Hohl, Vorsitzender des Schaustellerverbands Südwest. Der Neckarpark sei in erster Linie ein Veranstaltungsort. Erfahrungen aus anderen Städten zeigten, dass beides nicht zusammenpasse. "Wenn nur ein oder zwei Anwohner vor Gericht ziehen, endet die Geschichte meist mit einem höchstrichterlichen Urteil und die Schausteller ziehen den Kürzeren", so Hohl. Er fürchte, dass man in diesem Fall auf dem Wasen um 21 Uhr die Musik abschalten und die Feste um 22 Uhr schließen müsse. Und selbst dann sei das Problem wegen der abziehenden Besucher noch nicht vom Tisch. Betroffen seien dann nicht nur Millionen Festgäste, sondern auch Hunderte mittelständische Betriebe.

Kollege Volker Weber stößt ins selbe Horn. "Wir machen uns Sorgen, hoffen aber auf politische Vernunft", sagt der Präsident des Landesverbands der Schausteller und Marktkaufleute. Man werde sich in der Debatte rechtzeitig zu Wort melden. Die Konzertveranstalter hätten dies ja bereits vor kurzem getan.

Tatsächlich hatten mehrere Stuttgarter Konzertveranstalter unter Führung von SKS Russ Mitte März einen Brandbrief formuliert. Ihre Argumentation geht in dieselbe Richtung wie die der Schausteller. Die Wohnbaupläne gefährdeten "die Zukunftsfähigkeit der Stadt als Kultur- und Sportmetropole". Die Veranstalter fürchten, dass aus Lärmschutzgründen künftig keine Konzerte auf dem Wasen mehr stattfinden könnten. Zudem befürworten sie, Flächen auf dem Güterbahnhofsareal als Reserve für künftige Sport- und Veranstaltungsflächen zurückzuhalten, etwa für den Bau einer Großhalle, falls diese nötig würde.