Das Carloft-Prinzip: Ein Lift bringt die Autos direkt zur Wohnung Foto: United Architects

Für den Gemeinderat hat der Bau eines Sporthallenbads im Neckarpark Vorrang. Die Stadträte des öko-sozialen Lagers erteilten daher dem Bau eines Hotels mit Stellplätzen und Stromtankstellen neben den Zimmern, eines weiteren Hotels und Schauräumen für Elektromobilität endgültig eine Absage.

Stuttgart - Auch ein letzter Appell des Initiators Manfred Dick an Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und die Stadträte konnte das Blatt nicht wenden: Der Gemeinderat hat am Donnerstagabend in nicht-öffentlicher Sitzung mit einer knappen öko-sozialen Mehrheit das Carloft-Projekt im Neckarpark abgelehnt. Die Fraktionen des konservativ-bürgerlichen Lagers hatte der Berliner Architekt Dick zwar nach wie vor auf seiner Seite, aber das reichte nicht aus. Die Mehrheit im Gemeinderat will an der Mercedesstraße in der Nähe der Hanns-Martin-Schleyer-Halle ein Sporthallenbad mit 50-Meter-Becken und Sprunganlage unterbringen. Das hat für sie Vorrang.

Mit einem Brandbrief ins Rathaus hatte Dick das Aus für sein Projekt noch zu verhindern gesucht. Er beklagte sich darin, dass er bei der Verwaltungsspitze seit April ins Leere gelaufen sei und keinen Gesprächstermin mehr bekommen habe.

Gegenüber den städtischen Repräsentanten, aber auch im Gespräch mit unserer Zeitung versuchte Dick am Tag der Entscheidung noch für eine Verständigung und einen Kompromiss zu werben: Man könne darüber reden, ob auf den insgesamt zwei Grundstücken ein Sportbad und ein Hotelbau möglich wären. Er könne sich sogar Hoteletagen über dem Bad vorstellen, sagte Dick unserer Zeitung. Oder aber die Einbeziehung des Küchenstudios, das auf dem einstmals von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) favorisierten Gelände des alten SSB-Straßenbahndepots dem Sportbadbau im Wege ist. Wenn man das Küchenstudio in den Neubaukomplex mit Hotels verlegen könnte, würde das SSB-Gelände frei.

Dick ärgerte sich auch darüber, dass sein Konzept in der Diskussion auf ein Autohotel reduziert werde, in dem es neben rund 70 Suiten Parkplätze und Stromtankstellen geben soll, die man mit einem Autolift erreichen könnte. Zum Konzept würden neben einer Wasserstofftankstelle und einem McDonalds-Imbiss auch andere Hotelzimmer gehören, ein Zentrum für Elektromobilität mit Schauräumen und ein Konzept der Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsformen.

Für das Projekt habe er bereits einen „nicht kleinen sechsstelligen Betrag“ ausgegeben, weit über 150 000 Euro allein für Videofilme und Präsentationen. „Das werde ich nicht abhaken“, sagte Dick unserer Zeitung. Und auch im Schreiben an Verwaltung und Gemeinderat drohte er, er werde eine Absage nicht entschädigungslos hinnehmen. Dick beruft sich darauf, dass er zwei Optionen für die Grundstücke hat, die ihm vom früheren OB Wolfgang Schuster (CDU) gewährt wurden. Nur in einem der beiden Fälle gebe es einen sogenannten Gremienvorbehalt, also die Möglichkeit des Gemeinderats, noch nein zu sagen, behauptete er.

Genau dies hat Föll dem Vernehmen nach am Donnerstagabend im Gemeinderat bestritten. Fölls Botschaft sei gewesen, dass der Gemeinderat bei beiden Grundstücken in seiner Entscheidung frei sei – und dass Dick keinen Ersatz für Planungskosten fordern könne. Föll soll die Stadträte auch mit einem interessanten Detail überrascht haben: Noch am 7. Januar 2013 habe Schuster die Optionen verlängert – Stunden bevor sein grüner Nachfolger Fritz Kuhn ins OB-Amt eingesetzt wurde.