Guter Eindruck: VfB-Verteidiger Rüdiger, Bundestrainer Joachim Löw Foto: dpa

Der VfB-Verteidiger überzeugt beim 1:0-Sieg gegen Spanien in der neu formierten Dreier-Abwehrkette der Nationalmannschaft.

Vigo - Im feinen Hotel Palacio de Vigo herrschte um Mitternacht blendende Laune. Beim 1:0-Sieg in Spanien hat die Nationalmannschaft wieder Biss gezeigt und den durch Rücktritte und Verletzungen notwendig gewordenen personellen Umbruch eingeleitet. Erstmals nach dem Titelgewinn war Joachim Löw wieder mal rundum zufrieden nach einem Länderspiel. „Das Jahr geht für uns freudig zu Ende“, sagte der Bundestrainer nach den zuletzt wenig überzeugenden Darbietungen.

Zur gehobenen Stimmung trug nicht zuletzt Antonio Rüdiger (21) seinen Teil bei. Der Verteidiger des VfB Stuttgart übernahm in der gewagten, neu formierten Dreier-Abwehrkette den Part auf der rechten Seite – und überzeugte. Er spielte den Bremser, indem er seinen wuchtigen Körper immer wieder geschickt gegen die spanischen Angreifer einsetzte, und löste manch knifflige Aufgabe durch ein gutes Stellungsspiel. Auch nach vorn traute er sich mehr zu als zuletzt und erfüllte damit Löws Forderung, seine Chance in der stark ersatzgeschwächten Auswahl des Weltmeisters beim Schopf zu packen. „Wir hatten Toni und viele andere junge Spieler dabei, die das exzellent gemacht haben“, sagte Thomas Müller, der nach 22 Minuten mit einer schmerzhaften Prellung am Gesäß ausschied.

Auf dem Weg zur EM 2016 in Frankreich will Joachim Löw einige „Neuerungen“ einführen und den Weltmeister weiterentwickeln. Die Variante mit der Dreierkette, die bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette verstärkt wird, hat sich gegen den amtierenden Europameister bewährt. „Wir mussten das Zentrum gut besetzen, also mit einem Mann mehr“, sagte er, „das Trio hat das sehr gut gemacht – immer wachsam und konzentriert.“

Shkodran Mustafi übertrug Löw in dessen erst sechstem Länderspiel die Hauptverantwortung und wurde nicht enttäuscht. „Ich war quasi der Libero, der tiefste Mann. Da ist es dann meine Aufgabe, die Jungs zu führen“, sagte der Profi des FC Valencia. Mustafi dirigierte seine Nebenleute Rüdiger und Benedikt Höwedes – und Sebastian Rudy und Erik Durm, die jeweils die Außenpositionen verstärkten. „Diese Dreier- beziehungsweise Fünferkette war genau die richtige Marschroute“, lobte Höwedes den taktischen Schachzug des Bundestrainers. „Wir sind mit einem guten Plan und einer ganz klaren Idee in das Spiel gegangen“, ergänzte Aushilfskapitän Sami Khedira, „die Mannschaft hat es hervorragend umgesetzt.“

Die nächsten Länderspiele stehen erst Ende März 2015 an. Im Januar und Februar will Joachim Löw mit seinem Trainerstab die Zukunft planen und „neue Ideen entwickeln“. Zur Ausführung kommen sie dann unter anderem in einem weiteren Länderspiel: Im März 2016 trifft die Nationalmannschaft in einem Heimspiel auf England. Das genaue Datum und der Ort stehen noch nicht fest.