Mit sechs zurückkehrenden Weltmeistern in der Startelf will die Nationalelf in der EM-Qualifikation in Georgien endlich in Tritt kommen. Ein Dreier in Tiflis ist fast schon Pflicht.

Tiflis/Stuttgart - Keine Experimente, keine Ausreden: Mit sechs ausgeruhten Weltmeistern hat die Nationalelf in Georgien an diesem Sonntag (18 Uhr/RTL) nur ein Ziel: Sie will einen weiteren Patzer in der EM-Qualifikation vermeiden. Ausrutscher, so viel ist klar, sind auf dem Weg zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich nicht mehr erlaubt, weshalb Bundestrainer Joachim Löw im 900. Länderspiel der Verbandsgeschichte seine Testphase hintanstellen wird. „Wir dürfen uns keine Punktverluste mehr erlauben“, betonte Löw.

Deshalb hatte er im Test gegen Australien (2:2) seine Weltmeister Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Toni Kroos und Thomas Müller geschont. Und da das Team von den bisherigen vier Qualifikationsspielen erst zwei gewann, lässt auch der Verbandschef keine Ausreden mehr zu. „Wir brauchen zwei Auswärtssiege in Georgien und Gibraltar“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Die sechs Weltmeister, die aller Voraussicht nach in die Startelf zurückkehren, sind unter Zugzwang – und gehen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ins Spiel gegen Georgien. Manuel Neuer: Zuletzt patzte die Nummer eins gegen seinen Angstgegner Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga, danach wurde er im Test der Nationalelf gegen Australien aufgrund einer Schleimbeutelentzündung im Knie geschont. Gegen Georgien kehrt Neuer nun zurück, der Fehler gegen die Fohlen ist längst abgehakt. „Er patzt ja nur gegen Gladbach, das ist ja bekannt“, sagte Co-Trainer Thomas Schneider schmunzelnd: „Von daher gehen wir davon aus, dass er am Sonntag ein sehr, sehr gutes Spiel machen wird.“ Dagegen spricht wenig, denn Neuer ist nach seiner überragenden WM in Brasilien auch beim FC Bayern München ein Meister der Konstanz. Sofern es nicht gerade gegen Gladbach geht. Jérôme Boateng: Auch der Innenverteidiger des FC Bayern zeigt kaum Schwächen und entwickelte sich zuletzt zu einem der besten Abwehrspieler der Welt. Schnell, zweikampfstark, dazu stark in der Spieleröffnung – Boateng, früher für regelmäßige Aussetzer bekannt, ist ein Fels in der Brandung. Mats Hummels: Nach der überragenden WM durchschritt der Innenverteidiger mit Borussia Dortmund eine Talsohle. Oft war Hummels in den vergangenen Monaten angeschlagen und konnte seinem Team nicht helfen, und wenn er doch fit war, kam er meist nicht an sein Level bei der WM heran. In der Rückrunde wollte der BVB-Profi durchstarten, was ihm aber noch nicht so recht gelang. In Tiflis fehlt der wiedererstarkte Konkurrent Holger Badstuber (FC Bayern) aufgrund von muskulären Problemen – Hummels muss sich neu beweisen, um seinen Stammplatz nicht zu verlieren. Bastian Schweinsteiger: Wie Hummels fehlte auch der Kapitän in der Hinrunde lange verletzt. Anders als der BVB-Profi aber kehrte Schweinsteiger gestärkt aus der schwierigen Zeit zurück. Was auch daran lag, dass er, im Gegensatz zu Hummels, in ein funktionierendes Team beim FC Bayern zurückkehrte. Schweinsteiger ist bei Pep Guardiola im Mittelfeldzentrum gesetzt, und es spricht nichts dagegen, dass das auch bei Joachim Löw weiter so sein wird. Toni Kroos: Bei Real Madrid übernahm der Stratege nach seinem Wechsel vom FC Bayern sofort die Chefrolle im Mittelfeld. Mit seiner Eleganz, seiner Passsicherheit und den starken Standards begeisterte er die Fans der Königlichen. Die aktuelle Krise bei Real geht aber auch an Kroos nicht spurlos vorüber – auch wenn der Taktgeber zuletzt immer noch zu den Besseren in einer meist schlechten Real-Elf gehörte. Bei Löw dürfte er seinen Stammplatz weiter sicher haben. Thomas Müller: Über den Offensiv-Allrounder ist eigentlich alles gesagt. Müller ist Müller, und der Münchner Gaudibursch wird, sollte er sich nicht schwer verletzen, wider Erwarten seine Karriere beenden und Showmaster im Fernsehen werden, immer gesetzt sein. Gegen Georgien gilt das umso mehr, da der Leverkusener Karim Bellarabi aufgrund einer Erkältung nicht mit nach Tiflis flog.