Im Gebäude an der Leharstraße wird es bald einen Wechsel geben: DIe Edeka-Filiale schließt, dafür wird der Treff 3000 einziehen. Foto: Torsten Ströbele

Die Nahversorgung an der Lehrarstraße soll aber durch einen neuen Discounter gesichert werden. Edeka rechnet allerdings mit einer Umbauphase, die vier bis sechs Wochen andauern kann.

Botnang - Die Edeka-Filiale im Gebiet Laihle schließt zum 31. Januar kommenden Jahres. Der Inhaber Joachim Schmid hätte seinen Mietvertrag mit der Zentrale in Hamburg zwar gerne noch um zwei oder drei Jahre verlängert, „aber der Laden hat sich leider nicht mehr gerechnet“. Die Umsatzzahlen seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Zudem stünden Umbaumaßnahmen an, die ein Vermögen kosten würden, sagt Schmid. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen.“

„Hier passiert einfach nichts“

15 Jahre lang hat er die Filiale im Einkaufszentrum an der Leharstraße betrieben. Die vornehmlich älteren Kunden seien ihm ans Herz gewachsen. Doch die fehlende Perspektive lasse ihm keine andere Wahl. „Das Problem ist das marode Haus“, sagt Schmid. In den vergangenen Jahren sei rund 30 Mal Wasser in den Laden geflossen. Einmal sei es von der Decke in die Leergutkasse getropft und habe sie unbrauchbar gemacht. „Es war ein riesiges Theater, bis ich den Schaden ersetzt bekommen habe“, sagt Schmid. Er habe erst zum Anwalt gehen müssen, ehe der Eigentümer des Einkaufszentrums bezahlt habe.

Bis auf die Filiale der BW-Bank gehört das komplette Gebäude dem Kommunalen Versorgungsverband Baden-Württemberg (KVBW). Edeka hat im Erdgeschoss Räumlichkeiten gemietet und diese dann an Joachim Schmid weitervermietet.

Das Einkaufszentrum wurde 1971 errichtet. Immer wieder bemängeln Botnanger die fehlende Barrierefreiheit. Auch bei einigen Mietern ist der Eindruck entstanden, dass der KVBW sich zu wenig um ihre Bedürfnisse und den Zustand der Immobilie kümmere. „Hier passiert einfach nichts“, sagt unter anderem Joachim Schmid. Auch das sei ein Grund dafür, dass er seinen Vertrag nicht verlängere.

Den Lieferservice gibt es nun nicht mehr

Für Menschen wie Ursel Müller (Name von der Redaktion geändert) ist das ein schmerzhafter Verlust. Die 83-Jährige ist gehbehindert und kann nicht mehr schwer tragen. Seit etwa einem Jahr hat sie den Lieferservice von Joachim Schmid in Anspruch genommen. „Dieses Angebot war hervorragend. Ich habe angerufen, meine Bestellung aufgegeben und die Waren bekommen“, sagt Müller. Doch in der vergangenen Woche hat Joachim Schmid diesen Service eingestellt. Der personelle Aufwand sei sehr hoch gewesen und in der jetzigen Situation nicht mehr vertretbar, sagt er. Ursel Müller bedauert das sehr. Sie bezahlt nun jemanden von der Arbeiterwohlfahrt, der mit ihr einmal in der Woche zum Einkaufen fährt. „Der finanzielle und zeitliche Aufwand sind erheblich gestiegen“, sagt Müller. Doch anders könne sie sich nicht versorgen. „Der Bedarf für so einen Lieferservice ist definitiv da“, sagt Joachim Schmid. Rund zehn Senioren hätten zuletzt sein Angebot wahrgenommen.

Anna-Elisabeth König geht noch alleine zum Einkaufen ins Laihle. Etwa 20 Minuten ist sie mit ihrem Gehwagen unterwegs, ehe sie im Einkaufszentrum ankommt. Die 85-Jährige wohnt an der Furtwänglerstraße. Der Gang zur Leharstraße ist für sie noch machbar. Die Botnanger Ortsmitte mit ihren alternativen Einkaufsmöglichkeiten sind für die Seniorin eindeutig zu weit entfernt. Wie viele andere Senioren aus dem Gebiet, hofft sie deshalb, dass sich im Laihle wieder ein Lebensmittelgeschäft ansiedelt.

Die Nahversorgung ist weiterhin gewährleistet

Edeka Südwest kann die Botnanger diesbezüglich beruhigen. „Der Markt wird mit einem Treff 3000 belegt“, sagt Pressesprecherin Nina Schneider. Das sei ein Marken-Discounter von Edeka Südwest, der mit rund 3000 Artikeln die Nahversorgung in Botnang sichern werde. So wie es derzeit aussieht, wird der Übergang jedoch nicht nahtlos vonstatten gehen können. Edeka rechnet mit einer Umbauphase, die vier bis sechs Wochen dauern kann. Eine Lösung für dieses Problem ist derzeit nicht in Sicht. „Aus dem Bauch heraus könnte ich mir vorstellen, dass auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum ein Markt stattfinden könnte“, sagt Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle. „Aber dann würden wiederum die Parkflächen fehlen.“ Der Schultes bedauere, dass der als engagiert geltende Joachim Schmid seinen Laden schließt. „So einen wie Herrn Schmid wird es nicht mehr geben.“ Allerdings ist Stierle auch froh darüber, dass die Nahversorgung in diesem Teil von Botnang weiterhin gewährleistet wird.

Mit dem Einkaufszentrum im Laihle beschäftigt sich der Bezirksvorsteher schon eine ganze Weile. Themen wie Leerstand, Barrierefreiheit, Sanierung und eine Zukunftskonzeption liegen ihm am Herzen: „Stadtteilmanager Torsten von Appen und ich sind dran. Aber es ist leider äußerst zäh mit dem Kommunalen Versorgungsverband in Kontakt zu bleiben.“