Fluch und Segen: die U6 hat den Fasanenhof und das Gewerbegebiet aufgewertet. Allerdings ging damit auch eine Taktverschlechterung bei der Buslinie 72 einher. Foto: Zweygarth

Noch hat der Gemeinderat die Fortschreibung des Nahverkehrsplans nicht beschlossen. Dass sich die Situation für den Stadtbezirk damit aber noch verbessert, ist ausgeschlossen.

Möhringen - Die Möhringer waren fleißig. Die Bezirksbeiräte hatten 16 Punkte aufgelistet, die sie bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplans berücksichtigt haben wollten. Bei der Verwaltung fanden diese nur wenig Gehör. Das geht aus der Gemeinderatsvorlage hervor.

Ganz oben auf der Liste der Bezirksbeiräte stand die Buslinie 72. Die Lokalpolitiker forderten einen Zehn-Minuten-Takt. Trotz der Inbetriebnahme der Stadtbahnlinie U6, sei der 72er wichtig, um die von der Stadtbahn weiter entfernten Wohngebiete in Möhringen und auf dem Fasanenhof anzubinden und um vom Fasanenhof in den Möhringer Ortskern zu gelangen, ohne umzusteigen. In der Stellungnahme heißt es, dass die Linie unverzichtbar sei. Aber wegen der „mittlerweile alle zehn Minuten verkehrenden Stadtbahnen wurde das Angebot der Linie 72 vor dem Grundsatz einer effektiven Verwendung öffentlicher Gelder reduziert.“ Das Fazit: „Eine Taktverdichtung ist daher nicht vorgesehen.“

Randgebiete sind schlecht angebunden

Des Weiteren wünschten sich die Bezirksbeiräte, dass für die Strecke vom Fasanenhof in den Möhringer Ortskern ein Kurzstreckenticket gelten sollte. In der Antwort heißt es schlicht, dass tarifliche Planungen im Nahverkehrsplan nicht dargestellt werden. Und ohnehin betrage die Distanz mehr als zwei Kilometer, weshalb „auch nach früherer Regelung kein Kurzstreckenticket gegolten hätte“.

Die Mitglieder des Bezirksbeirats fanden, dass Randgebiete wie zum Beispiel das Märchenviertel oder das Wohngebiet Kuchen besser an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden werden sollten. Die Verwaltung räumt ein, dass „die Fußwege zur nächsten Haltestelle in manchen Siedlungsrandlagen gerade für Senioren sicherlich beschwerlich sind. Allerdings sei die direkte Erschließung dieser Gebiete mit Linienbussen problematisch, da das Straßennetz für Busse nicht nutzbar ist.“ Außerdem stehe der Aufwand in einem deutlichen Missverhältnis zur Anzahl der zusätzlich erreichbaren Fahrgäste. Das Ergebnis: „Im Stadtbezirk sind keine weiteren ÖPNV-Angebote geplant.“

Bezirksbeirat wünscht sich mehr Parkplätze für Fahrräder

Ein Thema für die Möhringer waren die Wartezeiten beim Umsteigen, insbesondere zwischen den Linien U3, U5, U6, U12 und der Buslinie 72. In der Antwort heißt es dazu, dass eine Berücksichtigung aller möglichen Anschlussbeziehungen nicht gelingen könne, insbesondere dort nicht, wo das Netz sehr engmaschig angelegt sei. Denn wenn die Busse und Bahnen sowieso schon häufig fahren, würden sich zwangsläufig keine allzu langen Wartezeiten ergeben.

Darüber hinaus forderten die Bezirksbeiräte mehr Parkplätze für Fahrräder und Ladestationen für Pedelecs. Das sei kein Thema für den Nahverkehrsplan heißt es in der Stellungnahme. Man werde die Anregung aber an das Amt für Stadtplanung weitergeben. Zu den geforderten barrierefreien Haltestellen steht in der Gemeinderatsvorlage, dass diese auch ein erklärtes Ziel der Nahverkehrsbetriebe seien.

Auch der Synergiepark ist Thema

Schließlich ging es den Bezirksbeiräten noch um den Synergiepark. Sie wünschten sich eine bessere Anbindung von Flughafen und Messe an das Gewerbegebiet Vaihingen-Möhringen, und zwar in Form eines Express-Bussystems. Die Verwaltung verweist allerdings darauf, dass der Synergiepark über den Verkehrsknoten Vaihingen bereits gut erreichbar sei. Mit der Verlängerung der U6 bis zum Flughafen werde sich diese Situation weiter verbessern.

Der Gemeinderat hat den Nahverkehrsplan noch nicht beschlossen. Eigentlich sollte dies bereits in der Sitzung am 6. Oktober geschehen. Doch dann vertagte der Bau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold die Entscheidung um zwei Wochen. Vorausgegangenen war ein heftiger Streit zwischen den verschiedenen Fraktionen. Die SPD und die SÖS/Linke-plus hatten einen Plan mit mehr Nachtbussen und dichteren Takten gefordert. Die übrigen Fraktionen sahen mit diesen Anträgen die künftige Vergabe des Nahverkehrs an die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) gefährdet (wir berichteten). Der Gemeinderat wird nun am 20. Oktober entscheiden. Für die Möhringer sind aber trotz dieser Verschiebung keine Verbesserungen mehr zu erwarten.

Dei Stellungnahme der Vaihinger

Die Stellungnahme der Vaihinger Lokalpolitiker zur zweiten Fortschreibung des Nahverkehrsplans ist denkbar knapp ausgefallen. „Der Bezirksbeirat stimmt dem Nahverkehrsplan zu“, heißt es kurz und bündig in der Gemeinderatsvorlage. Allerdings gibt es eine separate Stellungnahme der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus im Vaihinger Bezirksbeirat. Diese wiederum umfasst sieben Punkte.

Einer der wichtigsten Punkte für die SÖS/Linke-plus dürfte der Regionalbahnhalt Vaihingen sein. In der Stellungnahme der Verwaltung heißt es dazu, dass das Land zuständig sei und dass der Ausbau des Bahnhofs zudem noch einige Jahre beanspruchen werde. Der Regionalbahnhalt sei daher ein Thema für den Nahverkehrsentwicklungsplan, meint die Verwaltung. Allerdings forderte auch die Gemeinderatsfraktion SÖS/Linke-plus den Ausbau des Vaihinger Bahnhofs in einem Antrag. Dieser war damit ein Grund dafür, weshalb die Entscheidung des Gemeinderats über den Nahverkehrsplan vertagt werden musste