Fahrgäste sind mit dem Taxi-Angebot in Stuttgart unzufrieden. Foto: dpa

Wer mit mehreren Personen unterwegs ist, braucht oft ein Großraumtaxi. Doch das ist in Stuttgart kaum zu bekommen. Selbst dann nicht, wenn Tage vorher reserviert wird.

Stuttgart - August, Ferienzeit. Auch eine Familie aus Fellbach freut sich auf den Urlaub. Mit dem Zug soll es frühmorgens vom Stuttgarter Hauptbahnhof zum Flughafen in München gehen. Zwei Erwachsene, drei Kinder, jede Menge Gepäck. Da wird eine Anfahrt per Stadtbahn schnell mühsam und zeitlich eng. Also entscheidet sich die Familie für ein Taxi. Vier Tage vor dem Reisetermin ruft der Familienvater bei der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale (Taz) an. Weil ein normales Fahrzeug nicht ausreicht, bestellt er ein Großraumtaxi. Und staunt über die Antwort.

„Die Dame in der Vermittlungszentrale hat mir gesagt, das könne sie mir nicht versprechen“, erzählt er. Die Auskunft: Entweder komme ein Großraumtaxi oder eben nicht. Dann schicke man zwei normale Wagen. Vorher nochmal Bescheid geben könne man nicht. „Dass man mir noch nicht einmal sagen kann, ob zum gewünschten Zeitpunkt ein Auto verfügbar ist, kann ich nicht nachvollziehen“, ärgert sich der Mann. Es handle sich schließlich um eine Landeshauptstadt. Auch die möglichen Mehrkosten schrecken ihn: Während ein Großraumtaxi einen Zuschlag von sieben Euro kostet, würden zwei normale Wagen schlicht doppelten Fahrpreis bedeuten. Der Familie ist das alles zu unsicher. Sie findet doch noch eine passende Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und verzichtet auf die Taxifahrt.

Trotz Reservierung keine Garantie

Tatsächlich ist es in Stuttgart nicht so einfach, eines der bei Gruppen oder größeren Familien beliebten Großraumfahrzeuge zu ergattern. „Wir haben zu wenige davon. Je nach Zeitpunkt stehen nur fünf bis acht zur Verfügung“, sagt der Taz-Vorstandsvorsitzende Murat Arslan. Und das bei insgesamt rund 700 Taxis in Stuttgart. „Wir sind nur die Vermittlungszentrale. Wir können den Unternehmen leider nicht vorschreiben, welche Art Fahrzeug sie anschaffen. Und wir wissen auch vorher nicht genau, welcher Betrieb wann welches Auto auf der Straße hat“, so Arslan. Deshalb gebe man bei Reservierungen von Großraumtaxis immer den Hinweis, dass man dessen Einsatz nicht garantieren könne.

Bei der Taz hofft man auf die geplante Tariferhöhung. Im Januar hat sie bei der Stadt beantragt, zum zweiten Mal innerhalb zweier Jahre die Preise um rund 20 Prozent anzuheben. Die Begründung: Die Tarife seien für viele Betriebe nach wie vor nicht auskömmlich. Beantragt ist unter anderem, den Zuschlag für Großraumtaxis auf 7,50 Euro anzuheben. Außerdem soll es spezielle Großraumtaxis für den Rollstuhltransport geben, die bisher noch nicht in Stuttgart unterwegs sind. Auch sie sollen einen – umstrittenen – Zuschlag von 7,50 Euro kosten. Diese Autos könnten, wenn es gerade keinen Bedarf von Rollstuhlfahrern gibt, auch als normale Großraumtaxis eingesetzt werden. Laut Taz sollen die Zuschläge behinderte Menschen nicht benachteiligen, sondern Unternehmen ermuntern, solche teuren Fahrzeuge anzuschaffen. Unterstützung gibt es dabei vom Behindertenbeauftragten der Stadt. „Wir hoffen, dass möglichst viele Betriebe dann einsteigen. Wir warten aber seit sieben Monaten auf eine Entscheidung der Stadt“, sagt Arslan.

Es gibt Streit in der Branche

Die wird wohl auch noch etwas auf sich warten lassen. Denn inzwischen gibt es einen gemäßigteren Gegenantrag zweier Taxiverbände. Untereinander ist man sich in der Branche nicht grün, das erschwert die Arbeit der zuständigen Zulassungsstelle. „Wir werden versuchen, einen Vorschlag zu finden, der einen Kompromiss darstellt“, sagt deren Leiter Matthias Franke. Allerdings gebe es zusätzlich bei der Stadtverwaltung und den Fraktionen im Rathaus Überlegungen, den geforderten Zuschlag für die speziellen Rollstuhl-Taxis durch einen städtischen Zuschuss zu ersetzen. „Letztendlich muss das wohl in den Haushaltsberatungen des Gemeinderats Ende des Jahres entschieden werden“, sagt Franke. Bis dahin sei eine Entscheidung wenig sinnvoll.

Den Fellbacher Urlaubern wird das nicht mehr helfen. Sie sagen: „Wenn es geht, werden wir in Zukunft Taxifahrten vermeiden.“