Bis Ende Juli sind die Arbeiter an der Trasse beschäftigt. Foto: Rüdiger Ott

Zurzeit fahren keine Stadtbahnen zwischen Plieningen und Möhringen, Pendler nutzen stattdessen Ersatzbusse. Aus dem Bezirksbeirat gibt es nun kritische Nachfragen zum Ablauf der Baustelle.

Plieningen - Jürgen Holzwarth versteht nicht, weshalb die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) die Arbeiten an der Trasse der Stadtbahn U 3 im Baustellenkalender nicht nach hinten schieben konnte. „Warum wird eine so aufwendige Maßnahme nicht in den Sommerferien gemacht?“, fragte der Birkacher Christdemokrat bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Anfang der Woche. Aufwendig ist die Maßnahme insofern, als dass die Stadtbahn seit 15. Juni bis 29. Juli nicht mehr zwischen Plieningen und Möhringen pendelt. Für die Leute, die auf der Strecke unterwegs sind, stehen zwar Ersatzbusse bereit, doch Holzwarth kritisiert, dass die Pendler per Bus länger unterwegs seien als mit der Bahn.

Alle wollen in den Ferien bauen

Die Erklärung dafür, dass die SSB nicht die großen Ferien als Bauzeit gewählt hat, ist einfach: „Alle wollen in den Sommerferien bauen“, sagt die Sprecherin Birte Schaper. „Irgendwas muss man dann eben auch außerhalb der Sommerferien bauen.“ Zudem habe die SSB an derselben Trasse bereits vor einem Jahr ähnlich große Arbeiten ausgeführt – nicht in den Sommerferien. „Und das hat man als positive Erfahrung in Erinnerung“, sagt sie.

Derweil geht auf der Baustelle alles seinen Gang. Der von Hand geschobene gelbe Wagen mit dem knatternden Motörchen oben drauf kriecht über die Gleise. Mit geschultem Auge hält einer der Bauarbeiter das Gefährt genau über einer Mutter an, mit der die Schiene an der Holzschwelle darunter festgeschraubt ist. Absetzen, Getriebe durchschalten, und schon dreht sich die Mutter das Gewinde empor und fällt in den Schotter. Einen halben Meter weiter, wieder absetzen, und es geht der nächsten Schraubverbindung mit der Kraft des Zweitakters an den Kragen.

Arbeiten dauern bis Ende Juli

Zigtausende Muttern sind das, die dieser Tage auf einer Länge von knapp 1,9 Kilometern herausgedreht werden. Die SSB erneuert die Gleise zwischen dem Möhringer Bahnhof und der Rembrandtstraße sowie zwischen der Sigmaringer Straße und der Brücke über die B 27. Vor anderthalb Wochen haben die Arbeiten begonnen. Sie werden voraussichtlich bis Ende Juli dauern. In dieser Zeit fahren auf dem Abschnitt keine Bahnen. „Das ist Teil der Grunderneuerung unseres Streckennetzes“, sagt Alexander Schirling, bei der SSB verantwortlich für Bauwerke und Gleisanlagen. „Linien, die entsprechenden Verschleiß aufweisen oder eine Liegezeit von mehr als 25 Jahren haben“, würden derzeit in ganz Stuttgart Stück für Stück erneuert.

Dabei begnügt sich das städtische Nahverkehrsunternehmen aber nicht damit, einzelne Segmente zu wechseln. Das Schotterbett, die Holzschwellen, die Schienen, „das kommt alles raus“, sagt Schirling. Das betrifft übrigens die gesamte Strecke zwischen Plieningen und Möhringen. In den vergangenen fünf Jahren wurden immer wieder Abschnitte erneuert. Die diesjährigen Arbeiten sind die letzten. Dann werden sich die Bauarbeiter anderen Linien in Stuttgart zuwenden und die Strecke, die erst 1983 wegen der Umstellung auf die damals nagelneuen Straßenbahnen umgespurt und auf zwei Gleise erweitert wurde, wird „wieder fit für die nächsten Jahrzehnte“ sein, wie die SSB in einer Mitteilung verlautbart.

An der Busschleife wird es zu eng

Für manchen Plieninger ist das aktuell ein schwacher Trost. Denn kritisch sehen die Leute nicht nur den Zeitpunkt der Bauarbeiten. Die Ersatzbusse verstopfen die Gegend rund um die Garbe. So berichtete es der CDU-Stadtrat Carl-Christian Vetter bei der Sitzung des örtlichen Bezirksbeirats. Er habe beobachtet, dass die Ersatzbusse – Gelenkbusse – die Rechtsabbiegespur Richtung Birkach blockieren. Dort sei für Autofahrer oft kein Durchkommen mehr. Ihm sei schleierhaft, weshalb die Busse nicht an der Endhaltestelle der Stadtbahn halten.

Auch hierfür hat die SSB-Sprecherin Birte Schaper eine Erklärung. An der Schleife bei der Bahnhaltestelle würden bereits zwei Busse – der 79er und der 65er – gleichzeitig halten. Dass dann noch in den Stoßzeiten alle fünf Minuten der Ersatzbus dort stoppe, sei utopisch. „Es wird dort schlicht zu eng.“