Eine Taktverdichtung für die Stadtbahnlinie U 8 ist eine der Hauptforderung der Bezirksbeiräte auf der Filderebene. Foto: Caroline Holowiecki

Der Entwurf des Nahverkehrsentwicklungsplans sieht auch etliche Verbesserungen auf den Fildern vor. Manchen Bezirksbeiräten reichen die vorgeschlagenen Maßnahmen aber bei Weitem nicht.

Filder - Attraktiver und leistungsfähiger soll der ÖPNV in Stuttgart werden. Neue Stadtbahnlinien, eine engere Taktung sowie mehr Busspuren sieht der Nahverkehrsentwicklungsplan (NVEP) vor, an dessen Entwurf die Stadtverwaltung arbeitet. Er soll auf den Nahverkehrsplan aufbauen, den der Gemeinderat im Oktober beschlossen hat, und die Marschrichtung für die kommenden Jahre festlegen. Primäres Ziel: mehr Lebensqualität. Dies soll vor allem durch weniger Autos und einen Ausbau von Bus und Bahn erreicht werden, denn „die Fahrgastzahlen steigen, und wir gehen davon aus, dass sie weiter steigen werden. Selbst konservative Prognosen gehen davon aus, dass hier 2025 bis zu 635 000 Menschen leben werden“, so Thomas Knöller, der VVS-Chefplaner, am Montag in Sillenbuch.

Dort wurden den Filder-Bezirksbeiräten jene Maßnahmen vorgestellt, denen durch ein Gutachten eine gute Kosten-Nutzen-Balance bescheinigt wird. Etwa 30 Mitglieder aus Sillenbuch, Vaihingen, Möhringen und Degerloch wollten das hören. Die Räte aus Birkach und Plieningen müssen indes eine Extrarunde drehen. Weil sie wegen einer Terminkollision selbst tagten, erhalten sie ihre Infos erst am 4. Juli im Kursaal Bad Cannstatt.

In Plieningen und auf dem Fasanenhof sind Leihfahrräder sinnvoll

Immerhin: Die Birkacher und Plieninger könnten zu den großen Gewinnern gehören. Mehrere Szenarien, wie man die Ortsteile langfristig besser anbinden könnte, werden im NVEP durchgespielt, unter anderem eine Verlängerung der U 5, die auch Hoffeld und Asemwald einschließt. Parallel dazu sollen die Busverbindungen im Bereich Steckfeld beäugt werden. Ebenso werden unter die sinnvollen mittelfristigen Maßnahmen die Verlängerung der Buslinie 65 bis zum Flughafen sowie eine engere Taktung der Linie 73 im Spätverkehr gerechnet. Plieningen wird zudem ein Potenzial für Leihfahrräder bescheinigt, gleiches gilt für den Fasanenhof.

Hoch im Kurs stehen neben einer grundsätzlichen Ausweitung des Nachtbus-Angebots unter der Woche eine Taktverdichtung für die U 8 zwischen Vaihingen und Heumaden an Werktagen sowie zusätzliche Fahrten an Samstagen. „Im Zusammenhang mit den geplanten Aufsiedelungen in Vaihingen wäre das hochinteressant“, befand Thomas Knöller. Ebenso habe man aber im Zusammenhang mit der geplanten Entwicklung des Eiermann-Areals eine engere Taktung der Buslinie 84 im Blick – Seilbahn-Idee hin oder her. Darüber hinaus rückt der NVEP ebenfalls ein mögliches P+R-Haus an der Nord-Süd-Straße in den Fokus, das über die U 6 am Möhringer Freibad angebunden werden könnte.

In Sillenbuch könnten Busfahrstreifen entstehen

Empfohlen wird überdies die Umsetzung der Panoramabahn-Pläne inklusive neuer Haltepunkte. Eine Verlängerung der U 8 nach Vaihingen-West sei auch eine vertiefte Betrachtung wert. Für eine Verlängerung Richtung Uni setzte es indes eine Absage. Die physikalischen Institute befürchteten Störungen. Eine neue Filder-Linie U 17 könnte in der Zukunft in Richtung Wallgraben und Dürrlewang verlaufen, der NVEP-Entwurf sieht auch dafür Untersuchungen vor. Ebenfalls auf dem Schirm: ein besserer Zugang am S-Bahn-Stopp Österfeld aus Richtung Kaltental.

In Sillenbuch könnten künftig eine Reihe von Busfahrstreifen entstehen, die das Ziel, den Bus 65 bis zum Flughafen zu verlängern, befeuern sollen. Empfohlen werden solche Zusatzspuren an der Bockel- und der Kirchheimer Straße, außerdem bereits in Hedelfingen und dann auf der Filderauffahrt. Laut Thomas Knöller sind sie die Voraussetzung für die Verlängerung, „es kommt auf Minuten an“.

Bezirksbeiräte kritisieren das Fahrrad-Mitnahmeverbot

Einigen Räten gingen die Planungen aber nicht weit genug. Julia Möhrmann (SPD, Sillenbuch) beispielsweise langten die Ausweitungspläne für die U 8 nicht, und Knut Krüger (FDP, Sillenbuch) verstand nicht, warum eine Verlängerung der U 15 bis Nellingen nicht möglich ist. „Zu den Hauptverkehrszeiten ist die U 7 nicht mehr zumutbar“, konstatierte er. Dem widersprach indes Joachim Keller von der SSB. Nur, weil man ab und an keinen Sitzplatz finde, könne man nicht behaupten, eine Linie sei überlastet. Viel Kritik setzte es auch für das Fahrrad-Mitnahmeverbot während der Stoßzeiten in den Bahnen. „So schaffen wir das Verkehrsproblem nicht“, mahnte etwa Michael Huppenbauer (Grüne, Degerloch), wenngleich Joachim Keller dem entgegensetzte: „Jedes Fahrrad kostet uns Platz für drei bis vier Menschen. Deswegen schließen wir sie in der Hauptverkehrszeit aus.“

Christa Tast (Grüne, Vaihingen) regte unter anderem ein intensives Parkraummanagement im Industriegebiet Vaihingen-Möhringen an, um Freiflächen für Busse zu schaffen. Außerdem gingen für sie die Panoramabahn-Pläne, die unter anderem Stopps von Regionalbahnen aus Richtung Böblingen vorsehen, nicht weit genug. „Der Vaihinger Bahnhof kriegt nur eine Bedeutung, wenn die Rohrer Kurve nicht gebaut wird“, rief sie und sprach von einem „Armutszeugnis“. Zum Hintergrund: Mit der Rohrer Kurve können die aus Singen kommenden Züge direkt zum Flughafen weiterfahren. Die Fahrgäste müssen nicht am geplanten Regionalbahnhalt in Vaihingen in die S-Bahn umsteigen, was diesen aufwerten würde.

Diese und andere Anregungen sollen nun über den Sommer in den Entwurf übernommen werden, wenn sie denn sinnvoll sind. Eine überarbeitete Version soll am 10. Oktober dem Ausschuss für Umwelt und Technik vorgelegt werden. Die Verabschiedung des endgültigen Papiers soll Mitte Dezember sein.