Die israelische Gesellschaft steht nach den jüngsten Anschlägen vor einer Zerreißprobe. Foto: dpa

Aus Angst vor neuen Anschlägen ist in Israel das Tragen einer Waffe für bestimmte Personengruppen erleichtert worden. In Israel und den Palästinensergebieten war es in den vergangenen Wochen zu Ausschreitungen und Anschlägen gekommen.

Tel Aviv - Die Sorge vor neuen Anschlägen in Israel droht zur Belastungsprobe für das Zusammenleben zwischen Juden und Arabern zu werden. Israelische Medien berichten, Aschkelons Bürgermeister Itamar Shimoni wolle keine Araber mehr in städtischen Gebäuden beschäftigen, wenn Kinder anwesend sind.

Dies sei auf Druck von Eltern erfolgt, die Anschläge fürchteten, schrieb die Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf einen Facebook-Eintrag des Bürgermeisters. Als Reaktion auf die jüngsten Anschläge hat Israel inzwischen das Tragen von Waffen erleichtert.

Israelische Politiker kritisierten den Vorstoß des Bürgermeisters. "Es darf keine Diskriminierung gegen israelische Araber geben", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Die große Mehrzahl der israelischen Araber sei gesetzestreu.

Auch rechte Knesset-Mitglieder nahmen an dem Plan Anstoß. "99,9 Prozent der israelischen Araber sind loyal und wollen sich integrieren", sagte Wirtschaftsminister Naftali Bennett. Nur eine winzige Minderheit setze Gewalt ein. Es sei wichtig, hart dagegen vorzugehen. Die große Mehrheit müsse man aber näher mit jüdischen Israelis zusammenbringen. "Das ist ein Schlüssel für unsere Zukunft hier", sagte Bennett.

Erleichterung bei der Ausgabe von Waffenscheinen

In Israel und den Palästinensergebieten war es in den vergangenen Wochen zu Ausschreitungen und auch zu einer Serie von Anschlägen gekommen. Polizeiminister Izchak Aharonovich billigte deshalb am Donnerstag Erleichterungen bei der Ausgabe von Waffenscheinen. Wachmännern solle drei Monate lang erlaubt werden, ihre Waffen mit nach Hause zu nehmen, berichteten israelische Medien.

Außerdem werde die Liste von Ortschaften ausgeweitet, deren Einwohner Waffen tragen dürfen. Veteranen von Elite-Einheiten der Armee und Offizieren sollte es ebenfalls erlaubt werden, sich zu bewaffnen. Am Dienstag hatten zwei Palästinenser bei einem Anschlag in einer Synagoge in Jerusalem fünf Menschen getötet, bevor sie erschossen wurden.

Die Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verurteilten den Anschlag am Mittwoch. Das mächtigste UN-Gremium bezeichnete das Attentat in einer Mitteilung als "abscheulich".

Zugleich sorgten sich seine Mitglieder wegen der wachsenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern in der Stadt. Der Sicherheitsrat rief die Konfliktparteien auf, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer Beruhigung der Lage führen.

Die USA kritisierten israelische Genehmigungen für den Bau von 78 Wohneinheiten in Har Homa und Ramot. Nach Angaben der israelischen Nachrichtenseite "Walla" hatte die Jerusalemer Stadtverwaltung die Projekte am Mittwoch gebilligt. Die Bauprojekte liegen in Stadtteilen außerhalb der grünen Linie, die zwischen dem israelischen Kernland und den 1967 eroberten Gebieten verläuft.

Die Palästinenser sehen in Ost-Jerusalem die Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates, Israel beansprucht hingegen die ganze Stadt als "ewige, unteilbare Hauptstadt".