Daniel Weber im LKA. Er strebt nun ein Jazzgitarre-Studium an. Foto: Benjamin Schieler

Musik ist ihm wichtiger als Immobilienwirtschaft: Der Untertürkheimer Daniel Weber ist beim Festival des Bandförderpreis Play Live im Wangener Longhorn aufgetreten.

Untertürkheim/Wangen - Sie kamen aus dem ganzen Land angefahren, aus Balingen, Heilbronn, Karlsruhe und Ulm zum Beispiel. Beim Play-Live-Festival in der Wangener Kultlocation LKA Longhorn zeigten 16 talentierte baden-württembergische Bands und Solokünstler, warum sie in einem Wettstreit aus mehr als 100 Bewerbern ausgewählt worden waren. Die kürzeste Anreise hatte Daniel Weber: Der 22-Jährige musste einfach nur über den Neckar. Ins Finale hat es der Untertürkheimer zwar nicht geschafft, konnte das aber verschmerzen. Er hat gerade erst nach zweieinhalb Jahren Pause wieder angefangen, Musik zu machen.

Ein Mann, sieben Gitarren

Ganz in weiß, gehüllt in blaues Licht, ausgestattet mit nichts als einer Gitarre und einem Barhocker, saß Daniel Weber am Samstagabend auf der Bühne jenes Konzertclubs, der schon viele Stars willkommen geheißen hat. 20 Minuten Zeit blieben ihm und den anderen Festival-Acts, um Publikum und Jury von sich zu überzeugen. Obwohl sichtbar nervös, zog Weber sein Programm unaufgeregt durch – und verriet der Moderatorin hinterher, dass er sieben Gitarren daheim stehen habe: „Das ist zwar furchtbar für den Geldbeutel, aber gut für die Seele.“

Dass Weber in diesem Jahr einen Auftritt beim Bandförderpreis des Popbüros haben würde, hätte er selbst bis vor nicht allzu langer Zeit kaum erwartet. Eigentlich hatte er mit der Musik schon abgeschlossen, nachdem er ein Studium der Immobilienwirtschaft begonnen hatte – eine Vernunftentscheidung. „Ich wollte was Sicheres machen“, sagt er. Doch bald schon habe er feststellen müssen, „dass das gar nichts für mich war“. Weber brach das Studium ab und holte alte Pläne und alte Träume aus der Schublade. Mithilfe des Gitarrenlehrers und Jazzmusikers Martin Wiedmann bereitet er sich nun auf die Aufnahmeprüfung für ein Jazzgitarre-Studium vor.

Deutsch ist Weber zu intim

Es ist eine neue Erfahrung für den Untertürkheimer. Denn eigentlich ist Daniel Weber Autodidakt. Alles, was er mit seinem liebsten Musikinstrument kann, hat er sich selbst beigebracht, über Lehrvideos im Internet. Mit 15 fing er an, inzwischen hat er mehr als 200 Lieder geschrieben. Pop, Folk, Blues und Jazz sind seine Richtungen, die englischen Texte gewürzt mit vielen Metaphern. Deutsch zu schreiben und zu singen liegt ihm eher fern, es ist ihm zu intim. „Das würde sich so anfühlen, als würde ich aus einem Tagebuch vorlesen“, sagt er.

Ungeachtet aller Schüchternheit aber scheint Weber entschlossen, seinen eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Geld verdient er sich durch Jobs in der Kelter und beim Daimler, seine Auftritte bringen ihm ebenfalls Gage – auch der beim Play-Live-Festival. Um den Hauptpreis in Höhe von 1000 Euro und die Chance, auf noch größeren Festivals aufzutreten, konkurrieren jetzt zwar andere. Ins Finale haben es die Folkrocker von Feathers and Stones, der stimmgewaltige Soulsänger Finn Lynden, die Deutschrapper von Schlaraffenlandung und die Singer-Songwriter von Roadstring Army geschafft. „Aber ich habe gar nicht erwartet, dass ich gewinne. Für mich war es schon eine Ehre, überhaupt so weit gekommen zu sein“, sagt Weber.

Wie es nun weitergeht? Von der Jury des Play-Live-Festivals gab es den Rat, dass er noch etwas an seinem Bühnenauftritt feilen solle. Sein nächstes Ziel ist es, zu Hause ein Heimstudio aufzubauen, um eigene Tonträger produzieren zu können. „Die fehlen mir bislang“ – seine Musik findet sich unter anderem auf der Internetplattform Youtube.