Die Baugenossenschaften planen am Ehrlichweg etwa 100 neue Wohnungen. Foto: A. Kratz

Der Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold hat betont, dass beim Thema Nachverdichtung am Ehrlichweg noch nichts entschieden ist.

Fasanenhof - Das heißt was: Peter Pätzold kam am Mittwochabend persönlich in den Möhringer Bezirksbeirat. Das sei ihm ein persönliches Anliegen gewesen, sagte der Stuttgarter Baubürgermeister: „Ich finde es besser, wenn wir direkt miteinander reden, statt immer Briefe hin- und herzuschicken“, sagte der Verwaltungschef. Es ging um die umstrittene Nachverdichtung am Ehrlichweg auf dem Fasanenhof. Die fünf Baugenossenschaften, die dort Grundstücke und Häuser besitzen, wollen etwa 100 Wohnungen bauen. Das Projekt ist umstritten. Die Verwaltung argumentiert, dass in Stuttgart bezahlbarer Wohnraum Mangelware und die Nachverdichtung daher sinnvoll ist. So sieht es auch die Mehrheit im Umwelt- und Technikausschuss. Doch die Fasanenhofer lehnen die Pläne rundweg ab. Der Bürgerverein hat 500 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Die Bewohner befürchten eine Abwertung ihres Stadtteils und kritisieren, das „lebenswichtige Grünfläche“ versiegelt werde. So stand es in einen offenen Brief an die Verwaltungsspitze.

Stadt organisiert zweiteilige Planungswerkstatt

„Ich kann die Bedenken nachvollziehen. Das ist eine schwierige Abwägung“, sagte Pätzold im Bezirksbeirat. Er plädierte dafür, auch die städtischen Flächen und Grünstreifen rundherum in die Überlegungen einzubeziehen und alles als ein „Ensemble“ zu betrachten. Immer wieder sprach er von einem Prozess und betonte, dass noch nichts entschieden sei. Vor allem nicht, wo und wie genau am Ehrlichweg nachverdichtet werden könnte. „Die exakten Flächen sollen das Ergebnis einer Bürgerbeteiligung sein“, sagte der Baubürgermeister. Die Menschen auf dem Fasanenhof sollen Vorschläge erarbeiten, die dann dem Gemeinderat als „Empfehlung“ mit auf den Weg gegeben werden. Darauf hatten sich die Mitglieder des Umwelt- und Technikausschusses kürzlich geeinigt. Die Verwaltung plant für den 31. Mai eine Informationsveranstaltung und anschließend eine zweiteilige Planungswerkstatt.

„Es gibt keine Vorfestlegung. Doch wir finden, dass eine Nachverdichtung möglich und verträglich ist. Nun wollen wir uns mit den Menschen auf dem Fasanenhof über das Für und Wider austauschen“, sagte Pätzold. Er betonte aber auch, dass am Ende der Gemeinderat entscheidet. Sollten die Mitglieder eine Nachverdichtung befürworten, dann werde die Verwaltung mehrere Büros mit der Ausarbeitung der genauen Pläne beauftragen, um „ein gutes Ergebnis zu bekommen“.

Bezirksbeiräte fordern, dass Bedenken ernstgenommen werden

Fred Wagner (CDU) forderte, dass die Stadt die Einwände der Bürger ernst nehmen müsse. Die Nachverdichtung dürfe kein Gegensatz zu dem sehr gelungenen und mittlerweile abgeschlossenen Förderprogramm Soziale Stadt sein. Tanja Bachmann (FDP) meinte, dass es ein Widerspruch sei, wenn Pätzold behaupte, dass die Bedenken und Vorschläge der Bürger ernst genommen werden und gleichzeitig darauf verweise, dass der Gemeinderat entscheide. Sie forderte den Baubürgermeister auf, als Verwaltungsspitze auf die Kommunalpolitiker einzuwirken. Pätzold verwies darauf, dass der Gemeinderat das Mandat habe und die Diskussion zunächst eine politische sei. Petra Leitenberger (Grüne) fragte, was aus dem Plan geworden sei, auf dem ehemaligen Schulgelände am Ehrlichweg eine Flüchtlingsunterkunft für etwa 320 Menschen zu bauen. Der Baubürgermeister antwortete, dass dieser Plan nach wie vor aktuell sei, die Stadt beim Thema Nachverdichtung aber mittel- bis langfristig denke.