Guy Clark (1941-2016) galt unter Kollegen als Großmeister der Singer-Songwriter-Zunft. Foto: Invision

Guy Clark schrieb Lieder über das einfachere Leben. Aber er vereinfachte nichts. Als Meister der amerikanischen Singer-Songwriter sang er von Liebe und Trauer, Einsamkeit und Glückssuche.

Stuttgart - Auch wenn der Name des amerikanischen Liedermachers Guy Clark in Europa nie besonders bekannt wurde, die Liste der Kollegen, die Clarks Lieder sangen, lässt bei jedem ein paar Glocken läuten: Emmylou Harris, Johnny Cash, John Denver, Willie Nelson und Kris Kristofferson zum Beispiel. Neidlos wurde er seit den frühen Achtzigern als einer der Besten, wenn nicht gar der Beste seiner Zunft anerkannt. „King of the Texas Troubadours“ hat die „New York Times“ den 1941 im texanischen Monahans Geborenen genannt, ein Etikett, das haften blieb.

Troubadour, dieser Ausdruck zeigt schon, wie wenig der in Deutschland verlegenheitshalber oft gebrauchte Begriff Countrysänger Clark und seinesgleichen fasst. Guy Clark hat in seinen Liedern oft von Menschen erzählt, die auf dem Land leben, aber mit verstockter Hinterwäldlerei oder Verherrlichung reaktionärer Weltferne hatte das nichts zu tun. Clark war nicht nur mit jener Countrymusik aufgewachsen, die an alten amerikanischen Träumen festhalten wollte, sondern auch mit jenen Liedermachern und Rockmusikern, die Amerikas Werte, Praktiken und Perspektiven in Frage stellten. Sein größtes Vorbild wurde allerdings der auch von Bob Dylan verehrte Singer-Songwriter Townes Van Zandt, der aus seinem eigenen, von vielen Problemen geplagten Leben das Material für seine Lieder holte.

Relikt einer anderen Ära

Privat zu bleiben, individuelle Geschichten zu erzählen, Liebe, Trauer, Einsamkeit, Glückssuche zu thematisieren, das war eher Guy Clarks Sache als das offene Protestlied. Aber in seinen Liedern ist oft eine Melancholie zu spüren, ein Bewusstsein, dass dieses Provinzleben in Texas, dessen Schönheiten und Freiräume er pries, das schwindende Relikt einer anderen Ära war. Von seinem Debütalbum „Old No.1“ aus dem Jahr 1975 an über „Better Days“ (1983) bis hin zu „My Favorite Picture of You“ (2013) hat Clark, der am 17. Mai im Alter von 74 Jahren einer Krebserkrankung erlegen ist, mehr als ein Meisterwerk abgeliefert. Aber auch das sah er als Privatsache. „Ich schreibe keine Lieder, um das Leben von jemand anderem umzukrempeln oder die Welt zu verändern“, hat er sein Arbeiten einmal beschrieben. „Sondern um mich daran zu hindern, mich zu erschießen. Darum dreht es sich.“