Recycling für alte Skateboards: In seiner Werkstatt im IW8-Areal in Feuerbach fertigt Florian Bürkle Sitzgelegenheiten. Foto: Nina Ayerle

Florian Bürkle macht aus alten Skateboards neue Möbelstücke. Herzstück seiner Reihe ist der herzförmige Hocker „Mister Wilson“. Der Designer aus dem Lehenviertel ist am morgigen Samstag, 19. September, auch bei den Sternen des Südens dabei. Er stellt im Kantinchen aus.

S-Süd - Ein Regal war ihm zu profan. Ein Regal kann jeder. Mister Wilson wiederum kann nicht jeder, denn Mister Wilson ist eigentlich ein Unfall. Wenn ein Skateboard-Fahrer das Gleichgewicht verliert und das Brett nach vorne wegschnellt, dem Fahrer sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weggerissen wird, dann ist das ein „Mr Wilson“. Das ist, wie wenn man auf einer Bananenschale ausrutscht. Sein erstes, selbst designtes Möbelstück benannte der Skater Florian Bürkle nach dieser besonderen Art des Sturzes. Und: „Naja, anfangs stand Mister Wilson auf recht wackeligen Beinen“, gesteht der Designer aus dem Lehenviertel. Inzwischen ist der Hocker nach den Worten von Bürkle bombenfest. Seit knapp eineinhalb Jahren ist er das Herzstück seiner Möbelkollektion.

Bürkle macht aus alten Skateboards neue Sachen

Angefangen hat Bürkle nach dem Designstudium an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd als Produktdesigner. Die Festanstellung war ihm irgendwann zu einengend, der bloße Bürojob am Computer zu einseitig. Inzwischen ist Bürkle selbstständiger Produktdesigner, arbeitet für Agenturen – jedoch nur in Teilzeit. Die Hälfte der Woche widmet er sich seinen selbst entworfenen Stücken, inzwischen in der eigenen Werkstatt.

In der ehemaligen Kantine eines Stuttgarter Automobilzulieferers, dem neuen Kreativ- und Künstlerareal IW8 in Feuerbach, empfängt Bürkle am Eisentor an der Pforte – mit Skateboard selbstverständlich. Beim Sägen, Hobeln und Schleifen kommen ihm die besten Ideen. Seine zweite Inspirationsquelle ist das Skaten. Mit neun Jahren hatte er sein erstes Board. In 30 Jahren haben sich einige Bretter angesammelt. Die haben sich in seinem Keller gestapelt. „Ich wollte was daraus machen.“ So habe er angefangen zu experimentieren. Als er die Decks, die Bretter ohne Achsen und Rollen, an den Enden zersägte und zwei davon zusammensetze, fiel ihm die Herzform aus. „Da fügen sich die Pobacken wirklich sinnvoll ein“, sagt Bürkle. Damit war klar, daraus wird ein Hocker – ein Hocker in Herzform.

Für Mister Wilson wurde er mit einem Preis ausgezeichnet

Das gefiel Bürkle gut. Jedes Stück ist in vielen Stunden Handarbeit entstanden. Jedes ist ein Unikat. Denn erstens sieht jedes Skateboard anders aus, und zweitens ist jedes auf andere Art kaputt. Wenn seine Kunden es wünschen, personalisiert Bürkle den Hocker auch. Darauf steht nicht nur, wo das Board kaputt ging, sondern auch bei welchem Trick. Alles wird bei ihm mit viel Herzblut gemacht.

Nicht zuletzt deshalb wollte Bürkle auch ein sinnvolles Produkt gestalten. Das bedeutet: Nichts soll auf der Müllhalde enden. In mehreren Stuttgarter Shops stehen nun seine Recycling-Boxen; seine Freunden halten ebenfalls stets die Augen nach alten Brettern offen. Denn mit seiner eigenen Sammlung kommt Bürkle längst nicht mehr weiter. Mister Wilson erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr erhielt er deshalb für sein Einmann-Unternehmen „Floid Produkt Design“ von der Bundesregierung die Auszeichnung „Kultur- und Kreativpilot Deutschland“ – auch weil seine Idee einen nachhaltigen Aspekt hat.

Darauf will Bürkle nun aufbauen. So arbeitet er schon länger an einem Messestand, der zu 100 Prozent recycelt werden kann. Und sein „Baby“ Mister Wilson soll noch Geschwister bekommen – in Gestalt eines Barhockers.