Wieder rüttelt ein Fall tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner die USA auf. (Symbolbild) Foto: carl ballou / Shutterstock

Ein weiterer Fall tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner rüttelt die USA auf. Diesmal ist der Fall klarer - wegen eines Handyvideos.

North Charleston - Der auf Video festgehaltene neue Fall tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze hat in den USA große Empörung ausgelöst. In North Charleston im US-Bundesstaat South Carolina hatte ein Passant zufällig die Schüsse eines weißen Polizisten auf einen anscheinend unbewaffneten Schwarzen aufgenommen. Der 33-jährige Beamte wurde wegen Mordes angeklagt und von der Polizei entlassen. In North Charleston versammelten sich am Mittwochabend vor dem Rathaus und am Tatort Demonstranten. Sie skandierten nach Angaben der Zeitung „Post and Courier“ unter anderem „Hände hoch, nicht schießen!“ Über Nacht blieb es jedoch ruhig.

In der drittgrößten Stadt South Carolinas leben etwa 100 000 Menschen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung ist schwarz. Zuletzt hatten in den USA bereits mehrere Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze Entsetzen und Proteste ausgelöst, unter anderem nach dem Tod des schwarzen Teenagers Michael Brown im August vergangenen Jahres durch Polizeischüsse in der Stadt Ferguson in Mississippi.

Unterdessen meldete sich der Urheber des Handyvideos zu Wort

Unterdessen meldete sich der Urheber des Handyvideos zu Wort. Bevor er die Aufnahme startete, hätten der Polizist und der 50 Jahre alte Afroamerikaner eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, sagte der 23-jährige Mann dominikanischer Abstammung dem TV-Sender NBC. „Sie waren auf dem Boden. Ich erinnere mich, dass der Polizist die Kontrolle über die Situation hatte.“ Das Opfer habe nur weglaufen wollen und sei keine Bedrohung gewesen. Er habe kurz überlegt, das Video zu löschen. Er habe sich jedoch entschieden, die Aufnahmen publik zu machen, nachdem er den Polizeibericht über den Vorfall las, der nicht mit den Tatsachen übereinzustimmen schien.

Nach den Todesschüssen auf den vierfachen Familienvater am Samstag hatte sich der Polizist auf Notwehr berufen. Er habe um sein Leben gefürchtet, weil der Mann ihm nach einer Verkehrskontrolle seine Elektroschock-Waffe entrissen habe. In dem Video scheint es aber so, als habe er seinen Elektroschocker erst nach den Schüssen neben den 50-Jährigen gelegt. Mittlerweile hat auch die Bundespolizei FBI mit Ermittlungen begonnen.