Sturmtief „Herwart“ hat für zahlreiche Schäden gesorgt. Foto: dpa

Die zurückliegenden Herbststürme werden die Berliner Bezirke länger beschäftigen als gedacht. Gehwege müssen erneuert, Baumstümpfe gefräst werden. Die Bezirke fordern dafür mehr Geld vom Senat.

Berlin - Aufheulende Motorsägen, knatternde Häcksler: Die Aufräumarbeiten nach den schweren Herbststürmen „Xavier“ und „Herwart“ werden in manchen Berliner Bezirken noch mehr als ein Jahr dauern. Das geht aus Antworten der Bezirksämter auf Anfragen der Deutschen Presse-Agentur hervor. Anfang Oktober waren allein durch den Sturm „Xavier“ rund 56 000 Bäume in Berlin umgestürzt oder beschädigt worden. Bahnstrecken, Straßen, Geh- und Waldwege mussten vorübergehend oder dauerhaft gesperrt werden. Besonders betroffen waren der Westen und der Norden der Stadt.

„Die Aufräumarbeiten im Bereich der Straßen- und Parkbäume werden sich noch mindestens bis Ende 2018 erstrecken“, erklärte Oliver Schruoffeneger vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Neben der Beseitigung von Baumstämmen, Ästen und Stümpfen seien unter anderem Reparaturen an Wegen, Zäunen und Sitzbänken notwendig. Diese Arbeiten würden „sicherlich noch bis Ende 2018 in Anspruch nehmen“, bestätigte auch Diana Kerait vom Bezirksamt Pankow.

Kritisch äußerten sich die Bezirke über die finanzielle Unterstützung des Senats.

Als Ursache für die Dauer der Aufräumarbeiten nannten die Bezirke vor allem eine Überlastung öffentlicher und privater Baumpfleger. „Alle verfügbaren Fremddienstleister haben uns bis zur Leistungsgrenze unterstützt“, sagte Jens Häsing vom Bezirk Spandau. Außerdem bestünden für das Aufräumen auch bürokratische Hürden. „Im öffentlichen Straßenland müssen für die notwendigen Arbeiten Halteverbote bei der Straßenverkehrsbehörde beantragt werden. Dieser Arbeitsschritt ist zeitaufwendig, aber unerlässlich“, erklärte Karin Grunz vom Bezirksamt Mitte.

Kritisch äußerten sich die Bezirke über die finanzielle Unterstützung des Senats. Die von der Umweltverwaltung bereitgestellte Soforthilfe in Höhe von 100 000 Euro pro Bezirk decke lediglich die Beseitigung akuter Unfallgefahren ab. „Für die langfristige Wiederaufforstung von Straßenbäumen reichen diese Mittel bei weitem nicht aus“, sagte Karin Grunz. Insgesamt würden in Mitte Sturmschäden von rund 1,85 Millionen Euro verzeichnet. Auch Diana Kerait vom Bezirk Pankow zeigte sich ernüchtert: „Kurz gesagt: Die Bezirke haben zu wenig Personal und Ausrüstungen, um entstandene Schäden im Ausmaß von „Xavier“ eigenständig in angemessener Zeit zu beseitigen.“

Noch immer sind auf vielen Berliner Parkplätzen stark beschädigte Fahrzeuge zu sehen

Derk Ehlert von der Umweltverwaltung äußerte Verständnis für den Unmut der Bezirke. Er wies darauf hin, dass die Soforthilfe zunächst nur für die Umsetzung erster dringender Maßnahmen gedacht gewesen sei. „Wir bemühen uns um eine zusätzliche finanzielle Unterstützung. Doch derzeit laufen die Haushaltssondierungen, deshalb müssen wir erstmal abwarten“, sagte Ehlert.

Derweil könnte auch so mancher Autobesitzer seinen Beitrag zum Aufräumen leisten. Noch immer sind auf vielen Berliner Parkplätzen stark beschädigte Fahrzeuge zu sehen. „Für den Abtransport ist der jeweilige Eigentümer zuständig“, erklärte Susanne Wein vom Bezirksamt Neukölln. Andernfalls müsse das Ordnungsamt eingreifen.

Derk Ehlert von der Umweltverwaltung sagte dazu: „Teilweise sind die Eigentümer der Fahrzeuge vielleicht noch verreist oder kümmern sich um die Schadensregulierung durch die Versicherung.“ Deshalb überwiege im Moment die Nachsicht.