Nachdem Julia Pierson als Chefin des Secret Service ihren Hut genommen hatte, wurde nun Joseph Clancy mit dem Job betraut. Foto: dpa

Die Leibwächter von US-Präsident Obama leisteten sich zuletzt mehrere Fehler. Jetzt steht der Secret Service unter neuer Leitung - doch auch der neue Mann hat einen schwarzen Fleck in der Personalakte.

Die Leibwächter von US-Präsident Obama leisteten sich zuletzt mehrere Fehler. Jetzt steht der Secret Service unter neuer Leitung - doch auch der neue Mann hat einen schwarzen Fleck in der Personalakte.

Washington - Nach einer Serie von Pannen beim Schutz von US-Präsident Barack Obama und der Bewachung des Weißen Hauses hat der Secret Service einen neuen Leiter. Unmittelbar nach dem Rücktritt von Julia Pierson wurde der frühere Spitzenagent Joseph Clancy (58) zum vorübergehenden Leiter der Leibwache des US-Präsidenten ernannt. Clancy war 2009 als Sicherheitschef im Weißen Haus eine Panne unterlaufen. Vor drei Jahren wechselte er in die Privatwirtschaft.

Enthüllungen über peinliche Sicherheitslücken hatten seine Vorgängerin Pierson bewogen, Heimatschutzminister Jeh Johnson ihren Rücktritt anzubieten. Obama selbst äußerte sich bisher nicht öffentlich zu den Vorgängen.

Der Secret Service bewacht den Präsidenten 24 Stunden am Tag. Er kümmert sich ebenfalls um die Sicherheit von Ehefrau Michelle sowie der beiden Obama-Töchter. Die Behörde beschäftigt rund 3400 Agenten.

Der demokratische Abgeordnete Eiljah Cummings aus Maryland forderte weitere Änderungen im Schutz des Präsidenten auch nach dem Rücktritt Piersons. „Wir sollen nicht sagen, dass jetzt alles geklärt ist“, zitierte ihn die „New York Times“. „Ganz offensichtlich hat es hier (im Personenschutz des Präsidenten) eine ungesunde Kultur gegeben.“

Enthüllungen über haarsträubende Sicherheitslücken hatten Pierson zuletzt schwer unter Druck gesetzt: Unter anderem ließen die Personenschützer einen bewaffneten Ex-Straftäter mit Obama in einen Fahrstuhl steigen. Zudem gelang es kürzlich einem Mann, mit einem Messer ins Weiße Haus - das vermeintlich sicherste Gebäude der Welt - vorzudringen.

Schon am Dienstag hatte Pierson vor einem Kongressausschuss Rede und Antwort stehen müssen. Es spreche aber für ihre Professionalität, dass sie die Verantwortung übernommen habe, sagte Regierungssprecher Josh Earnest am Mittwoch im Weißen Haus.

Clancy wird Interims-Nachfolger

Vor allem eine neueste Enthüllung der „Washington Post“ brachte das Fass wohl zum Überlaufen: Demnach hatte der Secret Service während Obamas kürzlichem Besuch bei der Seuchenbehörde CDC in Atlanta einen bewaffneten, dreifach verurteilten Ex-Straftäter in die Nähe des Präsidenten gelassen.

Der Mann war Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma und wurde auffällig, als er im Fahrstuhl mit seinem Smartphone Fotos von Obama machte. Als die Agenten sich beschwerten, wurde der Mann von seinem Schichtleiter auf der Stelle gefeuert. Dabei musste er seine Dienstwaffe abgeben - erst da wurde dem Secret Service klar, dass er bewaffnet war. Das Sicherheitsprotokoll verbietet aber, dass sich außer dem Secret Service Bewaffnete in Obamas Nähe aufhalten.

Heimatschutzminister Johnson ernannte den ehemaligen Top-Service-Agenten Joseph Clancy zum Interims-Nachfolger. Der 58-jährige Clancy war vor drei Jahren in die Privatwirtschaft gegangen. In seiner Personalakte ist jedoch nach einem Bericht der „New York Times“ vom Donnerstag ein unangenehmer Eintrag: Er war 2009 für die Sicherheit im Weißen Haus verantwortlich, als das Society-Paar Michaele und Tareq Salehi an allen Sicherheitskontrollen vorbei ohne Einladung zu einem Staatsempfang zu Ehren des indischen Regierungschefs Manmohan Singh Manmohan Singh gelangt war. Das Paar hatte sogar Obama die Hand geschüttelt.

In den vergangenen Tagen war auch eine Sicherheitspanne bekannt geworden, die sich bereits 2011 ereignet hatte. Damals hatte ein Mann nachts sieben Schüsse auf das Weiße Haus abgegeben, wie die „Washington Post“ berichtete. Doch erst vier Tage später bemerkten die Personenschützer, dass das Gebäude überhaupt von Kugeln getroffen worden war.