Einige Mineralwasserfans wollen nur für das kühle Nass bezahlen. Foto: Lichtgut/Zweygarth

Einige Stammgäste fordern eine Tariftrennung von Schwimmen und Sauna im Leuze. Die Bäderbetriebe kontern und verweisen auf die hohe Tarifzufriedenheit der meisten Gäste und auf subventionierte Preise.

Stuttgart - Die Wellen nach der Tariferhöhung im MineralbadLeuze Anfang September ebben nicht ab. Noch immer versucht sich eine Gemeinde von treuen Mineralwasserschwimmern, die allerdings keine Saunagänger sind, mit Briefen an die Stadtverwaltung gegen den Fakt zu wehren, dass sie jetzt wegen einer Mehrwertsteuererhöhung des Bundes für Saunabetriebe mehr für ihr Leuze-Ticket zahlen müssen. Sie wollen nämlich die Schwitzkabinen überhaupt nicht nutzen. Ihre Forderung: getrennte Tarife, wie sie es auch in vielen anderen Bädern dieser Art in der Region gibt.

Eintrittspreis ist im Vergleich günstig

So verständlich der Ärger ist, für eine Leistung zu zahlen, die man nicht nutzt, so relativierbar ist er allerdings in diesem Fall. Die 10,10 Euro für zwei Stunden Schwimmen inklusive Sauna im Leuze bewegen sich in einem Rahmen, den man in vergleichbaren Mineralbädern in der Region und im Land nur für das Schwimmen bezahlen muss. Ein Beispiel: Die Therme in Beuren verlangt für zweieinhalb Stunden Schwimmen mit Dampfbadbenutzung aber ohne Sauna elf Euro. Keinen getrennten Tarif wie auch im Leuze gibt es in den Caracalla Thermen in Baden-Baden. Aber dort muss der „Nur-Schwimmer“ für zwei Stunden sogar 16 Euro auf die Theke legen. So betrachtet bleibt als Ergebnis, dass der Saunanteil sehr gering ist. Der Ärger der Leuzeschwimmer ohne Sauna-Ambitionen resultiert aber daraus, dass viele bis vor kurzem Stammkunden im Mineralbad Berg waren, das bis Mitte 2019 wegen Sanierung geschlossen ist. Wer vergleichbar zum „Neuner“ im Freien im kühlen Mineralwasser schwimmen will, dem bleibt derzeit nur der Weg ins Leuze. Im Berg gab es dagegen tatsächlich getrennte Tarife. Schwimmen ohne Sauna kostete für zwei Stunden 8,80 Euro beziehungsweise 7,92 Euro mit der Zehnerkarte. Das war dann tatsächlich deutlich günstiger.

Geringe Chance auf rasche Veränderung

Die Chance, dass der Protest der Bergianer zu einer Einführung getrennter Tarife auch im Leuze führt, ist aber nicht besonders groß. Zumindest nicht kurzfristig. Alexander Albrand, der Chef der Bäderbetriebe Stuttgart, betont, „dass eine mögliche Trennung der Eintrittspreise im Leuze zwingend bauliche Änderungen nach sich" ziehen würde, um die Bereiche so zu trennen, dass man mit zwei Tarifzonen arbeiten kann. Und das sei nicht „auf die Schnelle“ zu erledigen. Außerdem, so Albrand, sei „die Mehrheit unserer jährlich rund 700 000 Badegäste mit dem Tarifgefüge und mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis im Leuze zufrieden.“

Einwand der Kritiker wird gehört

Darüber hinaus ist zumindest noch keine Stimme laut geworden, die sich beklagt hätte, dass man als reiner Saunabesucher auch für ein Mineralbad bezahlen muss, dass man nicht nutzen will. Aber diese Gäste gibt es auch. Bei den Bäderbetrieben will man trotzdem den Einwand der Kritiker bedenken, so lange dadurch kein zusätzliches Defizit entsteht. Technik Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) kündigt gegenüber der Kritikerin Claudia Kluschak an, darüber mit Bäderchef Albrand sprechen zu wollen. Die Schwimmerin aus Remshalden hofft, dass aus Reden Handeln wird: „Die Lösung ist, das Kombiticket abzuschaffen, dann haben wir gerechte Preise“, sagt Claudia Kluschak. Kritik gibt es von den „Nur-Schwimmern“ auch am Frühschwimmertarif , der zwischen sechs und acht Uhr buchbar ist und 7,90 Euro für 75 Minuten kostet. Verglichen mit dem Zwei-Stunden-Tarif sei der Minutenpreis noch höher und man könne die Sauna noch nicht einmal nutzen, da die erst um acht Uhr öffnet, empört sich Claudia Kluschak. Das stimmt zumindest teilweise, wobei der Frühtarif bis acht Uhr gebucht werden kann und dann auch bis 9.15 Uhr kombinierbar ist mit Sauna. Zudem erklärt Markus Wegner von den Bäderbetrieben den Preis mit tariflichen Zuschlägen, die man zu früher Stunde dem Personal zu zahlen habe. Streng genommen müsste man dann aber auch den normalen Tarif am morgen anheben, aber das kontern die Bäderbetriebe mit dem Hinweis, dass die Preise allesamt stark subventioniert seien – zum Wohl der Gäste.

Einige davon sehen das aber zumindest in puncto Tariftrennung weiter anders und das wird wohl auch so bleiben bis das Berg wieder öffnet – und die dortige Tarifstruktur die Sanierung überdauert.