Der mutmaßliche Messer-Attentäter von Finnland hat sich vor der Tat zeitweise in Deutschland aufgehalten. Foto: dpa

Der mutmaßliche Messer-Attentäter von Finnland hat sich vor der Tat zeitweise in Deutschland aufgehalten. Der 18-Jährige sei Ende 2015 nach Deutschland eingereist, habe hier aber keinen Asylantrag gestellt.

Berlin/Helsinki - Der Mann, der mutmaßlich für eine Messerattacke im finnischen Turku verantwortlich sei, sei Ende 2015 nach Deutschland eingereist, habe hier aber keinen Asylantrag gestellt, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin. Finnland habe den deutschen Behörden die Personalien des Mannes übermittelt, der wegen illegalen Aufenthalts in Deutschland erkennungsdienstlich behandelt worden sei. Der 18 Jahre alte Marokkaner wird verdächtigt, am Freitag im finnischen Turku zwei Frauen mit einem Messer getötet und weitere acht Menschen verletzt zu haben. Für vier weitere Marokkaner beantragte die Polizei wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Mord Untersuchungshaft.

Asylantrag abgelehnt

Der Hauptverdächtige war nach Angaben des Roten Kreuzes 2016 nach Finnland gekommen und lebte in einem Flüchtlingsheim in Turku. Der finnische Fernsehsender MTV berichtete, der Asylantrag des Mannes sei abgelehnt worden. Die Polizei hat dies bisher nicht bestätigt. Der finnische Geheimdienst erhielt dieses Jahr nach eigenen Angaben einen Hinweis, wonach sich der Marokkaner radikalisiert habe. Es habe aber keine Informationen gegeben, die auf einen Anschlag hindeuteten. Der Mann sei vor der Tat bei der Polizei nicht auffällig geworden. Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sich die Tat gezielt gegen Frauen richtete.

Europäer und ihr Lebensstil im Visier

EU-Kommissar Günther Oettinger bezeichnete die Messer-Attacke von Turku als Anschlag auf europäische Werte. „Der Angriff mag sich in Finnland ereignet haben, zum ersten Mal“, sagte Oettinger vor einer Schweigeminute in Brüssel. „Aber wir Europäer sind gemeinsam attackiert worden, egal, ob die Angriffe in Turku oder Paris stattfinden, in Stockholm oder in London, in Berlin oder Kopenhagen.“ Die Angreifer nähmen die Europäer, ihre Werte und ihre Art zu leben ins Visier. „Aber wir sind willens und bereit, sie zu verteidigen“, sagte Oettinger. „Am Ende werden diese Werte sich durchsetzen.“

Mechkahs Anhörung wird per Video erfolgen, weil sich der 18-Jährige immer noch im Krankenhaus befindet. Die Polizei hatte ihm bei seiner Festnahme ins Bein geschossen. Auch die vier Männer, die anschließend festgenommen wurden, weil sie mit Mechkah in Verbindung stehen, sollen nach dem Willen der Polizei in Haft bleiben.