Foto: dpa

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Inhaber des Drogerieimperiums Schlecker vor, er habe vor der Insolvenz des Unternehmens Vermögenswerte beiseitegeschafft – etwa indem er den Luxusurlaub seiner Kinder bezahlt hat.

Stuttgart - Vier Jahre nach der Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen den Unternehmensgründer Anton Schlecker, seine Frau Christa und die beiden Kinder Meike und Lars erhoben. Das berichten übereinstimmend das „Handelsblatt“, die „Stuttgarter Nachrichten“ und die „Stuttgarter Zeitung“. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte die Anklage, wollte sich zu Einzelheiten jedoch nicht äußern. Auch die Verteidiger der Familie kommentierten den Vorgang nicht.

Die Staatsanwaltschaft wirft Anton Schlecker nach Informationen von „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“ vor, er habe vor der Insolvenz in 36 Fällen Geld beiseitegeschafft. Insgesamt soll es dabei um einen Betrag von 20 Millionen Euro gehen. Anton Schlecker führte sein Unternehmen in der Rechtsform Eingetragener Kaufmann (e.K.).

Ein eingetragener Kaufmann haftet mit seinem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten seiner Firma. Schafft er bei drohender Insolvenz Geld aus dem Firmen- oder seinem Privatvermögen beiseite, entzieht er es dem Zugriff der Gläubiger. Das ist nicht erlaubt. Die Ankläger werfen dem einstigen Unternehmer nach Recherchen von „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“ vor, er habe sein Geld vor allem durch überteuerte Verträge mit Firmen seiner Kinder und durch Schenkungen an die Familienmitglieder übertragen. So soll er einen überteuerten Logistikvertrag mit der Firma seiner Kinder LDG abgeschlossen haben. Auf diesem Weg soll er allein elf Millionen Euro übertragen haben.

Zu den Angeschuldigten gehören auch die Kinder

Bei den restlichen offenbar beiseitegeschafften Beträgen handelt es sich es um Zuwendungen zum täglichen Leben an Familienmitglieder, berichten Insider. Meist liegen sie bei unter einer Million Euro. Anton Schlecker habe seinem Sohn demnach auch die Renovierung seiner Wohnung im Wert von rund einer Million Euro bezahlt. Außerdem soll er die Kosten für einen Luxusurlaub seiner Kinder auf die Insel Antigua im Wert von fast 60 000 Euro übernommen haben, berichten Insider. Zudem soll er seinen vier Enkelkindern je 200 000 Euro geschenkt haben.

Zu den Angeschuldigten zählen auch Lars und Meike Schlecker sowie deren Mutter Christa Schlecker. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, sie hätten Anton Schlecker dabei geholfen, das Geld beiseite zu schaffen. Außerdem sollen die Kinder von der Firma LDG Gewinne an sich selbst abgeführt haben, obwohl das Unternehmen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft verschuldet gewesen sein soll. Den Kindern wird außerdem zur Last gelegt, sie hätten vom Geschäftskonto der LDG über 50 000 Euro für Beratungsleistungen an ihre Mutter überwiesen, obwohl diese Beratungen angeblich nie stattgefunden haben.