Die Qualität der Produkte bei Stada wird gründlich geprüft, die Strukturen des Konzerns aber offensichtlich nicht gründlich genug. Foto: dpa

Nach der Übernahme durch zwei Finanzinvestoren soll der Arzneimittelhersteller aus Hessen erst einmal besser aufgestellt werden.

Frankfurt - Nach der letztlich geglückten Übernahme durch die beiden Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven will Interimschef Engelbert Tjeenk Willink den hessischen Arzneimittelhersteller Stada erst einmal auf Effizienz trimmen. Das Unternehmen nutze noch zu wenige Synergien mit Standorten in anderen Ländern, sagte Willink in einer Telefonkonferenz. „Alles wird separat gemacht. Das bedeutet, das alles durchaus nicht zwei- oder dreimal gemacht wird, sondern 20-mal. Diese Ineffizienz werden wir aus dem Unternehmen rausnehmen.“

Mehr zentrale Führung

In Zukunft werde es daher mehr zentrale Führung im Konzern geben, die Pläne dafür seien aber noch nicht im Detail ausgearbeitet. Gleichzeitig denke Stada auch über Wachstumsinitiativen nach. Mit dem Fokus auf Wachstum und Effizienz werde der eingeschlagene Kurs verstärkt fortgesetzt. Der M-Dax-Konzern hat sich im vergangenen Jahr auf Druck von aktivistischen Aktionären umgebaut, um profitabler zu werden, und mit der neuen Strategie im März die Messlatte für die Mittelfristziele 2019 höher gelegt. „Der Halbjahresbericht zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Tjeenk Willink weiter. Obwohl es das Ziel der beiden neuen Eigentümer ist, Stada in die Führungsriege der Pharmaindustrie zu bringen, hält der derzeitige Chef dies nicht für vorrangig. „Erst einmal muss die Basis des Unternehmens, das Marken- und das Generikageschäft, in Europa stärker und effizienter gemacht werden“, sagte Willink. „Größere Übernahmen, das ist eine Sache in zwei, drei Jahren. Das ist alles im Detail absolut noch nicht besprochen, aber die Idee ist da.“ Stada wolle sich nun auf sein operatives Geschäft konzentrieren und müsse profitabler werden. Der hohe Preis, den die künftigen Eigentümer zahlen, soll nicht auf Kosten der 10 000 Mitarbeiter gehen. Bain und Cinven hätten versprochen, vier Jahre lang keine Stellenstreichungen zu fordern, die der Vorstand nicht ohnehin im Sinn hat. Bain und Cinven war in der vergangenen Woche im zweiten Anlauf die 5,4 Milliarden Euro schwere Übernahme von Stada knapp gelungen.

Ursprünglich Fusion mit anderen Unternehmen der Branche angestrebt

Zünglein an der Waage war der US-Investor Paul Singer mit seinem Fonds Elliott. Er war mit fast zehn Prozent bei Stada eingestiegen und hatte bis zuletzt offengelassen, ob er seine Anteile verkaufen wolle. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hatte er rechtzeitig Zustimmung signalisiert. Stada-Finanzchef Bernhard Düttmann sagte, der Vorstand habe keine Transparenz darüber, wie viel Elliott noch halte. Mit dem Fonds habe es keinen Austausch gegeben. Stada-Aktionäre, die das Angebot nicht angenommen haben, können das noch zwei Wochen lang bis zum 1. September nachholen. Ursprünglich hatte Stada, gegründet als ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von Apothekern, der zu einem börsennotierten M-Dax-Konzern gewachsen ist, eine Fusion mit einem anderen Unternehmen aus der Branche angestrebt. Am Ende hatten jedoch fast ausschließlich Finanzinvestoren ihren Hut in den Ring geworfen.

Offen ist, wer das Unternehmen künftig führt

Offen ist noch, wer das Unternehmen künftig führt. Die Verträge von Tjeenk Willink und Düttmann, die im Juli überraschend auf Vorstandschef Matthias Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft gefolgt waren, laufen nur bis zum Jahresende. Tjeenk Willink zeigte sich offen, auch länger zu bleiben, wenn er gebraucht werde. Er wolle aber nicht die nächsten fünf bis zehn Jahre bei Stada verbringen, betonte er. Den Kurs seiner Vorgänger wolle er fortsetzen und nur die Intensität erhöhen. „Die Richtung ist mit Sicherheit nicht falsch.“