Auch zu der Ermordung eines katholischen Priesters in Frankreich am Dienstag bekannte sich der IS nur wenige Stunden später. Foto: EPA

Die selbst ernannte Nachrichtenagentur „Amak“ verbreitet beinahe täglich Bekenntnisse der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Was steckt hinter diesem scheinbar professionell medialen Auftreten?

Stuttgart - Das Bekenntnis ließ nicht lange auf sich warten: Schon am Dienstagmittag veröffentlichte „Amak“ ein Schreiben, wonach die zwei Männer, die den Angriff auf die Kirche in der Normandie verübt hatten, „Soldaten des Islamischen Staats“ seien. „Amak“ – mit jedem Anschlag, zu dem sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekennt, wird dieser Name bekannter – meist versehen mit dem Zusatz, dass es sich um eine IS-nahe Nachrichtenagentur handelt.

Auf „Amak“ aufmerksam wurden Beobachter der Dschihad-Szene erstmals 2014. Während der IS die kurdische Stadt Kobane im Norden Syriens belagerte, tauchten erste Meldungen unter diesem Namen auf. Tatsächlich sind sich Experten uneins, ob die selbst ernannte Nachrichtenagentur direkt dem IS zuzuordnen ist. In jedem Fall müssen die Betreiber enge Kontakte in dieses Umfeld pflegen – das machen die direkten Statements von IS-Kämpfern, die sie regelmäßig verbreiten, deutlich.

Die Betreiber nutzen einen pseudo-neutralen journalistischen Sprachstil

Dabei ist „Amak“ nur ein weiteres Beispiel für das professionelle mediale Auftreten des IS und seiner Unterstützer. Während der ehemalige Al-Qaida-Chef Osama bin Laden seine Terror-Bekenntnisse noch als Audio- oder Videodateien westlichen Medien zuspielen lassen musste, versorgt „Amak“ Sympathisanten und Beobachter weltweit mit seiner Sicht auf die Welt – direkt aufs Smartphone, rund um die Uhr. Alle Versuche, die Verbreitung im Internet langfristig zu stoppen, sind bislang gescheitert: Zwar gelang es immer wieder, Domains von „Amak“-Seiten im Internet zu blockieren und Twitter-Accounts sperren zu lassen. Doch die Betreiber finden immer neue Kanäle für ihre Informationen. Aktuell kämpft etwa der Instant-Messaging-Dienst Telegram mit Sitz in Berlin gegen immer wieder wechselnde anonyme Kanäle der selbst ernannten Nachrichtenagentur.

Auffällig ist auch der pseudo-neutrale journalistische Sprachstil, den die Betreiber pflegen. Während der IS Attentäter mit religiösen Formeln preist und Gott für deren „Märtyrertod“ dankt, verzichtet „Amak“ auf derlei Propaganda.

Viele Informationen der Nachrichtenagentur lassen sich nur schwer überprüfen

In die Hände spielt den Betreibern dabei, dass viele ihrer Informationen sich schwer von unabhängigen Quellen bestätigen lassen. Auch deutsche Ermittler stehen dieser Tage vor der Frage, ob der IS tatsächlich Kontakt zu manchem Attentäter pflegte – oder ob die Terrormiliz den Täter nicht erst im Nachhinein für sich vereinnahmte.

Skepsis gegenüber den Verlautbarungen „Amaks“ ist daher angebracht. Denn das Kalkül der Betreiber spiegelt sich schon im Namen wieder: Laut William McCants, einem Nahostexperten des US-Thinktank Brookings Institution, ist „Amak“ der Name eines Ortes in Nordsyrien, an dem gemäß einer Prophezeiung des Propheten Mohammed am Jüngsten Tag die große Schlacht zwischen „Ungläubigen“ und Muslimen stattfinden soll. Die Existenz eines solchen „Glaubenskrieges“ immer wieder zu postulieren und zu untermauern, ist das Kalkül hinter dem konstanten Nachrichtenfluss „Amaks“ – so lange, bis auch die Bevölkerung im Westen sich im Kriegsgebiet der Terroristen wähnt.