Die Boylesque-Show aus Köln begeisterte so sehr im Friedrichsbau, dass sie am 11. Juli erneut hier gastiert Foto: Jens Schierenbeck

Stuttgart gilt als Hochburg des Burlesque-Tanzes. Jetzt sind auch mal die Männer auf der Bühne dran. Nach zwei ausverkauften Auftritten im Friedrichsbau kehrt die Boylesque-Show am 11. Juli ins Varieté zurück.

Stuttgart - Mehrfach, erzählte der frühere Bundespräsident Theodor Heuss, habe er in den 1950ern US-Tänzerin Josephine Baker im Friedrichsbau (natürlich im ersten, 1898 eröffneten Stuttgarter Varieté) gesehen und stets erleichtert sein können. Denn – dieses schöne Zitat ist von ihm überliefert – „das Bananenröckle ist nicht verrutscht“.

Auch sechs Jahrzehnte später, da das Varieté im dritten Friedrichsbau am Pragsattel angekommen ist, verrutscht noch immer nix. Josephine Baker, die mit ihrem Erotiktanz im Baströckchen weltberühmt wurde, starb 1975. Seitdem ist die Emanzipation des starken Geschlechts vorangeschritten. Im Varieté tanzt nun mit der Kölner Boylesque-Truppe Devine Teasers ein dunkelhäutiger Mann in so einem Rock. Und all seine Bananen rund um die Hüfte gehorchen ihm.

Nach Burlesque kommt Boylesque. Der Name Burlesque stammt vom italienischen Wort burla ab, das übersetzt „Schabernack“ bedeutet. Auch die Männer, die sich dem Erfolg der Frauen anschließen wollen, treiben manchen Schabernack – machen sich aber nie ganz nackt, wie dies bei den Kolleginnen üblich ist. Der erotische Animiertanz, der auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgeht, gilt als Kunstform, nicht als Striptease. In Stuttgart wächst die Burlesque-Szene mit immer mehr Workshops. Die Erotik-Boutique Frau Blum hat sich auf die Ausstattung spezialisiert – mit einer Riesenauswahl an Pasties, wie die Pailletten heißen, mit denen die weiblichen Brustwarzen bedeckt werden. Etliche Tänzerinnen wollen im Varieté sehen, was die Männer draufhaben. Beim Gastspiel der Kölner sind die kreischenden Frauen ganz klar in der Mehrheit. „Gefällt es dir?“, wird ein Herr in Reihe eins von der Bühne herunter gefragt. „Ja“, antwortet er. Darauf der Tänzer: „Warum zeigt das nicht dein Gesicht?“

Acht wilde Mädels aus Sindelfingen hingegen zeigen, wie begeistert sie sind. Sie feiern Junggesellinnenabschied und johlen am lautesten. Ihr künftiger Mann, sagt die Braut mit weißen Blumen im Haar, sei auch schön, aber „anders“. Eine ihrer Freundinnen liefert die Erklärung: Er könne nicht so gut tanzen, sei dafür aber „nicht schwul“. Die künftige Braut lacht und sagt: „Das stellt sich vielleicht in ein paar Jahren raus.“

Was machst du mit der Hose, Matrose? Drei Seemänner singen im Rat-Pack-Stil nostalgische Swing-Hits und streifen schneller als der Schall ihre Beinkleider ab. Die Revue ist ein Mix aus Schwanenballett, Ausdruckstanz und Comedy. Nach dem stürmischen Schlussapplaus hat es der Junggesellinnenabschied eilig, um im Foyer mit den halbnackten Boys fotografieret zu werden. Von Frau Blum bekommt jeder Tänzer ein „fair gehandeltes Kondom“ geschenkt. Wenn das Josephine Baker noch erlebt hätte!

Nach den beiden ausverkauften Auftritten gastiert die Boylesque-Show am 11. Juli erneut im Friedrichsbau Varieté.