Jede Hilfe kam zu spät: Rettungskräfte bergen eines der Opfer in Bruchsal Foto: dpa

Tödliches Drama in Bruchsaler Altenheim - Brandschutz für Pflegeeinrichtungen gefordert.

Stuttgart/Bruchsal - Das Dachgeschoss als tödliche Feuerfalle: Zwei Bewohner eines Altenheims in Bruchsal sind am Dienstagmorgen verbrannt. Die Diskussion um den Brandschutz in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen erhält damit neue Nahrung.

Es ist gegen 4 Uhr am Dienstagmorgen, als der Pfleger im "Haus Barbara" das Feuer entdeckt. Kurz zuvor war der Alarm in dem dreistöckigen Altenheim in Bruchsal ausgelöst worden. Obwohl die Feuerwehr mit rund 80 Hilfskräften wenig später am Ort des Geschehens ist, gelingt es den Rettern zwar noch, bis in den obersten Stock zu kommen. Die extreme Hitze und der starke Rauch machen es aber unmöglich, in das Zimmer eines 76- und eines 82-Jährigen vorzudringen. Beide verbrennen. "Sie waren bettlägrig und hatten keine Chance", sagt die Polizei später. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass das Feuer durch den technischen Defekt eines Ventilators ausgelöst wurde. Die anderen 28 Heimbewohner waren rechtzeitig ins Freie gebracht worden, einige mussten mit Verdacht auf leichte Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus.

Aber hätte der Tod der beiden Männer verhindert werden können? "Der Brand in Bruchsal spricht eine deutliche Sprache", erklärt wenig später Eugen Brysch, geschäftsführender Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz-Stiftung, und kritisiert in scharfem Ton: "Der Brandschutz in Pflegeeinrichtungen wird in Deutschland vernachlässigt." Ob das auch für das Altenheim in Bruchsal gilt, sollen nun die Ermittlungen zeigen.

Brysch verweist auf Untersuchungen seiner Stiftung, wonach es jährlich in Alten- und Pflegeheimen in Deutschland rund 50- mal brennt und dabei bis zu 20 Tote und 100 Verletzte zu beklagen seien. Die Gründe seien "offenkundig". Die Brandschutzbestimmungen würden vielerorts die Tatsache ignorieren, dass die meisten Bewohner dieser Einrichtungen sich selbst nicht mehr retten können. Was früher ein Wohnheim war, habe sich mancherorts zum Pflegeheim entwickelt. "Hier besteht dringender Handlungsbedarf, sagt Brysch an die Adresse der Bundesländer. Sie müssten schleunigst vor Ort klären, wie es um den Brandschutz in diesen Einrichtungen bestellt ist - und dann auf Nachbesserungen setzen. "Wir brauchen klare Regeln." Es könne nicht angehen, dass landauf, landab für Lagerhallen und Kaufhäuser umfangreiche Brandschutzbestimmungen gelten und der Bundesverband der Sachversicherer "da mächtig Druck macht", aber in Alten- und Pflegeheimen keine klare Linie erkennbar sei: "Da hat der Staat etwas unterlassen, was er hätte längst regeln können."