In Stuttgart wurden mit Blick auf die zahlreichen Veranstaltungen und Feste auf dem Platz in den kommenden Wochen Betonsperren errichtet. (Archivbild) Foto: dpa

Der Anschlag in Manchester Anfang der Woche war furchtbar - nun sind die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen auch mal wieder in Baden-Württemberg ein großes Thema. Hinweise auf eine konkrete Gefährdung gibt es nicht.

Stuttgart - Nach dem Anschlag in Manchester ist die Bestürzung auch in Baden-Württemberg groß, zugleich wollen Event-Veranstalter und die Polizei aber nicht in Aktionismus verfallen. Das bisherige Sicherheitskonzept im Südwesten habe sich insgesamt bewährt, sagte ein Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft „in.Stuttgart“. Die meisten Besucher von Events zeigten großes Verständnis für Taschenkontrollen und Körper-Abtasten.

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Die Gesellschaft rechnet damit, dass künftig bei Konzerten und anderen Veranstaltungen mehr personalisierte Tickets eingesetzt werden. Die Stuttgarter Polizei äußerte sich hierzu zurückhaltend. „Personalisierte Tickets können einen positiven Teilbeitrag leisten, aber auch das wird einen gewollten Anschlag nicht verhindern“, sagte ein Stuttgarter Polizeisprecher.

Am Schlossplatz der Landeshauptstadt Stuttgart hatte die Polizei Betonsperren errichtet, und zwar mit Blick auf die zahlreichen Veranstaltungen und Feste auf dem Platz in den kommenden Wochen. Es gebe aber keinen Grund zur Befürchtung, so der Sprecher. „Es gibt weder Hinweise noch konkrete Gefährdungslagen.“

Wie sinnvoll die Sperren aus Beton wirklich sind, ist umstritten. Mitte April hatten zwei Tests der Prüfgesellschaft Dekra für das MDR-Magazin „Umschau“ ergeben, dass die Klötze keinen umfassenden Schutz bieten. Ein zehn Tonnen schwerer Lastwagen konnte die Barriere mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde durchbrechen. Für den Dekra-Projektmanager für Crashtests, Marcus Gärtner, steht fest: „So lose aufgestellt bringen sie ehrlich gesagt recht wenig.“

Die Sperren könnten in der Theorie mehr Bremskraft erzeugen, wenn sie mit Drahtseilen verbunden sind. Ein entsprechender Test soll Anfang Juni stattfinden. Gärtners Empfehlung geht aber in Richtung der sogenannten Betonfertigteilwände, die bislang auf Autobahnbaustellen zum Einsatz kommen. Diese könnten Lastwagen aufgrund ihres höheren Gewichts und ihrer Beschaffenheit besser stoppen. Dennoch: „Eine hundertprozentige Sicherheit kann es bei keiner Großveranstaltung geben“, warnt der Präsident des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow.

So sieht das auch der Bürgermeister der Stadt Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis), Markus Günther. Bis Sonntag findet dort das Blumen- und Lichterfest statt, das durch viele Gassen zugänglich ist. Günther sagt überspitzt, dass man für einen hundertprozentigen Schutz jedem Besucher einen Sicherheitsmann zuteilen müsste: „Dann brauchen wir aber kein Stadtfest mehr.“

Manche Städte sind nicht sehr auskunftsfreudig

In anderen Städten Baden-Württembergs geben sich die Verantwortlichen unterdessen weniger auskunftsfreudig: In Mannheim verweist ein Mitarbeiter der SAP Arena lediglich auf „ein umfangreiches Sicherheitskonzept“. Aus sicherheitstaktischen Gründen wolle man aber keine näheren Angaben machen.

Ganz nüchtern betrachtet die Polizei in Karlsruhe die aktuelle Situation: Es gebe keine konkreten Anhaltspunkte für eine Gefährdung im Zusammenhang mit Fahrradveranstaltungen am Wochenende in Karlsruhe. Veranstalter und Polizei stehen in Kontakt und stimmen sich ab. Unter anderem treffen sich rund 400 Sammler historischer Fahrräder am Karlsruher Schloss und präsentieren ihre Zweiräder.

Am Dienstagabend war bekanntgeworden, dass die Behörden in Deutschland die Sicherheitskonzepte für Großverstaltungen überprüfen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nannte dabei im ZDF auch Berlin, wo in den kommenden Tagen der Evangelische Kirchentag und das DFB-Pokalfinale stattfinden werden.

Bereits zuvor hatte sich Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) unter anderem für die Nutzung der „intelligenten Videoüberwachung“ an Kriminalitätsschwerpunkten und gefährdeten Objekten starkgemacht. Dabei geht es um Systeme, die Alarm schlagen, wenn zum Beispiel ein Gepäckstück länger nicht bewegt wird.