Viele Menschen in der Region halten einen nervtötenden Brummton kaum noch aus – die Ursache für das tieffrequente Geräusch ist wie anderswo bisher nicht gefunden. Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Immer mehr Menschen in der Region klagen über einen schlafraubenden Brummton. Auf den Fildern hat es jetzt Messungen gegeben. Weitere Untersuchungen sollen folgen – doch die Finanzierung ist bisher noch unklar.

Leinfelden-Echterdingen - Die Frau ist völlig verzweifelt. „Wir halten das nicht mehr aus“, sagt die Leinfeldenerin. Sie und ihre Familie leiden seit zwei Jahren unter einem permanenten Brummen, das vor allem nachts unerträglich wird. Der tieffrequente Schall macht sich nicht nur als Geräusch, sondern auch als Vibration bemerkbar. „Man hat das Gefühl, das ganze Haus wackelt“, sagt ein Betroffener aus Stuttgart-Möhringen. Weil die meisten Menschen diese Frequenzen nicht wahrnehmen, fühlen sich die Opfer unverstanden.

Und es werden immer mehr. Bei einem Zusammenschluss auf den Fildern und unter der E-Mail-Adresse brummton@posteo.de haben sich mittlerweile rund 70 Betroffene aus der ganzen Region Stuttgart gemeldet. Auch in anderen Ecken Deutschlands gibt es Schwerpunkte, etwa im bayerischen Steinhöring, wo seit Jahren rund hundert Bewohner unter dem Phänomen leiden. Doch bisher ist noch nirgendwo eine genaue Ursache gefunden worden. Die Vermutungen reichen von Mobilfunkmasten über Stromleitungen und Gasverdichterstationen bis hin zu einem Zusammenspiel aus allem.

Fälle besonders auf den Fildern

In Möhringen und Leinfelden-Echterdingen hat jetzt der Experte Detlef Krahé von der Universität Wuppertal Messungen gemacht. Der Ton hat sich dabei eindeutig feststellen lassen – genauso wie die Schwingungen, das An- und Abschwellen des Geräuschs, die die Betroffenen als Vibrationen beschreiben. Um einen Schritt weiter zu kommen, wären jedoch längere Messungen nötig. Weil die Geld kosten, hat die Fraktion L.E. Bürger/FDP im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen beantragt, die Stadt möge 10 000 Euro für die weiteren Untersuchungen bereitstellen. Alleine könnten die Betroffenen das nicht stemmen.

Allerdings gibt es im Gemeinderat durchaus unterschiedliche Meinungen darüber, ob und wie das Problem anzugehen ist. Die SPD beispielsweise gibt zu bedenken, dass das Phänomen auch anderswo auftritt und es deshalb nicht allein Sache der Fildergemeinde sein könne, zur Aufklärung beizutragen. Der Technische Ausschuss hat es in dieser Woche für sinnvoll erachtet, dass die Stadt 40 Prozent der anfallenden Kosten bis zu einer Höhe von 5000 Euro übernimmt. Damit sollen entweder lokale Messungen oder die bundesweite Erforschung des Problems unterstützt werden. Den Rest müssten die betroffenen Bürger selbst bezahlen.

Bisher hat sich die Stadt Leinfelden-Echterdingen in erheblichem Umfang engagiert. Es gab mehrere Runde Tische mit Betroffenen, Experte Krahé ist von der Stadt hinzugezogen worden. Gemeinsam mit der Netze BW hat man Stromnetzstationen und die Gasdruckregelanlage in Musberg überprüft. Bisher ohne eindeutiges Ergebnis. „Es geht um die Gesundheit der Menschen“, sagt Monika Götz vom Umweltamt. Sie selbst hat sich das von Krahé aufgezeichnete Geräusch mit einem Verstärker angehört und kommt kurz und knapp zum Ergebnis: „Wenn ich das immer hören müsste, würde ich gegen eine Wand laufen.“

Umweltamt sucht nach der Ursache

Das Problem allerdings sei, dass „man sich im Kreis dreht und nicht weiterkommt“. Etwa 30 Betroffene haben sich direkt beim Umweltamt gemeldet, davon etwa die Hälfte aus Leinfelden-Echterdingen. „Es sind aber auch viele aus Stuttgart und Filderstadt dabei. Deshalb wäre es sinnvoll, sich mit den Kollegen dort zusammenzuschließen“, sagt Monika Götz. Auch eine Einschaltung des Umweltministeriums hält sie für sinnvoll, weil das Phänomen sich nicht nach Gemarkungsgrenzen richtet.

Dafür, glauben manche Beteiligte, müsste aber erst die Datenbasis breiter sein. „Die Finanzierung längerer Messungen ist notwendig, auch um weitere Partner zu finden“, sagt Sabine Onayli von der Fraktion L.E. Bürger im Gemeinderat. Jetzt sei der Zeitpunkt da, an dem Experten zur Verfügung stünden und sich sogar dafür einsetzen wollten, Messstellen in Leinfelden-Echterdingen und der Region in ein bundesweites Forschungsprojekt einzubinden. „Die Opfer haben bereits viel Geld in die Hand genommen, sie brauchen Unterstützung“, sagt Onayli und hofft, dass doch noch mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden. Der Gemeinderat soll Ende des Monats abschließend darüber entscheiden.

„Ich bin froh, dass es auch andere hören und nicht alle taub sind“, sagt eine Betroffene. Sie setzt wie die anderen ihre Hoffnung auf die weiteren Messungen – sofern sie finanzierbar sind. Ein Brief an Oberbürgermeister Roland Klenk und den Gemeinderat soll nochmals um Unterstützung werben.