Ein Experte zeigt 2001 ein Messgerät, mit dem man das Brummen finden will. Foto: StN

Mehrere Bewohner von Leinfelden fühlen sich durch ein merkwürdiges Brummen und Vibrieren um den Schlaf gebracht. Die Stadt sucht jetzt nach möglichen Ursachen für den Lärm, den offenbar nicht jeder hören kann. Der Fall erinnert an eine mysteriöse Geschichte vor 14 Jahren.

Mehrere Bewohner von Leinfelden fühlen sich durch ein merkwürdiges Brummen und Vibrieren um den Schlaf gebracht. Die Stadt sucht jetzt nach möglichen Ursachen für den Lärm, den offenbar nicht jeder hören kann. Der Fall erinnert an eine mysteriöse Geschichte vor 14 Jahren.

Leinfelden-Echterdingen - Die Familie aus der Narzissenstraße in Leinfelden ist mit den Nerven am Ende. „Seit etwa einem halben Jahr hören wir besonders nachts ein Brummen“, erzählt die Frau des Hauses. Am Anfang sei der Ton, ähnlich einem leise laufenden Motor, noch nicht störend gewesen. Doch das habe sich geändert. Immer lauter, immer schlimmer sei das Geräusch geworden, zeitweise komme ein Vibrieren dazu.

Die Familie dachte an das Naheliegende: eine Störung der Heizung oder einen brummenden Stromzähler. Doch nach dem Austausch aller Zähler, dem zeitweiligen Abstellen des Stroms und dem Besuch eines Installateurs steht für die Leute fest: Das Geräusch kommt nicht aus dem eigenen Haus. Zumal es in manchen anderen Wohnungen in Leinfelden ebenfalls zu hören sei. Ein Bekannter habe Töne in einer tiefen Frequenz auch auf der Straße gemessen. Mittlerweile übernachtet die Familie oftmals außerhalb, weiß nicht mehr weiter. „Keiner fühlt sich richtig zuständig“, sagt sie.

Allein ist die Familie mit ihren Wahrnehmungen nicht. Auch Freunde haben den Ton in deren Wohnung gehört. Doch nicht nur die. „Wir haben noch einen weiteren Hinweis aus der Narzissenstraße, wo das Geräusch in einem anderen Haus auch wahrgenommen wird“, sagt Stadtsprecherin Gisela Fechner. Das Umweltamt sei dabei, „alles Mögliche abzuklären“. Dabei versuche man herauszufinden, ob jüngst beispielsweise neue Wärmepumpen installiert worden seien. Auch Sendemasten und Baustellen spielten bei der Suche eine Rolle.

Das Thema hat mittlerweile auch den Gemeinderat erreicht. Die Vermutung, die dort geäußert worden ist, dass die Baustelle für den Fildertunnel beim Fasanenhof die Ursache sein könnte, halten Experten aber für unwahrscheinlich. Eine Sprecherin des Bahnprojekts Stuttgart 21 sagt dazu: „Wir machen dort keine Sprengungen noch sonst irgendetwas, das die Quelle sein könnte.“

Das Esslinger Landratsamt hat mittlerweile einen Mitarbeiter zum Messen nach Leinfelden geschickt. Das Ergebnis: unbefriedigend. Man habe zwar etwas festgestellt, aber unterhalb der Hörschwelle und ohne erkennbare Ursache, heißt es dort.

Bleibt die Frage, ob es gelingt, eine Quelle für das Geräusch zu finden. Sicher ist das nicht. Bereits vor gut zehn Jahren hatte ein ähnliches Phänomen viele Menschen in ganz Baden-Württemberg beschäftigt (siehe Hintergrund-Kasten). „Seither kommen nicht mehr so viele Beschwerden wie damals, sie sind aber nie ganz abgeebbt“, sagt ein Fachmann der Landesanstalt für Umweltschutz in Karlsruhe. Einen genauen Überblick hat man dort zwar nicht, weil für Messungen zunächst die Umweltämter der jeweiligen Städte und Kreise zuständig sind – dennoch ist die Rede davon, dass sich die Fälle derzeit wieder leicht häuften.

Neben Leinfelden wird seit einigen Monaten offenbar unter anderem die Karlsruher Oststadt von merkwürdigen Brummgeräuschen heimgesucht. Dort haben sich bereits mehrere Bürger gemeldet, die zum Teil ebenfalls ein Vibrieren spüren. Die Ursache ist noch nicht gefunden. Vermutungen gehen auch dort in Richtung Baustellenerschütterungen – erwiesen ist das aber nicht.

Die Betroffenen in Leinfelden hoffen auf Hilfe: „Selbst ein teures Gutachten in Auftrag zu geben, können wir uns nicht leisten.“