Aung San Suu Kyi geht in der Rohingya-Frage auf Tauchstation. Foto: AP

Der Name von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist einst im gleichen Atemzug mit denen von Martin Luther King oder Mahatma Ghandi genannt worden. Nun schweigt sie zum Völkermord an den Rohingyas. Der Grund ist simpel, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Für ihre Standhaftigkeit gegenüber der Militärregierung, für ihren Einsatz zugunsten eines demokratischen Myanmars hat Aung San Suu Kyi 1991 den Friedensnobelpreis erhalten. Sie hat große Teile ihres Lebens in Unfreiheit verbracht und sie hat von den Menschen in ihrer Heimat und der internationalen Gemeinschaft eine Art Heiligenschein verpasst bekommen. Der strahlt nicht mehr. An dem Völkermord, der dieser Tage Hunderttausende von Rohingyas in die Flucht treibt, ist Aung San Suu Kyi nicht selbst beteiligt, aber sie schweigt. Und sie drückt sich davor, Stellung zu beziehen. Nun hat sie den Auftritt vor den UN abgesagt.

Die Popularität gerät ins Wanken

Von jemandem wie Suu Kyi, deren Namen in einem Atemzug mit Martin Luther King oder Mahatma Ghandi genannt worden ist, erwartet man, dass sie Stellung bezieht, das Vorgehen der Militärs verurteilt. Das kann sie aber nicht, ohne den Pakt mit den Generälen zu kündigen. Die sind noch mächtig, die De-facto-Präsidentin würde in die Bedeutungslosigkeit gleiten. Beim Volk, bei dem sie schon viel an Popularität verloren hat, könnte sie vollends den Rückhalt verlieren, wenn sie die bei den Buddhisten verhassten Rohingyas unterstützen würde. Für die Ikone von einst stellt sich die Frage, ob Menschenrechte oder Machterhalt im Mittelpunkt des Handelns stehen sollen. Sie hat sich für die Macht entschieden.