Der Musikverein bot Blasmusik mit Mehrwert: Etwas für die Ohren und etwas fürs Herz. Foto: Georg Linsenmann

Der Musikverein Feuerbach bot auf dem Kelterplatz ein prickelndes Muttertagskonzert – und der Wein-, Obst- und Gartenbauverein sorgte für das leibliche Wohl.

Feuerbach - Volle Bänke unter einer geschlossenen Landschaft von Sonnenschirmen, diskretes Nachstuhlen am Rande für weiter zuströmende Zuhörer, dazu der kühlende Schatten unter den prächtig ausschlagenden Blüten-Kerzen der Kastanienbäume – und zwischendrin die eine oder andere Mama, die sich gerne einen prickelnde Rosé-Sekt nachschenken ließ: Schon der sonnige Rahmen dieses traditionellen Muttertagskonzertes an der Kelter hätte stimmiger kaum sein können! Sehr wahrscheinlich aber, dass der Platz für „Musik & Wein“ nicht nur wegen des lauschigen Ambientes so gut gefüllt war, sondern auch, weil das Publikum wusste, was der Musikverein unter seinem neuen Leiter Valdis Bizuns zu bieten hat: Blasmusik mit Mehrwert! Etwas für die Ohren und etwas fürs Herz.

Schon der Einstieg mit Sätzen aus der Puszta-Suite brachte temperamentvolle, ungarische Zigeunermelodien. Aber so gar nicht auftrumpfend, ganz ohne Blasmusik-Krawumm, sondern mit viel Sinn für den Farbenreichtum des Werkes! Da hätte auch schon der zur Mitte gespielte, konzertante „Opening“-Marsch gepasst mit seinem fanfarenartigen Posaunen-Auftakt, der von den Trompeten ins ganze Orchester wandert. Kein pauschaler Sound, sondern schön durchhörbar geboten, mit zarten Melodiefloskeln durchsetzt, mit weichem Holz und glitzernden Klangflächen im Blech. Mal auch rhythmisch akzentuiert und stets farbig und voller Klangsinnlichkeit.

Keine Angst vor harmonischen Reibungen und schmutzig schnorrendem Blech

So präzise agierend, kann sich ein Orchester auch mal unter freiem Himmel an einen feierlichen Pachelbel-Kanon wagen. Einfach hörenswert, wie piano da die Tuba das Thema vorgibt, wie das durch die Gruppen spaziert und auch bei getragenem Tempo in spannungsvoller Klangentwicklung in ein fein ausbalanciertes, breites Tutti mündet. Und in der Adaptation von Leonard Cohens „Hallelujah“-Welthit, zart intoniert, in weit ausschwingenden Bögen, war in der musikalischen Gestalt nachgerade zu greifen, wie sich das lyrische Ich vor dem Gott der Musik verneigt. Eine Prise Schmissiges dann mit der Polka „Böhmischer Traum“, die nicht nur wie eine Einladung zum Schunkeln wirkte, sondern vom Musikverein auch verblüffend feintönig ins Werk gesetzt wurde. Mit Emphase spielte Oliver Lay das Trompeten-Solo zum Sinatra-Song „My Way“, und kribbelndes Jazz-Feeling bewies das Orchester mit ansteckender Spiellaune beim Gershwin-Medley, wozu die unaufgeregt-präsente Leitung von Valdis Bizuns, der bei allen Details auch stets den Zusammenhang im Blick hatte, ganz wesentlichen Anteil beitrug: Keine Angst vor harmonischen Reibungen, vor Synkopen und rhythmischen Volten, vor Echo-Effekten und schmutzig schnorrendem Blech! Eine starke Leistung, die dem Publikum ein raunendes „Aaaah!“ entlockte. Zum Finale dann „Beatles“-Beat, ein zackiger Florentiner Marsch als Zugabe.

Kein Wunder, dass gleich mit dem verklingenden Beifall das Publikum zur ausrangierten Tuba mit dem Spendendeckel marschierte! Und richtig happy war auch Helmut Wirth, Vorsitzender des Wein-, Obst- und Gartenbauvereins (WOGV), denn „zum ersten Mal war schon anderthalb Stunden vor Beginn kein einziges Auto mehr auf dem Platz“, was Wirth schon vor dem Konzert strahlen ließ: „Kompliment an alle, die unser Schild respektiert haben!“ Und danach noch mehr: „Das war spitze!“ Und wer nicht gleich losstürmen musste zum Muttertags-Festessen, der ließ diese so anregende Matinee gut gelaunt bei einem Ständerling mit heimischen Tropfen ausklingen.