Beim Tänzchen in der Bar „VIP Havana“ ist der Rumba-König Luis Chacón Mendive in seinem Element. Foto: Sven Creutzmann

Tanz, Musik und Lebensfreude: Die Show „The Bar At Buena Vista“ entführt in das Kuba der 40er und 50er Jahre. Am 20. März sind die „Großväter der kubanischen Musik“ in Stuttgart zu Gast.

Havanna - Luis Chacón Mendive schnappt sie sich alle. Eine Frau nach der anderen zieht er auf die Tanzfläche, wirbelt sie um ihre eigene Achse, fächelt ihr mit einem weißen Taschentuch Luft zu. Der zierliche 76-Jährige ist so etwas wie eine Legende auf Kuba – einer der drei „Könige der Rumba“.

Und einer derer, die übrig geblieben sind aus Kubas goldener Epoche. In den 1940er und 1950er Jahren feierten Ava Gardner, Clark Gable, Marilyn Monroe und Frank Sinatra zu Son, Cha-Cha-Cha und Mambo in den Bars von Havanna. Während in den USA der Alkoholkonsum seit 1919 verboten war, wanderten auf der Karibik-Insel Nacht für Nacht Tausende Mojitos, Cuba Libres und Daiquiris über die Tresen.

Der Buena Vista Social Club ist Geschichte. Seine Musik lebt weiter

Ein Szene-Treffpunkt von damals, der „Social Club“ in Havannas Stadtteil Buena Vista, ist noch heute legendär – nicht zuletzt wegen Wim Wenders’ Dokumentarfilm „Buena Vista Social Club“ (1999). Musiker wie Ibrahim Ferrer, Compay Segundo und Rubén González standen dort regelmäßig auf der Bühne. Mittlerweile ist der Buena Vista Social Club Geschichte. Die meisten seiner Künstler sind seit Jahren tot. Seine Musik, der orchestrale Son, jedoch lebt weiter: etwa in der Show „The Bar At Buena Vista“. In dieser holt der Regisseur Toby Gough neben dem Rumba-König Luis Chacón Mendive auch bekannte Sänger wie Siomara Valdés, Ignazio Carrillo oder Julio Alberto Fernández zurück ins Rampenlicht.

An diesem Spätnachmittag zeigen die „Großväter und die Diva der kubanischen Musik“ Gästen der Bar „VIP Havana“ in Havannas Art-Déco-Stadtteil Vedado, wie es nachts in den 1940ern und 1950ern in den Bars von Kuba zuging. Sie spielen Rasseln, Trompete, Congas, Gitarre und Piano, sie singen „Dos Gardenias“ und „Chan Chan“.

„Die letzten lebenden Musik- und Tanzlegenden aus Kubas goldener Epoche“

„Die Show zeigt, dass sie noch immer gut in Form sind“, sagt Toby Gough. Die Idee zu „The Bar At Buena Vista“ kam ihm nach einer durchzechten Nacht mit Arturo Lucas, einem ehemaligen Barkeeper des Buena Vista Social Club. „Ich lernte Lucas am Malecón, Havannas Strandpromenade, kennen“, sagt Gough. „Er stellte mich den letzten lebenden Musik- und Tanzlegenden aus Kubas goldener Epoche vor.“

Eine Epoche, in die sich die Stars der Show ab und zu zurücksehnen. „Es gab mehr Respekt damals – in jeder Hinsicht“, sagt Chacón, der mit seinem dünnen Oberlippenbart und der großen, goldgerahmten Brille aussieht wie ein liebevoller Großvater. Nicht wie ein Meister des Columbia, jenes aggressiven Rumba-Stila, den auf Kuba nur die Männer tanzen. Da helfen selbst die rote Weste und die rote Schiebermütze wenig.

„Solange wir die Säle füllen, werden wir weitermachen“

Chacón wurde am 16. März 1939 in eine „Familia rumbera“, eine Rumba-tanzende Familie, geboren. „Schon als Kind habe ich die ganze Zeit getanzt“, sagt er. „So bin ich aufgewachsen.“ Und er denkt noch lange nicht ans Aufhören. „Solange wir die Säle füllen, werden wir weitermachen.“

Die jungen Musiker, Sänger und Tänzer, die die Altstars von März an auf ihrer Europatournee begleiten, sind stolz darauf, an deren Seite auf der Bühne stehen zu dürfen. „Es ist eine sehr große Ehre“, betont Sänger Leo Gamboa Almaguer, während Chacón bereits zur Bar schlendert. Auch ein König des Rumba hat Prioritäten.

Am Sonntag, 20. März, treten die kubanischen Großväter gleich zweimal mit ihrer Show „The Bar At Buena Vista“ im Hegelsaal der Liederhalle in Stuttgart auf: um 14 Uhr und um 18 Uhr. Tickets (zwischen 21 Euro und 62,50 Euro) gibt es unter der Adresse www.easyticket.de.