Cantus Cölln und Solisten finden in St. Georg „Wege zu Bach“ Foto: Holger Schneider

Tief bewegend im musikalischen Ausdruck: So gestalteten sich in der Stuttgarter Kirche St. Georg die „Wege zu Bach“. So nannten die Veranstalter des Musikfestes und das Ensemble Cantus Cölln ihr Konzertprogramm, das Bachs Wegbereiter Nicolaus Bruhns, Matthias Weckmann, Dieterich Buxtehude auch zu Wort kommen ließ.

Nicolaus Bruhns, Matthias Weckmann, Dieterich Buxtehude: Das 17. Jahrhundert war in Deutschland musikalisch ungemein ertragreich gewesen. Und dies nicht nur quantitativ; auf der hohen Qualität dieser Musik gründete die Kunst eines Johann Sebastian Bach. „Wege zu Bach“ hatten deshalb die Veranstalter des Musikfestes und das Ensemble Cantus Cölln und Konrad Junghänel ihr Konzertprogramm in der Kirche St. Georg genannt.

Das Vokalensemble mit den präzise geführten Sopranstimmen von Magdalene Harer und Mechthild Bach, der sich homogen einbringenden Altistin Elisabeth Popien und dem engagiert agierenden Pendant von Hans Jörg Mammel (Tenor) und Markus Flaig (Bass) ließ in den ausgewählten Kantaten und geistlichen Konzerten der genannten Komponisten ein lebendiges Bild des Elends und der Angst des Menschen, doch auch der Gnade Gottes und der Glaubenszuversicht entstehen.

Mit diffiziler Sensibilität hatte Konrad Junghänel dem Textinhalt von Buxtehudes „Herzlich lieb hab ich dich“ und „Gott, hilf mir“, von Bruhns‘ „Die Zeit meines Abschieds ist vorhanden“ und Weckmanns „Wie liegt die Stadt so wüste“ einen tief bewegenden musikalischen Ausdruck geben können. In schönen Dialog dazu trat das Instrumentalensemble mit zwei Violinen (Ulla Bundies und Anne Harer), zwei Violen (Friederike Kremers und Volker Hagedorn), Violone (Matthias Müller) und Orgel (Carsten Lohff).

Höchst feinfühlig entlocken sie dem Instrumentalpart in jedem Moment mit reichster Schattierungsvielfalt und diffizilster Akzentuierung und dabei perfekter Verschmelzung den berührenden Ausdruck, den der Text des Vokalparts initiiert und trägt – und kommentieren diesen zugleich. So erschloss sich dem Zuhörer diese eindringliche Musik in unermesslichem Spannungsreichtum und höchster Lebendigkeit. Mit Bachs Motette „Jesu, meine Freude“, beispielhaft ideenreich interpretiert mit einer abschnittsweise instrumental begleiteten oder nur continuogestützten Profilierung, gelang schlussendlich die Krönung dieser Beseeltheit.