Zwischen Barock und Jazz: Blick ins „Bach.Lab III“ Foto: Holger Schneider

Finale im„Bach.Lab III“, der kleinen, experimentellen, vom Esslinger Podium-Festival verantworteten Reihe beim Musikfest. In den Wagenhallen saßen sich ein Barock- und Jazz-Trio gegenüber. Und wie die sechs jungen Musiker die barocken Formen von innen heraus anarchisch infiltrierten, machte Spaß.

Das machte Spaß: wie die Musiker die barocken Formen annektierten und von innen heraus anarchisch mit Jazz- und Pop-Elementen infiltrierten. Sechs junge Männer saßen sich auf der Bühne der Wagenhallen gegenüber: ein Barock- und ein Jazz-Trio – links Piano, Drums, Violine, rechts Cello, Flöte, Cembalo. Im „Bach.Lab III“, dem Finale der kleinen, experimentellen, vom Esslinger Podium-Festival verantworteten Reihe beim Musikfest, gab es ein buntes Programm.

Ob dreistimmige Bach-Fuge, arrangiert für Flöte, Cello, Geige, ob wilde Impros, die sich an Wilhelm Friedemann Bachs a-Moll-Fantasie oder dem Goldberg-Thema seines Vaters entzündeten, ob barock-jazzig-poppig-folkloristische Eigenkompositionen vom Geiger Florian Willeitner oder von Alexander Wienand, dem Pianisten: Weit entfernt vom abgenudelten Play-Bach-Stil machte das Sextett dem barocken Herz Beine und zeigte, dass Bach zwar tot, aber sein Instrumentalstil auch in heutigen Zeiten fruchtbar weitergedacht werden kann.

Das fließende, harmonisch unstete Wesen seiner Klavier-Präludien, die Ralf Waldner am kühl sprudelnden Cembalo auch mal im Original präsentierte, lässt sich wunderbar mit der erweiterten Harmonik und der Schnitt- und Zitate-Technik unserer Zeit kombinieren, wie Wienand in seinen eigenen Präludien bewies. Dass die Fugentechnik fernab ihrer kontrapunktischen Vertracktheit auch spielerischen Charme versprühen kann, demonstrierten die Jungs in der „Fuga in Odd“ aus Willeitners 2. Klaviertrio.

Dass sich die barocke Konzertform durch die Kreuzung mit dem Irish-Folk in ihrer lebendigen Spielleidenschaft und ihrem vorwärtsdrängenden Drive in tänzerische Euphorie treiben lässt, erlebte das begeisterte Auditorium in Lilleitners „Concert O’Grosso“. Vielseitige und exzellente Musiker sind alle sechs – der delikat gestaltende Schlagwerker Tobias Schirmer ebenso wie Multi-Flötist Thibault Viviani und der Cellist Ivan Turkalj, der den Abend locker moderierte. Bierernst ging’s da nicht zu. Als die Anlage der Wagenhallen schlappmachte, reichte ihm Willeitner die Geige, damit er über deren Tonabnehmer weiterplaudern konnte.