Im Smartphone-Fokus: das Sinfonieorchester der Jugendmusikschule Foto: factum


In Anlehnung an den Ditzinger Heimatabend im Jahr 1966 zeigen bei einem Festakt Vereine, wie jung sie geblieben sind.

Ditzingen - Hermann Kässmann ist am späten Freitagabend gerührt, und er macht daraus auch gar keinen Hehl: „Diese Hymne, ich hatte Tränen in den Augen“, sagt er über den Liedvortrag von Sigi Gall. Der 90-Jährige ist der Letztverbliebene jenes Gemeinderats, der die Stadtgründung im November 1965 bei der Landesregierung beantragt hatte. Die Comedian und Sängerin der Gruppe Backblech hat am Freitag humorvoll durch den musikalischen Abend geführt, und ehe am Ende, nach rund drei Stunden, die Gardetänzer von Titzo sowie die Guggenmusiker Los Titzos Einzug in die Stadthalle hielten, eine selbst geschriebene Hymne vorgetragen. Angelehnt an die Melodie von „All of me“, heißt es: „Ditzingen, da zieht’s oin emmer z’rück. Ditzingen, des isch a Teil vom Glück.“ Dass die rund 300 Gäste bei dem Wort „Ditzingen“ immer wieder mit einstimmten, verstärkte dabei die emotionale Komponente.

Die Veranstaltung in der Stadthalle war angelehnt an den Heimatabend, der im Juni 1966 dort gefeiert worden war. Auch der Handharmonika-Club, der Liederkranz und der Musikverein waren wieder dabei.

Bunte Vielfalt auf die Bühne gebracht

Energiegeladen präsentierten sich die Vereine allesamt, jung kamen sie trotz mindestens fünf Jahrzehnte langer Tradition auch daher. Die Egerländer Gmoi etwa bot Volkslieder und -tänze dar. Die Akteure gehören nun nahezu allesamt der dritten, gar vierten Generation an, die nach wie vor ihre Kultur in Ditzingen pflegen. Dass ihr Beitrag ebenso wie die Darbietungen des Trachtenvereins D’Glemstaler eher zu den Ruhigeren an diesem Abend gehörte, tat der Stimmung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil – zeigte es doch die Vielfalt auf, welche die Stadt im Strohgäu prägt.

Choreografie folgt dem Heimatabend von 1966

Auch die Choreografie des Abends folgte jener des Heimatabends von 1966. Doch selbst wenn sich in den Vereinen inzwischen Bewohner aller Stadtteile engagieren, so hat die Beschränkung auf die Kernstadt in der Vorbereitung für Missstimmung in den Stadtteilen gesorgt. Davon war am Freitag freilich nichts mehr zu spüren.

Die Stadtkapelle – dem Musikverein ist dieser Titel vor 50 Jahren verliehen worden – gab „The Best of Beatles“ und die „New York Ouvertüre“ zum Besten, der Liederkranz begeisterte mit einem Schlagermedley, unter anderem besang er „Anita“ und „Mendocino“. So sehr die Akteure damit an vergangene Zeiten erinnert haben mögen, so gingen sie mit einem aktuellen Song von Andreas Bourani auf die Ditzinger und deren Leistung in den vergangenen Jahren ein; sie schworen sie aber auch auf die gemeinsame Zukunft ein. In Bouranis Radiohit heißt es unter anderem: „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt...“ , „ein Hoch auf das, was uns vereint. Auf diese Zeit.“ Wem das nicht feierlich genug war, der war beim „Bach-Pop“ des Handharmonika-Clubs richtig. Die Festklänge erfüllten ganz ohne Orgel imposant die Halle.