Es ist günstiger, Musik zu streamen, als sich jeden Lieblingssong zu kaufen und herunterzuladen. Wer eine Internetverbindung hat, kann dank des Musik-Abonnements jederzeit von überall auf die Musikauswahl zugreifen. Foto: Fotolia

Radio war gestern, heute wird Musik im Abo gehört: Ein Drittel der Bundesbürger nutzen Streaming-Dienste, heißt es beim Fachverband Bitkom. Experten erklären, welche Vorteile Musik-Streaming hat, aber auch, welche Nachteile ein Vertrag mit sich bringen kann.

Stuttgart - Musik-Streaming funktioniert wie eine Telefon-Flatrate: Einmal im Monat zahlen Nutzer eine Gebühr und dürfen dafür so viel Musik hören, wie sie möchten. Bereits ein Drittel der deutschen Internetnutzer ab 14 Jahren holt sich so die Lieblingsmusik aus dem Netz auf die Boxen, sagt der Fachverband Bitcom. Auf dem Markt für Streaming-Dienste tummeln sich immer mehr Anbieter, Standards fehlen aber noch. Für Verbraucher ist es deshalb schwer, das passende Angebot herauszupicken.

Was ist Musik-Streaming?

Beim Musik-Streaming wird das Lied über die Internetverbindung empfangen und nur vorübergehend auf dem Computer oder Smartphone gespeichert. In dieser Zeit hört der Nutzer die Musik. Das unterscheidet das Streaming vom Musik-Download, bei dem das Lied auf dem Computer oder Smartphone gespeichert wird.
 

Welche Dienste gibt es?

Etwa 20 Unternehmen bieten nach Auskunft des Bundesverbands der Musikindustrie in Deutschland Musik-Streaming an. Die Bekanntesten sind Spotify, Soundcloud, Napster und Deezer – aber auch Konzerne wie Google, Amazon und Apple drängen mit Angeboten auf den wachsenden Markt. Sie bieten monatliche Abonnements an, die zwischen fünf und zehn Euro kosten. Mit dieser Gebühr kauft der Nutzer zwar nicht die Lieder selbst, aber das Recht, sie anzuhören. Dazu muss er sich bei einem Anbieter registrieren und hat Zugriff auf das gesamte Angebot – vorausgesetzt, er hat eine Internetverbindung.

Einige Dienste bieten gegen Aufpreis die Möglichkeit, Lieder ohne Internetverbindung, sondern mittels einer App auf dem Computer oder Smartphone zu hören. Andere sind kostenlos, schalten allerdings Werbung vor oder zwischen den Liedern.

Wie finde ich den richtigen Dienst?

Das Angebot ist unübersichtlich. Wer den passenden Streaming-Dienst finden will, muss sich folgende Fragen stellen: Bin ich bereit, dafür zu zahlen? Wie wichtig ist mir die Tonqualität? Welches Musikangebot möchte ich haben? Will ich lieber per Smartphone Musik hören oder über den Computer? Soll mir die Musik auch ohne Internetverbindung zur Verfügung stehen? Die meisten Dienste bieten zum Ausprobieren eine 30-tägige, kostenlose Testphase an.

Die Stiftung Warentest weist in ihrem Bericht über Musik-Streaming allerdings darauf hin, dass sich diese Test-Abos nach Ablauf der Frist meist automatisch in ein kostenpflichtiges Abonnement verwandeln, und rät, das Abo rechtzeitig zu kündigen.

Welche Vorteile hat Streaming gegenüber CDs und Musik-Downloads?

Es ist günstiger, Musik zu streamen, als sich jeden Lieblingssong zu kaufen und herunterzuladen. Wer eine Internetverbindung hat, kann dank des Musik-Abonnements jederzeit von überall auf die Musikauswahl zugreifen.

Nach Angaben der Stiftung Warentest ist die Tonqualität dabei so gut wie bei einer CD. Zudem lassen sich persönliche Musiklisten zusammenstellen und mit anderen Nutzern teilen. Entsprechend dem Geschmack schlagen die Anbieter automatisch weitere Musiker vor. So lassen sich neue Gruppen entdecken. Gefällt ein Lied, können Kunden das sofort in sozialen Netzwerken mit Freunden teilen – alle Dienste bieten diese Möglichkeit an.

Wie wird ein Vertrag gekündigt?

Seit Juni 2014 haben Verbraucher ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt allerdings: „Das Widerrufsrecht erlischt bereits, sobald mit dem Streaming begonnen wird.“ Wer den Dienst also erst testen und dann eventuell kündigen möchte, wird es schwer haben, aus dem Vertrag herauszukommen. Um Ärger zu vermeiden, raten daher die Verbraucherschützer, sich über technische und inhaltliche Details bereits vor Abschluss des Vertrages zu informieren. Wer den Vertrag nach Ablauf der 14-Tage-Frist kündigen möchte, muss sich in der Regel an die vertraglich festgelegte Kündigungsfrist halten.

Welche Nachteile hat Musik-Streaming?

Beim Streaming werden große Datenmengen heruntergeladen, deshalb ist eine Internetflatrate eine Grundvoraussetzung. Andernfalls explodieren die Kosten für die Internetnutzung. Auch wer unterwegs Musik hört, per Smartphone oder Tablet-PC, sollte den Datenverbrauch im Blick behalten: Eine 500-MB-Flatrate kann bei starker Nutzung schnell aufgebraucht sein.

Die Stiftung Warentest bemängelt zudem die Verbraucherfreundlichkeit der Streaming-Dienste: „Informationen über die Anbieter selbst und die verschiedenen Vertragsmodelle fallen teils äußerst dürftig aus und sind schwer zu finden.“ Gleiches gelte bei technischen Problemen und dem Datenschutz. Ob und wo die eigenen Nutzerdaten – auch nach Vertragskündigung – gespeichert werden, ist nicht nachvollziehbar.