Szene aus Christian Bergs Kindermusical „Das Dschungelbuch“ mit Mogli (links) und seinem Freund Balu Foto: Barbara Braun/ MuTphoto

Einer wie keiner. Das sagt sich so einfach. Aber für Christian Berg gilt dies. Kindermusical-Erfinder, Mitmach-Papst – alles richtig. Auch nach 30 Jahren riskiert Berg als Theatermacher immer wieder nahezu alles – für die Fantasie.

Stuttgart - Am Anfang seiner Stuttgarter Auftritte war das Theaterhaus in Wangen, stand eine wunderbare Inszenierung, gab es das „erste Janosch-Musical der Welt“ – und ein gutes Stück Verzweiflung darüber, dass sich in Stuttgart die Nachfrage nach einem Kindermusical deutlich in Grenzen hielt.

Dies sollte sich ändern. Christian Berg spielte in der Folge mit seinem kleinen Ensemble vor gefüllten Rängen in großen Häusern – auch in Stuttgart. „Pettersson und Findus“ etwa präsentierte Berg im SI-Centrum, so prall gefüllt mit Ideen wie alle Stücke des Cuxhavener Kindertheatermachers.

2003 wärmte er mit seiner Erfolgsproduktion „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wie auch erstmals mit seiner 2002 auf die Bühnen gebrachten „Dschungelbuch“-Version den kühlen Hegelsaal der Liederhalle – und ebendort gastierte er im Januar 2004 auch mit „Pinocchio“. Weitere Stücke und Stuttgart-Gastspiele folgten. Und nun ist er wieder da – von diesem Sonntag an gastiert Christian Berg in der neuen Spielstätte des Friedrichbau Varietés in unmittelbarer Nachbarschaft des Theaterhauses am Pragsattel in Stuttgart.

Manches ist heute noch wie damals bei den Abenteuern des kleinen Tigers und des kleinen Bären. Christian Berg ist Erzähler, mimt den Vorleser, schlüpft, wenn das Publikum ihn, lautstark zumeist, daran erinnert, flugs in die Rolle eines der Bühnenprotagonisten – und bei all dem erlaubt er sich noch ein paar selbstironische Anmerkungen zu den Gesetzen des Mitmachtheaters.

„Die Kinder waren ja schon ganz gut, nur die Erwachsenen machen mir noch Kummer.“ Wie oft hat Berg diesen Satz schon gesagt, wie oft schon darauf gehofft, dass der buchstäbliche Wortsinn hinter dem Kalauer erspürt wird, der Ernst, mit dem der Kindertheatermacher Berg auch die Erwachsenen wieder zurück auf die Spur der Fantasie bringen will.

Christian Berg setzt viel ein, sich vor allem, den eigenen Glauben an die Macht der Poesie. Schon mit elf Jahren hatte sich der 1966 in Bad Oeynhausen geborene Regisseur, Musicaldarsteller (und auch Autor der Kinderbücher „Tamino Pinguin“ und „Kleines Monster Monstantin“) die erste eigene Arena geschaffen – den Kinderzirkus Montana. Berg tingelt durch die Stadtteile Cuxhavens. Mit 22 Jahren folgt die erste eigene Produktion.

Ende der 1990er Jahre gewinnt der Kindertheaterzug an Fahrt, nach „Oh wie schön ist Panama“ (1998) arbeitet Berg für das (inzwischen sorgsam weiterentwickelte) Musical „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ erstmals mit Konstantin Wecker zusammen. Auch „Jim Knopf und die Wilde 13“ (2000) profitiert von den schrägen Toneinsprengseln des Münchner Komponisten und Sängers – das Überraschende, das Unerwartete dieses Kindertheaterverständnisses wird auch über die Musik erlebbar.

Und gerade deshalb kann dies reichen: ein aufgeklapptes überdimensionales Buch als Kulisse, keine Spezialeffekte, nirgends. Stattdessen immer wieder der Bezug zu den Büchern, zu Geschichten, die sich selbst lesen, vorlesen und weitererzählen lassen. Christian Berg macht Kindertheater, wie es sein kann, wenn man es ernst meint.

Da kommt eine Neupräsentation von Bergs Kindermusical-Klassiker „Dschungelbuch“ in Stuttgart gerade recht. An diesem Samstag beginnt mit der Vorstellung um 15 Uhr ein in der Folge siebentägiges Gastspiel mit insgesamt 14 Vorstellungen – an diesem Sonntag etwa um 11 und um 14 Uhr.

Um das „Erkennen, Schätzen und Bewahren“ gehe es, hatte Christian Berg vor „Oh wie schön ist Panama“ gesagt. Darum geht es immer noch – und natürlich darum, Kinder auf höchstem Niveau zu unterhalten.

Nun also mit einem Ausflug tief in den Dschungel. „Eine wahre Kostümschlacht, bei der fünf Darsteller insgesamt 20 Rollen übernehmen und ganz, ganz viel zum Mitmachen und Mittanzen“, verspricht Christian Berg den Musicalbesuchern.

„Das Dschungelbuch“? 1894 schrieb der britische Autor Rudyard Kipling die Geschichte um das Menschenkind Mogli, das im Urwald mit und zwischen Tieren aufwächst und großartige Freunde findet. 121 Jahre später werden kleine Besucher von Bergs Musicalversion zu Moglis tierischen Freunden, und auch begleitende Väter werden Teil des Bühnengeschehens.

„Es wird immer wieder Interaktionen geben und die ganze Familie wird zu einem Teil der Vorstellung werden“, sagt Christian Berg, „die Kinder werden die Elefantenparade spielen, die mit Mogli durch den Dschungel zieht, oder Väter werden auf die Bühne geholt, um Kokospalmen zu spielen, die Balu den Weg weisen.“ Bergs knappe Botschaft: „Wir machen da weiter, wo viele Kindertheater aufhören.“ Berg selbst wird als Erzähler, Geier, und Schir Khan zu erleben sein, die kongeniale Musik zu Bergs Spiel hat Konstantin Wecker komponiert.