Der Höhlenbär ist Exponat der Eiszeit-Ausstellung Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Alle warten auf den Frühling, das Naturkundemuseum am Löwentor hingegen rüstet sich für die Eiszeit. Derzeit werden die Dioramen runderneuert, am 14. Mai sind dann Höhlenbären, Mammuts und Rentierjäger runderneuert zu sehen.

Stuttgart - Das Skelett des Höhlenbären ist von einer Plane bedeckt. In der Mammutsteppe finden Malerarbeiten statt. Das künstliche Gras sieht für einen Frühling vor 40 000 Jahren noch etwas zu frisch aus. Die Eiszeit-Abteilung im Löwentor-Museum ist noch in Arbeit, aber es geht kräftig voran: Die Affen sind kurz davor, die Schwäbische Alb zu erklimmen, die Wasserbüffel sind bereits an den Neckar zurückgekehrt – auf einem Panoramabild, das den Flusslauf zwischen Kraftwerk Münster und Wilhelma zeigt – zu einer Zeit, als dort afrikanische Temperaturen herrschten. Sechs Wochen bleiben noch, bis die ersten Neugierigen die didaktisch runderneuerte Abteilung durchstreifen werden.

Ab dem 14. Mai werden bei der Ausstellung „Die Mammuts kommen“ vor allem die wolligen Urelefanten für Aufsehen sorgen. Mutter Magda aufgrund ihrer Größe, der kleine Monti, weil er so niedlich ist und so tragisch endet. Schon in der bisherigen Sammlung war ein im Permafrost konserviertes, etwa neun Monate altes Mammutjunges zu sehen gewesen. Die Szene im Löwentor-Museum zeigt den Moment vor seinem Ende: Der Kleine ist gerade dabei, in eine Gletscherspalte zu rutschen.

Abgespielt haben könnte sich die Tragödie etwa auf den Fildern oder auf dem Schmidener Feld, wie Reinhard Ziegler erklärt. Der Leiter der Abteilung für Fossile Säugetiere am Löwentor verrät auch das Geheimnis hinter der Behaarung der Mammutfamilie, die durch die vierjährige Milli komplettiert wird. Das Fell stammt von Bisons und Moschusochsen, was gut aussieht, aber einen großen Nachteil hat: „Es schmeckt auch den Motten“, so der Fachmann. „Inzwischen verwenden wir daher künstliches Haar. Hier müssen wir eben aufpassen, dass alles mottenfrei bleibt.“ Es wäre ja zu schade, wenn Monti, für dessen Entstehung 17 000 Euro an Spenden gesammelt werden konnten, kahlgefressen würde.

Jedes Diorama beruht auf einer realen Fundstelle. Das stark erweiterte Lager der Rentierjäger etwa dürfte vor 15 000 Jahren ganz ähnlich an der Quelle der Schussen in Oberschwaben gestanden haben. Ziegler betont, der Ort sei besonders bedeutend, da dort erstmals nachgewiesen werden konnte, dass in der jüngeren Altsteinzeit Menschen und heute ausgestorbene Tiere gleichzeitig lebten. Neben der Rekonstruktion eiszeitlicher Lebensräume und vielen originalen Fundstücken aus dem Land umfasst die neu gestaltete Abteilung auch weitere Mitmachstationen: So können Kinder die Arbeit an einer Ausgrabung nachvollziehen oder die Kleidung unserer Vorfahren anprobieren.