Die beiden Fotografen haben das tägliche Leben dokumentiert. Foto: Caroline Friedmann

Das Muse-o im Stuttgarter Osten zeigt eine Ausstellung über die Gablenberger Fotografen Adolf und Hans Schlienz. Eröffnung ist am Sonntag, 20. August um 15 Uhr.

S-Ost -

Manchmal kommen bei Entrümpelungen längst vergessene Kostbarkeiten zum Vorschein. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Nachlass der Gablenberger Fotografen Adolf und Hans Schlienz. Eigentlich sollte ein Handwerker die Bilder und Arbeitsmaterialien von Vater und Sohn schon in den 1980er-Jahren entsorgen, er aber hat sie gerettet. So gelangten unzählige Glasplatten, Negative und Kleinbildfilme in die Hände des Stuttgarter Stadtarchivs. Ein zweiter Nachlassteil kam erst im vergangenen Jahr bei einer Entrümpelungsaktion in der Petruskirche zum Vorschein. Eine Auswahl wird nun in der Sonderausstellung „Dorf-Photographen“ im Muse-o gezeigt, die am Sonntag, 20. August 2017, eröffnet wird.

Zu sehen sind zahlreiche Bilder- und Infotafeln. Die Schwarz-weiß-Fotos von Adolf (1877–1950) und Hans Schlienz (1910–1996) stammen aus den Jahren 1909 bis 1984, spiegeln also ganze 75 Jahre Stadtgeschichte wider. „Darunter sind einige noch nie gezeigte Bilder“, sagt der Kurator Ulrich Gohl. Auf den Fotos ist Gablenberg aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen. Sie zeigen die Verlegung der Straßenbahnschienen 1904 und 1905, die Libanonstraße mit der im Krieg zerstörten Matratzenfabrik Rössle & Wanner um 1950 und den Schmalzmarkt zu Zeiten, als dort noch Häuser standen. Zudem haben beide Fotografen ihr Ateliergebäude und ihre Arbeit bildlich festgehalten.

Sehr beliebte Visitenkarten

Auch die Porträtfotografie war für Vater und Sohn Schlienz offenbar ein wichtiges Standbein. So sind in der Ausstellung einige Bilder von Kindern, Erwachsenen und Familien zu sehen. Sehr beliebt, erklärt Gohl, seien von 1880 bis 1919 die „cartes de visite“, also „Visitenkarten“ gewesen. Mit den heute gebräuchlichen Pappkärtchen hatten diese aber nicht viel gemein. Vielmehr, „wurden damals Fotos auf Karton gezogen und dann an Freunde verschenkt“.

Auch bei besonderen Anlässen und Familienfeiern wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen standen Adolf und Hans Schlienz regelmäßig hinter der Kamera. Nur ein Bereich der Fotografie fehlt in ihrem Nachlass gänzlich: „Es gibt keine Bilder von Straßenszenen oder dem Markttreiben“, erklärt Gohl. „Das zeigt, dass die beiden praktisch nur Ereignisse fotografiert haben, für die sie beauftragt wurden.“

Besucher können sich fotografieren lassen

In der Ausstellung sind aber nicht nur Bilder von Adolf und Hans Schlienz zu sehen, sondern auch von vier weiteren Stuttgarter Dorffotografen. Mit Kurzbiografien werden Julius Berthold aus Feuerbach, Friedrich Clar aus Ostheim, Wilhelm Glemser aus Wangen und Wilhelm Schilling aus Möhringen vorgestellt. Außerdem haben sich die Muse-o-Betreiber für die Besucher noch etwas Besonderes einfallen lassen: Sie können sich hinter einer Kulisse als Familien längst vergangener Zeiten oder vor einer großen Gablenberger Ortsansicht fotografieren lassen.