Während die Rinder auf den Weiden rundum das Festgelände gemütlich wiederkäuen, können auf ihrem elektrischen Artgenossen Besucher einen wilden Ritt wagen. Foto: Gottfried Stoppel

40 Jahre Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald und Saisoneröffnung – beim Weidefest am Wochenende im Murrhardter Teilort Vordermurrhärle gab es gleich mehrere Gründe zu feiern.

Murrhardt - Limes, Wald, Schluchten, Fahrradbusse, schöne Mädchen, . . . “, rufen der Landrat Richard Sigel und seine beiden Vorgänger im Amt, Horst Lässing und Johannes Fuchs, abwechselnd als Antworten. Ihre Aufgabe beim Jubiläumsfestspiel im Rahmen des Weidefestes in Vordermurrhärle, das anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald an diesem Wochenende gefeiert wird: sie sollen in 60 Sekunden Begriffe nennen, welche die hiesige Gegend ausmachen.

Was den Schwäbischen Wald aus seiner Sicht auszeichnet, hat der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner zuvor zur Eröffnung der sonntäglichen Geburtstagsfeierlichkeiten bereits erklärt. „Das Landschaftsbild des Schwäbischen Waldes ist die Vorstufe zum Paradis“, verkündete er vollmundig, bevor er anknüpfenden an Gepflogenheiten der Römer, die dereinst durch dessen Wälder zogen, ausrief: „Lasset die Spiele beginnen!“

Wer den Blick von der Arena abwendet und in die Umgebung schweifen lässt, muss Mößner recht geben: Die weiten Wiesen nahe des kleinen Murrhardter Teilorts, auf denen zottelige Galloway-Rinder in aller Gemütlichkeit liegen und wiederkäuen, wirken tatsächlich paradiesisch. Den Straßen- und Bahnlärm aus dem Tal schirmt der Wald ab, der das sonnige Hochplateau umgibt. So wird der Trubel des Weidefestes zu einem eigenen Kosmos. Und wer noch nicht ganz von der Schönheit dieses Fleckchens überzeugt ist, dem führt die Open-Air-Ausstellung „Augenweide“ selbige nochmals eindrücklich mit großformatigen Landschaftsaufnahmen vor Augen.

Regionale Produkte und Saisonstart

Derweil bieten Händler regionale Produkte an, wie etwa Honig, Holzbretter und Hochprozentiges. Im Schatten von Sonnenschirmen und großen Zirkusdächern kann geschlemmt werden. Es gibt unter anderem Grillwürste und Bauernhofeis. Am Freitagabend haben die Geburtstagsfeierlichkeiten begonnen, die sich am Samstag und Sonntag fast nahtlos fortsetzen und zudem den Start in die neue Sommersaison einläuten. Anregungen, was man alles im Schwäbischen Wald unternehmen kann, bietet der Infostand der Fremdenverkehrsgemeinschaft, an dem auch deren neue, grüngewandete Repräsentantin anzutreffen ist, die Waldfee Sonja Bischoff.

Doch jetzt ist die frisch von Landrat Richard Sigel offiziell in ihr Amt Eingesetzte anderweitig gefragt: Gemeinsam mit ihren drei Waldfee-Vorgängerinnen assistiert sie dem Moderator Thomas Weber beim Jubiläumsfestspiel. Mit flotten Sprüchen lässt der Schauspieler des Großhöchberger Theaters Kabirinett die Bürgermeister der Mitgliedskommunen der Fremdenverkehrsgemeinschaft beziehungsweise deren Stellvertreter nach seiner Pfeife tanzen. Da gilt es etwa Tannenzapfen mit Katapulten abzuschießen, aufzufangen und in Mehlsäcken zu sammeln sowie Quizfragen über den Schwäbischen Wald zu beantworten – und das alles unter den wachsamen Augen der Jury, in welcher der Landrat Richard Sigel und seine Amtsvorgänger sitzen.

Treffpunkt für Rinderzüchter

Während Rathauschefs und Stellvertreter unter dem Johlen des Publikums jeden Spaß mitmachen, bleiben die Galloway-Rinder und Zwergzebus, die sich kurz zuvor noch bei einer Zuchtschau der Rinderunion Baden-Württemberg in dem Schauring präsentiert haben, davon offensichtlich unbeeindruckt – ebenso von den Schleifen, welche an den Boxen der Sieger nun prangen, etwa an jener von Gloria.

Das zehn Monate alte Galloway-Kalb hat in der Jüngstenklasse den ersten Platz gemacht, sehr zur Freude seines stolzen Besitzers Rudi Heinzmann und dessen Tochter Lara. Zwei Stunden habe sie die vierbeinigen Schönheit mit dem schwarzen Zottelfell gestriegelt, geduscht und geföhnt, um sie für ihren großen Auftritt herzurichten, berichtet die 21-Jährige, welche die Rinderzucht von ihrem Vater übernehmen möchte. Der Einsatz und die Fahrt von Östringen bei Sinsheim (Kreis Karlsruhe) in den Schwäbischen Wald hätten sich gelohnt, nicht nur wegen des Preises. Die Veranstaltung sei auch eine Gelegenheit sich mit anderen Züchtern auszutauschen, sagen die beiden: „Denn in Sinsheim sind wir die Exoten, hier gibt es dagegen viele Leute, die genauso ticken.“