Diese Stellenanzeige auf Schwäbisch wurde Anfang des Jahres zum viralen Hit. Foto: Screenshot Facebook / World Breschdleng Federation

Eine Annonce auf Schwäbisch brachte einer Firma aus dem Rems-Murr-Kreis eine Flut an Bewerbungen ein – aber auch unerwünschte Post von Rassisten und Juristen.

Murrhardt - Im Januar landete eine Firma aus dem Schwäbischen Wald einen Volltreffer: In einer Stellenanzeige auf Schwäbisch suchte Holp Wegebau aus Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) nach einem „Baggor-Fahror“ und einem „Laschwaga-Fahror“. Voraussetzungen: „Ned bled oaschdelle“ und „an Labba“. „Wenn nex zammareisch und de guad oaschdelsch gibt’s a ordendlich Kohle“, so das Versprechen. Die Resonanz war riesig: „Das kann man sich gar nicht vorstellen. Wir kamen im Radio und in der Bildzeitung“, erinnert sich der Firmenchef Günter Holp. Eine Anfrage vom Fernsehen habe er abgelehnt.

„Wir sind doch auf Migranten angewiesen“

Heute hat die Annonce auf der Webseite der Firma einen eigenen Pressespiegel: Selbst RTL- und Focus-Online, der Nachrichtensender N24 oder die Berliner Zeitung hatten darüber berichtet. Mit dem Medienrummel habe er nicht gerechnet, aber: „Seitdem gelten wir als coole Firma.“

Doch es gab auch Reaktionen, über die sich Günter Holp nicht gefreut hat. „Ich habe zum Beispiel Mails von Rassisten bekommen, die sich gefreut haben, dass ich Ausländer aussortieren würde“, erzählt der Firmenchef. Dabei sei das gar nicht seine Intention gewesen: „Wir auf dem Bau sind doch auf Migranten angewiesen. Solange jemand mich versteht und seine Arbeit macht, ist es mir völlig wurscht, wo er herkommt.“ Deswegen hatte die Firma neben der schwäbischen Anzeige in der Lokalzeitung auch eine hochdeutsche Version auf der eigenen Webseite veröffentlicht.

Anwälte sehen Nicht-Schwaben diskriminiert

Dennoch habe die Anzeige auch findige Juristen auf den Plan gerufen: „Die meinten, es sei ein Verstoß gegen das Gleichstellungsgesetz, weil wir dadurch Nicht-Schwaben ausschließen würden.“ Eine Klage blieb jedoch aus. „Sogar eine Türkin, die in Hannover lebt, hatte geschrieben, dass sie die Anzeige versteht“, meint Holp.

Gefunden hat die Firma damals zwei Mitarbeiter – einen für den „Laschdor“, einen für den „Baggor“. 70 Bewerber hätten sich gemeldet. „Das waren etwa 7000 Prozent mehr als sonst“, sagt Holp lachend. Auch wenn andere Firmen versucht hätten, auf den Zug mit der Anzeige auf Schwäbisch aufzuspringen: Dass sein Beispiel auch die Lösung für die Personalprobleme anderer Firmen ist, glaubt Holp nicht. „Bei denen ist der Zug doch abgefahren, jeder sollte seinen eigenen Weg finden.“ Die Wegebaufirma aus Murrhardt will aber auch zukünftig in Mundart werben: „Wir brauchen bald wieder jemanden aus dem Bereich Maschinenbau“, verrät Holp.