Rolf Gerlach (rechts) kann sich erneut mit der Zuffenhäuser Mundartdichterkrone schmücken, Hans-Ulrich Kauderer belegte den zweiten Platz. Foto: Georg Linsenmann

In der Zehntscheuer in Stuttgart-Zuffenhausen wird die Mundart gefeiert. Und Sieger-Dichter siegen immer wieder.

Zuffenhausen - Mundartdichter-Wettbewerb steht drauf, und was drauf steht, ist auch drin. Hätte Festival draufgestanden, wäre auch das drin gewesen. Wahrscheinlich sogar mehr denn je. Denn bei der 20. Auflage dieser traditionsreichen Veranstaltung des Bürgervereins in der tatsächlich voll besetzten Zehntscheuer stand die Unterhaltung des höchst aufmerksam lauschenden Publikums absolut im Vordergrund. Zumal bei Kombattanten, die sich alle schon mehrfach um die Zuffenhäuser Dialektkrone beworben hatten und nun in bewährter Manier mit neuen Stücken aufwarteten.

Die Reime waren in zwei Runden vorzutragen, wobei die erste ein wenig dem Warmlaufen vor Publikum zu dienen schien. Vollgas gab in der zweiten Runde gleich Hans-Ulrich Kauderer mit einem langen Prosastück über ein nicht mehr aufzufindendes Mobiltelefon, wobei der Hausherr als „Allmachtssempel“ eine Niederlage nach der anderen einzustecken hat. Erst recht nimmt Kauderer das Publikum ein, wenn er sich dazu selbst behände am Flügel begleitet.

Hellwaches Temperamentsbündel

Dass die Lokalmatadorin Hildegard Kieferle, mehrfache Gewinnerin des Wettbewerbs, noch einmal ans Pult trat, war auch für das Publikum schon ein Gewinn an sich. Und wenn die Beine nun nicht mehr voll wollen, im Dichten zeigt sie sich noch immer als hellwaches Temperamentsbündel, das mit Herzenswärme auch der Selbstironie huldigt. „Dr Bauch“, die Leibesfülle, nur Außenhülle – und man wollte gerne glauben, dass das geht: „. . . mit dem Ranza, wia dr Lomp am Stecka danza“. Gut möglich, dass Hildegard Kieferle nicht nur beim Publikum auf dem ersten Rang gelandet wäre, wenn sie noch ein, zwei weitere Stückle vorgetragen hätte.

Professionell ist natürlich nicht nur die Performance von Rolf Gerlach, der mit praller Lust mitten hinein fasst ins Leben – und dabei Stoffe greift, die sich auch zum Witz verdichten ließen. Oder eben im handwerklich perfekt ausgesponnenen Gedicht auch dramaturgisch spannend auf die satte Pointe zutreiben lassen. Das sitzt, das hat Witz. Und natürlich hat Gerlach damit das Publikum auch in Sachen Unterhaltung im Handumdrehen am Wickel.

Dialektische Wendungen und feiner Humor

Eher leise um die Ecke kommen nicht nur direkt daneben die schwäbischen Aphorismen des einstigen Schul-Theologen Harald Fischer, der im ersten Teil eine eher längliche Theater-Szene auf Publikumswirksamkeit erprobte. Man lauscht auch jetzt aufmerksam im Saal, folgt den dialektischen Wendungen, dem feinen Humor, lacht bei den hintersinnigen Pointen, die eine weitere Gehirnwindung in Anspruch nehmen, aber gelegentlich auch erst im zweiten Anlauf lachen lassen: „Was mr älles häd werda kenna. . . !“

Eine „extradicke Saitenwurschd“ serviert Wilfried Albeck, rockt den Saal mit einer dialekt-fetten Schimpfkanonade, setzt dann aber ein sehr, sehr liebliches „Älles wird guat“ an den Schluss. Keine extrem glückliche Dramaturgie, denn im Grunde ist Albeck mit seiner genauen Handhabung der Mundart, mit dem Auslauschen und Abklopfen von Färbungen und Ausdrucksqualitäten des Idioms, ein Favorit für den Mundart-Thron. Die Nase vorn aber hatte in der Summe von Publikumswertung und Jury schlussendlich erneut die vital-barocke Variante von Vorjahressieger Rolf Gerlach. Auf den Punkt brachte der Moderator Helmut Mattern die Veranstaltung mit seinem Schlusswort: „Jeder hat sein Bestes gegeben und uns viel Freude gemacht.“