Friedrich Nagel (links) und Rolf Zondler vor dem Schild zu 100 Jahren Straßenbahn Münster. Foto: Albrecht Conrad

Friedrich Nagel und Rolf Zondler sind ausgezeichnet worden. Bei einem Dankeschön-Abend im Kultur- und Sportzentrum erhielt Rolf Zondler die Ehrenmünze der Stadt Stuttgart. Und Friedrich Nagel ging mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg nach Hause.

Münster - So ist das mit dem Ehrenamt: „Man macht es nicht der Ehrungen wegen“, sagt Rolf Zondler. Neben ihm sitzt Friedrich Nagel und ergänzt: „Da geht es um den Spaß, wenn man etwas bewegen kann.“ Die beiden Münsterer haben in ihren Ehrenämtern so viel bewegt, dass sie im Stadtteil bekannt sind. Setzt man sich mit ihnen im Pflegezentrum für einen Plausch zusammen, serviert die Leiterin des Hauses persönlich den Cappuccino.

So manches Ehrenamt machen die beiden „quasi unfreiwillig“

Und selbst, wenn es ihnen nicht um Ehrungen geht, wurden sie doch für ihr Engagement unlängst von Bürgermeister Werner Wölfle und Bezirksvorsteherin Renate Polinski geehrt: Bei einem Dankeschön-Abend im Kultur- und Sportzentrum erhielt Rolf Zondler die Ehrenmünze der Stadt Stuttgart. Und Friedrich Nagel ging mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg nach Hause.

Dabei machen die beiden so manches Ehrenamt „quasi unfreiwillig“, wie Zondler mit einem Schmunzeln erzählt. „Man bringt sich irgendwo ein.“ Und dann werde man eben gefragt: „Kannst du nicht dies oder jenes auch noch mitmachen?“ Bei ihm habe es beim Deutschen Roten Kreuz angefangen, wo er als stellvertretender Bereichsleiter und Schatzmeister aktiv ist. Seit 2004 setzt sich der 66-Jährige zudem als Sprecher für die Arbeitsgemeinschaft der Münsterner Vereine ein. Auch bei Friedrich Nagel kam ein Ehrenamt zum anderen. Seit einem halben Jahrhundert gehört der 72-Jährige der Freiwilligen Feuerwehr an, er sitzt für die CDU im Bezirksbeirat und war bei mehr als 40 Wahlen als Wahlhelfer aktiv. So verwundert es nicht, dass beide auch bei der Gründung des Arbeitskreises Historisches Münster im Jahr 2001 dabei waren. „16 Gründungsmitglieder waren wir“, erzählt Zondler. „Heute sind wir 65 Personen – immer noch ein kleiner Verein.“ „Klein, aber fein“, so führt Nagel den Gedanken fort, „wie der ganze Stadtteil.“

„Es will ja nicht jeder ein Schild vor seinem Haus“

Wenn die beiden von ihrem Interesse für das historische Münster erzählen, dann klingt die Liebe zum Lokalen durch. Selbst wenn Nagel lachend zugibt, er sei „im Ausland geboren – in Stuttgart“, so redet er dennoch von „wir“, wenn er Münster meint. „Wir sind mehr als 800 Jahre alt: 1192 ist Münster zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden.“ Genau um solche Rückblicke geht es dem Arbeitskreis, wie Zondler erläutert: „Wir wollen, dass die Geschichte von Münster nicht vergessen wird.“ So bringen die Ehrenamtlichen an historischen Orten Münsters oder an Gebäuden, in denen bedeutende Personen wohnten, Hinweisschilder aus Edelstahl an. „Zehn Häuser haben wir schon mit Schildern versehen“, erzählt Nagel.

Geht es nach Zondler, sollen noch weitere dazukommen: „Wir haben eine Liste mit fast 50 Orten.“ Manchmal seien allerdings die Gespräche mit den jeweiligen Hauseigentümern schwierig. „Es will ja nicht jeder ein Schild an seinem Haus.“

Ein Ergänzungsband zum Heimatbuch ist der Traum

Bei Großveranstaltungen im Stadtteil bringt sich der Arbeitskreis mit seinem Blick auf die Geschichte ein. 100 Jahre Straßenbahn in Münster, 80 Jahre Eingemeindung – immer wieder finden sich Anlässe, bei denen die Ehrenamtlichen mit Ausstellungen und Jubiläumsfeiern dabei sind. Sichtbares Zeugnis des Engagements im Arbeitskreis gibt auch der jährliche Kalender. Im November erscheint er wieder, pünktlich zum örtlichen Weihnachtsmarkt vor dem ersten Advent. Für das Jahr 2014 zeigt er Gemälde aus Münster oder mit Motiven aus Münster. „Dafür verwenden wir ausschließlich Kunstwerke, die in unserem Besitz sind“, so Zondler. „Die sind uns von Bürgern des Stadtteils gespendet worden.“

Zuletzt geschieht ganz im Verborgenen eine Arbeit mit hohem Zeitaufwand: „Wir stellen derzeit ein Archiv zusammen“, sagt Rolf Zondler. Die Kommune hat dafür einen Raum unter dem Dach des Rathauses zu Verfügung gestellt. „Dort scannen wir stundenlang Fotos und Zeitungsartikel ein“, erzählt Nagel. Irgendwann, so der Traum des Arbeitskreises, soll aus dieser Arbeit ein Ergänzungsband zum Heimatbuch des Stadtteils entstehen. Die aktuelle Ortschronik endet nämlich im Jahre 1964.