So wie hier auf der „Theo“ häuft sich der Müll häufig am Wochenende; allerdings fehlen dort auch die öffentlichen Mülleimer. Foto: Max Kovalenko

Das Müllproblem in der Stadt zieht weitere Kreise. Neben dem Ordnungsamt beklagt auch das Forstamt die zunehmende Vermüllung. Die Glasscherben auf der Theodor-Heuss-Straße ließen sich aber recht einfach verringern: mit einem Mülleimer.

Das Müllproblem in der Stadt zieht weitere Kreise. Neben dem Ordnungsamt beklagt auch das Forstamt die zunehmende Vermüllung. Die Glasscherben auf der Theodor-Heuss-Straße ließen sich aber recht einfach verringern: mit einem Mülleimer.

Stuttgart - Wenn allerorts die Müllberge sprießen, bleiben die Klagerufe nicht aus. Der lauteste kommt aus den Reihen der Gastronomen, genauer: den Clubbetreibern auf der Theodor-Heuss-Straße. Sie monieren, dass sich auf der Partymeile kein einziger öffentlicher Mülleimer befindet. Auf die sogenannte Theo strömt das Partyvolk jedes Wochenende aus der ganzen Region. Bedingt durch das Rauchverbot treibt es viele von ihnen auf die Gehwege – der ganze Außenraum wird so zur Feierzone. Dass sich hier am Sonntagmorgen die leeren Flaschen, Kippen und Scherben häufen, liegt nahe.

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Die Scherbenflut ist Fußgängern wie Radfahrern seit Jahren ein Dorn im Auge. Der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS) hat sogar ein Scherbentelefon eingerichtet (07 11 / 2 16 - 8 87 00) – die Anrufe dort werden von Jahr zu Jahr mehr.

Insgesamt hat der AWS im vergangenen Jahr 961 Hinweise auf Verschmutzungen erhalten – der höchste Wert seit 2007. Die Mitarbeiter des Abfallbetriebs befreien zwar auch am Wochenende die Stuttgarter Innenstadt von unschönen Hinterlassenschaften. Zur Reinigungszone mit der höchsten Priorität gehört allerdings nur die Königstraße und ihre direkte Umgebung. Nicht aber die boomende Theodor-Heuss-Straße.

Reifen, Matratzen und Waschmaschinen im Wald

Als die Zonen eingeteilt wurden, existierte die Party-Meile in dieser Form noch nicht. Trotzdem haben die Entsorger des Abfallbetriebs in der Innenstadt am Wochenende alle Hände voll zu tun. Im Schnitt sammeln sie von Freitagnacht bis Sonntagmorgen eine Müllmenge von 11,2 Tonnen auf, was einem Volumen von circa 56 Kubikmetern entspricht. Hagen Dilling kämpft ebenfalls mit der Wegwerfmentalität.

Als stellvertretender Leiter des Garten-, Forst- und Friedhofsamtes sieht er die Folgen davon immer häufiger ausgerechnet im Wald. Er leitet gleichzeitig das Forstamt und fischt regelmäßig Grünabfälle und Sperrmüll aus den Stuttgarter Wäldern. „Immer mehr Menschen entsorgen im Wald alte Reifen, Waschmaschinen, Matratzen oder sogar Fernseher“, sagt er.

Bei den happigen Fällen des Sperrmülls bleibt Dilling und seinen Mitarbeitern oft nichts mehr übrig, als das Gerümpel aus dem Graben zu fischen und die Abfallentsorgung zu alarmieren. Zudem leitet er die Vorfälle ans Ordnungsamt weiter. Oft fällt die zweifelsfreie Identifikation der Übeltäter schwer, sagt Hans-Jörg Longin. Der Leiter des städtischen Vollzugsdienstes registriert ebenfalls seit Jahren eine Zunahme von Ordnungswidrigkeiten im diesem Bereich. „Unsere Mitarbeiter durchwühlen die Abfälle und hoffen, dadurch eindeutige Hinweise auf die Verursacher zu finden. Das gelingt aber nur selten“, sagt der Ordnungshüter.

Größere Müllgefäße, häufigere Entleerung?

Die Vermüllung der Stadt ist auch dem Stadtoberhaupt nicht entgangen. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) monierte schon zu Beginn seiner Amtszeit Anfang 2013 überquellende Mülleimer und dachte laut über größere Abfallgefäße und eine höhere Entleerungs-Frequenz nach. Allerdings sind diese Ideen bislang noch nicht zu einer konkreten Maßnahme gereift.

Sein Vorgänger Wolfgang Schuster (CDU), der das Amt 2013 an Kuhn übergab, hatte sich das Thema Sauberkeit gleich zu Beginn seiner Amtszeit auf die Fahnen geschrieben. Er initiierte 1996 die Aktion „Let’s Putz“. Dort treten noch immer einmal im Jahr die Stuttgarter Stadtbezirke gegeneinander an – der Bezirk mit den meisten Teilnehmern gewinnt 3000 Euro.

Die Aktion läuft zwar noch, allerdings ließ die Resonanz zuletzt stark nach. Nur noch 1830 Stuttgarter nahmen im Rahmen der Aktion 2013 den Besen in die Hand. 2012 lag diese Zahl noch bei 2700. Gunter Schmidt ist der designierte Geschäftsführer des Vereins „Sicheres und sauberes Stuttgart“, der die Aktion organisiert. Er führt den Rückgang auf den Personalwechsel an der Spitze zurück – erst vor Kurzem hat er den Posten übernommen. Jetzt geht er wieder in die Offensive: In den Bezirksbeiräten und der Bevölkerung will Schmidt stärker für die Aktion „Let’s Putz“ werben.